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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1853
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1853-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1853
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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1894 mit dem vor einem Jahre muß uns überzeugen , daß, wenn nicht an Qualität, an Quantität sie bedeutend zuqenommen hat. Beinahe mit jedem Monat sind hier in letzter Zeit neue Buch handlungen oder Agenturen von alten erstanden. Die eine legt sich auf diesen Zweig der Literatur, die andere auf jenen. Was die all gemeinen Buchhandlungen anbetrifft, so besitzen wir deren hier drei deutsche, deren Geschäfte ziemlich bedeutend sein müssen, nebst meh reren kleineren, religiösen oder sich mit einem anderen spcciellcn Zweige befassenden Läden. Nach den in den Zollhausberichten ver zeichnten Angaben über den Import von Büchern kann nickt wohl «in Urtheil über den wirklichen Gebrauch gefällt werden, indem, wie schon bemerkt, fast jeder gebildete Einwanderer eine kleine Bibliothek mit hcrüberbringt, und religiöse Gesellschaften, deren Verbrauch nicht unbedeutend ist, ihre Werke selbst importircn. Der amerikanische Buchhandel, so wie auch der Verlag dessel ben, ist andererseits enorm, und es thut uns leid, nicht augenblick lich etwas Ausführliches darüber mitthcilcn zu können. Die ältesten Buchdrucker-Etablissements befinden sich in Boston, wo auch die ge diegensten Werke bisher verlegt worden sind. Die größten Buch handlungen aber und wahrscheinlich die größten Druckereien sind wohl in Newyork- Nach der Ausdehnung des hiesigen Buchhandels kann man sich auch einen ungefähren Begriff machen von der Aus dehnung der Papiersabrikation; doch bildet das zu Büchern verwandte Druckpapier vielleicht nicht den größten Posten in der Rechnung der Papiermühlen; wir glauben vielmehr, daß diesen die Zeitungen aus- machcn, was nicht auffallen wird, wenn wir bemerken, daß in der Stadt Newyork allein im Ganzen etwa 200 Zeitungen erscheinen, periodische und Tageblätter nicht mit gerechnet, von welchen manche eine Auflage haben, wie kein Blatt in Deutschland seines Gleichen hat. Wir haben zum Beispiel Ursache zu glauben, daß die hiesigen Blätter „Tribüne" und „Herold" jedes wenigstens für hunderttausend Dollars Papier jährlich verbrauchen. Hiernach wird man auch bcur- theilen können, ob die Einfuhr von Druck-, gewöhnlichem Schrcib- und Post-Papier von Deutschland aus der Mühe lohnt. Diese Artikel können den Zoll nickt tragen und nicht so billig geliefert werden, wie das hiesige Fabrikat. Was das Schreib- und ordinäre Post-Papier anbetrifft, so tritt noch der Umstand hinzu, daß das hier bereitete Papier linirt und also zum Gebrauch für den Ameri kaner viel bequemer eingerichtet ist als das deutsche. Nur die feine ren Sorten von Post-Papier, kolorirtes und Gold- und Silber-Pa pier können hier mit Vortheil vcrwerthet werden, und diese werden denn auch in bedeutenden Quantitäten importirt. Auch das beim Zeichnen verwendete durchsichtige Papier wird hier noch einigermaßen Absatz finden können. Hier weiß man nichts von einer Buchhandlermesse. Man gibt die Werke heraus, und gleich nach deren Erscheinen werden alle Hebel in Bewegung gesetzt für ihren Absatz. Ist das Werk von einiger Wichtigkeit, so wird es in allen Blättern in Stadt und Land von den dort wohnenden Buchhändlern, an die es entweder in Kommis sion oder auf Bestellung geschickt wird, angckündigt. Jeder Buch händler hat seinen eigenen Katalog. Ein je besserer Geschäftsmann der Verleger ist, desto besser werden seine Werke abgchen. Ist das Buch auch noch so wecthvoll, der Verfasser noch so beliebt und be rühmt, sein Buch wird nicht gekauft werden, wenn der Verleger für die Sache nichts thut. Die Journale von Eharlcston melden mit einer gewissen Wchmuth, daß die Werke des großen Ealhoun bestaubt in den dortigen Buchladcn liegen und keine Käufer finden. Und woher kommt dicß? Klingt der Name Ealhoun's nicht eben so weit wie der eines Clay und Webster? War er nicht ein eben so großer Denker, Staatsmann und Redner, und dabei konsequenter als diese? Sicherlich war er's; aber seine Werke wurden in Eharlcston, viel teicht in einer unbedeutenden Buchhandlung verlegt; man bildete 145 sich wahrscheinlich ein, das Publikum werde sich um die Werke des großen Tobten reißen. Nicht doch; der Verleger hatte die amerika nischen Sitten, die amerikanischen Gewohnheiten mißkannt. Er an- noncirtc nicht. Sprecht von Humbug und Eharlatancrie des Ameri kaners — vielleicht habt Ihr nur zum Thcil Recht- In Deutsch land, wo verhältnißmäßig so wenige Ereignisse das öffentliche Leben bewegen, wo die Geschäfte des Individuums und namentlich des jenigen, welches um die Literatur sich kümmern kann, einen so ruhigen Gang gehen, kann man den Erscheinungen auf diesem Ge biete, in dem Zweige, wofür man sich interessirt, leicht folgen. Hier aber, wo tausend Dinge in einem Tage unser Interesse für die Ocffcntlichkcit in Anspruch nehmen, wo uns die Morgen- und Abendblätter mit der völligsten Ungcnirthcit über die Welt-, Staats und Lokal-Ereignisse in Kcnntniß setzen, an unser Urtheil, unsere Bürgerpflicht, unser Interesse in diesem und jenem Punkte appel- liccn, hier, wo der Geschäftsmann (und hier ist fast Jeder Geschäfts mann, Pastor und Küster nicht ausgenommen) vom Morgen bis zum Abend „duox", d. h. dabei ist, für das Wohl der Welt oder für sein eigenes zu wirken: da ist cs nützlich und zweckmäßig, die Aufmerk samkeit des Publicums auf den Gegenstand zu lenken, wovon man will, daß cs Notiz nehmen soll. Das Erscheinen eines neuen Buches re- geht sonst an seiner Aufmerksamkeit vorüber, weil sic von näher liegenden Gegenständen in Anspruch gemommen wird- Es ist daher oft das, was man Humbug zu nennen beliebt, nichts weiter als eine Nothwendigkcit, eine zweckmäßige Berücksichtigung und Benützung der Verhältnisse, wie sie sind. So ist's hier in allen Dingen — so auch im amerikanischen Buchhandel. Die kleineren und mittleren Buchhändler, ja mit Ausnahme derer in Newyork und Boston, fast alle Buchhändler, verbinden mit ihrem Geschäft einen Handel in Schreibmaterialien (8tstionsr;) und verschiedenen anderen damit zu verbindenden Dingen, als Spiel karten rc. In Newyork gibt's auch Buchläden, die sich blos auf den Verkauf von periodischen Schriften, Broschüren, kleinen Ro manen, Novellen und Mordgeschichtcn beschränken. Ein nicht un-, bedeutendes Geschäft muß mit der hier zahlreichen Menge von „flie genden Buchhändlern" (Pcddlcrn) gemacht werden. Die Deutschen sind gemeiniglich zu diesem Geschäft zu steif und unbchilflich, wahrend die amerikanischen klevo-bo^o sich zu diesem Treiben vortrefflich heranbildcn. Unter den deutschen literarischen Schätzen begegnen wir mit Freuden zuerst dem klassischen Verlage der I. G. Eotta'schen Buch handlung in Stuttgart. Die Agenten Cotta's, die Herren Hei nrich und Schmidt in Newyork, haben durch geschmackvolle Auf stellung der Bücher in einem Glasschranke sehr Vieles dazu beige- tragcn, daß, abgesehen von dem wirklichen Werthe, genau dieser Theil der deutschen Literatur vom Publikum am meisten beachtet wird. Die schönen, geschmackvollen Einbände tragen hierzu natür lich auch bei. Wir finden hier die große Oktav-Ausgabe von Göthe in 30 Bänden, ein Meisterwerk typographischer Ausstattung, ebenso Schiller in der zehnbandigen großen Octav-Ausgabc. Dann Kaul- bach's Reineckc Fuchs, splendid in roth Kalbleder gebunden. Wenn Herr v. Eatta sich entschlösse, einen englischen Text zu den Kaul- bach'schen Skizzen zu drucken, so möchten wir ihm bei der anerkann ten Thätigkeit seiner Agenten ein gutes Resultat versprechen. Die Amerikaner verweilen mit herzlicher Freude bei den Bildern und be dauern , den Text nicht verstehen zu können. Wir hoffen, daß Herr von Cotta den Wink berücksichtige. Außerdem finden wir hier noch die protestantische Ausgabe der Bibel mit wirklich guten Holzschnitten, die der „Nibelungen Noth", illustrirt nach den schönen Zeichnungen von Julius Schnorr von CarSIKfeld und Eugen Ncurcuther, sowie die niedlichen Miniatur-Ausgabkn von Frciligrath's, Gcibcl's, Ker- ner's, Kinkel's, Platen's, Schwab's, Uhland's, Aedlitz's, Göthe's,
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