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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.10.1855
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1855-10-17
- Erscheinungsdatum
- 17.10.1855
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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1855.^ 1811 ausqebildet wird. Mehrfach hatte ich Gelegenheit, diesen letzteren Fall wahrzunehmen. Der Lehrling bekam in den ersten Jahren gar nichts, auch nicht das mindeste von wirklich buchhändle rischen Arbeiten; er mußte austragen, packen, laufen und aller- hvchstens die Leihbibliothek und den Journalzirkcl besorgen und viel leicht noch die Journale übcrschreiben. — Wie soll ein junger Mensch in einem Jahre alles nachholcn uno lernen, wovon er vor her vielleicht nicht einmal eine Idee hatte! Später drängt sich Neues auf Neues, was er lernen soll, und er, der bis jetzt quasi als Lauf junge servirte, soll Knall und Fall als oberster Arbeiter präscntiren! Die richtige Art und Weise, einen Lehrling anzulernen, er scheint meinem Erachten nach diese, den Lehrling sogleich in den Buchhandel einzuführen, ihm nach und nach in gewissen Terminen, wie er sich nun gerade fähig zeigt, neue Arbeit zu übertragen, damit sein Geist nicht abgespannt wird. — Ein selbstständiges Urtheil hier über aufzustellen, würde zu gewagt erscheinen, weil eines jeden Mei nung hierüber verschieden ist, und begnüge ich mich, einen kurzen Abriß meiner Lehrlingsjahre aufzustcllcn und die Lernart wiederzu geben, die einer der berühmtesten Lehrherren bei mir anwendete. Ich habe stets diese gebilligt und bin späterhin von denselben Grund sätzen ausgegangcn, wie mein Lehrherr, die ich schon im Obigen nic- derlegte. Ich begrüßte den Buchhandel im Monat Januar. Wenn auch nicht schwere, grobe Arbeit mich erwartete, so doch anstrengende, und vorzüglich für mich, der ich, von schwachem Körper, dieser Arbeit ungewohnt war. Ich mußte ungefähr 14 Tage hindurch diverse Verlagsartikel completiren, wo mich mein Principal durch seine Tä tigkeit selbst dabei tüchtig anspornte; sodann überschrieb ich die Briefe, welche Arbeit schon mehr den Geist berührte und welche, nebst einigen unbedeutenden Geschäften, bis zur Remittendenzeit dauerte. Jetzt gab's eine harte Zeit! Es wurde mir das Paquete- packen gezeigt und die zum Ballenpacken nöthigen Instructionen beigebracht; ich legte selbst mit Hano dabei an und wunderte mich l selbst über meine Geschicklichkeit in der Schueiderkunst beim Nähen oes Ballens; inzwischen lernte ich auch die Leihbibliothek und den ^Journalzirkcl besorgen- — Die Meßzeit war vorüber und mit ihr ldic nölhigstcn Arbeiten. Ein ansehnliches Meßgcscheuk machte 'mich noch fleißiger — Jetzt nahm mich mein Herr selbst unter seine tZucht und beschäftigte mich mehr mit schriftlichen Arbeiten. Er dictirtc mir ein paar Male Briefe an den Eommissionair, wofür jetzt Avise gebraucht werden, und ließ sie mir dann selbstständig schrei ben, sah sie aber durch und Unterzeichnete sic- Darauf trug ich unter Anleitung in die Strazze für Kunden ein und lernte allmählig den Unterschied zwischen Oräinsi, und blelto im buchhändlerischen mnnc und Gebrauche, sowie die Rabatt-Verhältnisse; durch Ein- äumcn der Neuangekommenen und vom Ansichtversenden zurückgc- kehrten Bücher in das Sortiment, lernte ich dasselbe kennen und die Buchstabenzeichen der Buchhändler- Beständig schrieb ich auch die Briefe in's Eopierbuch ab, um mir einen guten Geschäftsstyl anzu eignen, was auch von mir gut benutzt wurde. Dadurch bekam ich aber auch Interesse für unser Geschäft, indem ich die Angelegenhei ten desselben kennen lernte- Den Verlag bekam ich nun auch unter die Hände; ich mußte mich mehrere Tage in den Niederlagen Um sehen und eine Inventur aufnehmen, was keine der besten Arbeiten war, da große Stöße aufgemacht, andere zugemacht werden mußten. Die Ballenpaquete zeichnete bis jetzt mein Principal selbst aus und dictirte sie mir unter genauer Repetition von meiner Seite in die Strazzcn. — 1. Juni- — Ich wurde nun zum Verkauf vollkom men angelernt, mußte die buchhändlerischcn Bestellungen auf un fern Verlag expcdiren, d. h. die Facturen dazu schreiben und die "Eremplarc aufsuchen. Nach und nach durfte ich nun auch selbststän dig die Strazzen führen, die Briefe schreiben rc. — 1- August. — Es wurde mir nun das Auszeichnen der Nova-Paquete übergeben. Dies war für mich ein großer Fortschritt! Ich bekam nun die Neuig keiten zuerst unter die Hände, konnte in ihnen blättern und lernte den literar- Markt näher kennen. — 1. September. — Ich trug jetzt die Buchhändlerfacturcn in das Hauptbuch ein, bekam auf die Weise nochmals die Neuigkeiten zu Gesicht und wußte nun ziem lich sicher, welches Buch auf Lager war oder nicht. — Die Bestel lungen des Publikums hatte ich schon seit Juli verschrieben — Den Winter brachte ich unter Repetition des Gelernten zu, — 8 Tage verreiste mein Herr mit dem Gehilfen einmal, — bis ich gegen Neujahr endlich auch das Einträgen in die Hauptbücher der Kun den lernte. Nun hatte ich in einem Jahre die Grundlagen des Buchhandels inne. — So weit wörtlich aus meinem Tagebuche! — Die übrigen 3 Jahre galt es nun, mich zu befestigen! Ich wurde mit den Verlagsunternehmungen genauer bekannt gemacht, lernte Rechnungsabschlüsse w- machen, und war nun im Stande, meinem Herrn nützlich zu sein- Das Commissionswesen bekam ich erst im 4. Jahre in meine Hände. Habe ich durch diese Zeilen eine Aufmunterung an einige Lchc- herren, ihre Lehrlinge frühzeitig in den Buchhandel einzuführen, bezweckt, so ist die Absicht erreicht. Selbst darf ich mir schmeicheln, daß dieses Lehrsystem bei mir von gutem Erfolg war, und ich wandte es bei meinen Lehrlingen mit bestem Erfolge an. Um persönlichen Angriffen sogleich zu entgegnen, wähle ich die Anonymität, woran die Redaction keinen Anstand nehmen möge; Belehrungen über die Lehrart selbst nehme ich dankbar an. XXX. E. M. Heilbutt in Altona. Das Verschiedenartige, dabei aber in sich innig Verwandte, was wir in diesem Blatte und anderwärts über die obige Firma ver nommen, wird wohl jedem Buchhändler ein richtiges Bild vom Cha rakter des oftgenanntcn Collcgen entworfen haben. Es kann nicht im Zwecke dieser Zeilen liegen, nochmls das „alte" Lied über diesen Gegenstand anzustimmen. Diejenigen, die durch einst erlittene herbe Verluste an das Andenken dieses Mannes gekettet sind, werden dennoch eingesehen haben, daß hier ein jedes „Recht" den Kürzeren zieht, und daß die „Klugheit" warnend gegen jeden nachträglichen nunmehrigen Schritt zur „Wieder erlangung" des, wenn auch noch so ungern verloren Gegebenen auftritt- Sollte aber dieselbe „Klugheit", die im geschäftlichen Leben nun einmal Tausende mit immer sich gleichbleibendem heiteren Blicke da opfern muß, wo uns das große und schwere Wort „Verloren" seine unwiderlegbare Geltung entgegenhält, sollte, sage ich, dieselbe „Klug heit" nicht da ein Feld dankbarer und lohnender, und wenn es nicht anders sein sollte, rächender Wirksamkeit entdecken, wo wir dem Momente und der Zukunft wiederum abgewinnen können, um was uns die Vergangenheit so herbe betrog! — Und wie könnte wohl dies Princip seine praktische und factische Anwendung auf den vorliegenden Fall finden ! ? Ich meine, hier gerade ist der „deutschc Buchhandel" mit den natürlichsten Mitteln ausgestattet, seine volle Kraft innerhalb seiner so vollendeten Organisation zu entwickeln! — Liegt es nicht in seiner Macht: einem Manne, dessen Verfah ren ein moralisch ungünstiges Urtheil über ihn so offenkundig ge fällthat, einem Manne (cs liegt hier nah genug, auch über den uns vorliegenden Fall hinaus zu blicke»), dessen Handlungsweise uns keine unbedingten Garanlieen für unser, ihm nothwendig zu zollen des Vertrauen bietet, einem solchen Manne, so hart es ihn im klebrigen auch treffen möchte, einen „Riegel" vor seine fernere Thätigkeit innerhalb unseres Geschäftsvcrbandcs zu schieben! ? — Da liegt denn gleichzeitig für uns der „Schutz vor ferne- 263*
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