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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1855
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1855-11-30
- Erscheinungsdatum
- 30.11.1855
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- Deutsch
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2172 1^? 150 bewegt, sic ahnen nicht, daß das literarisch ausgcgcrblcNorddcutsch- land vielleicht in ver nächsten Generation schon sein Leben vom Sü den wird wieder gewinnen muffen." — Im Jahre 1843 entwickelte sich die Krankheit, die ihn von dieser Erde hinwegnahm; doch selbst auf dem Krankenlager und im Belte arbeitete er mit größter An strengung und fand noch Zeit, den lebhaftesten Briefwechsel mit Boisserec, Ullmann, Bunsen, Neander, Dorner, Eichhorn, Mailath häufig in sehr ausführlicher Weise zu unterhalten, Hagenbach's Wesen und Geschichte der Reformation und Rankc's deutsche Ge schichte zu lesen. Mit Ruhe sah er seiner Auflösung entgegen. Schon 1825 schrieb er an Besser: „Sterben werde ich gern, man bekommt es satt, die unendlichen Zwiebelschalen von der Wahrheit abzuknaupeln." An Dorner schrieb er vom Krankenbett aus: „Das Bewußtsein, daß nun der Lebenslauf gänzlich abgeschlossen hinten liegt, ist ein eigentümlicher Zustand; mir kein nieder- schlagender, sondern zur Ruhe erhebender; ich bin mit Dank zu Gott erfüllt." Sein Trost im Sterben war das 15—17. Cap. des Evangelium Johannis. Am 9. Mai 1843 schloß er das geführte Tagebuch; er wurde immer schwacher, eine Kopfcose war zu der Krankheit noch hinzugctreten. Am 18. kündigte ihm der Arzt an, daß er bald überstanden habe, und unter Gebet verließ er diese Well. Hiermit schließt der Biograph auf die würdigste Weise; der Eindruck, den die letzten Tage und Stunden dieses Gerechten auf den Leser gemacht, bleibt in seiner vollen Starke. Wozu aber auch noch Worte? Das Bild des Trefflichen konnte durch eine Nachrede in uns nicht gehoben werden. Wir legen ungern ein Buch aus den Händen, das uns so viel Genuß gewährt hat. Noch einige Worte zum Schluß. Würdig stellt sich diese me moirenartige Biographie an die Seite der hervorstehcndsten Erschei nungen der Neuzeit in dieser Art, an Werke, die, wie die Lebens nachrichten über Niebuhr, Droysen's Leben Vork's, Srein's Leben von Pertz, in dieser flachen, blasirten Zeit so höchst wohlthuend wir ken. Die Männer, über die solcbe Biographien geschrieben werden können, werden immer seltener. Wir sind dem Sohne des Geschie denen für dies Nationalwerk zu großem Danke verpflichtet, und der bescheidene P. hatte früher nie daran gedacht, daß sein Leben auch noch nach dem Tode fruchtbringend sein könne. Noch 1842 schrieb er an Runge: „Meine Papiere seit 1813 werden, wie die früher», ihren Untergang finden; Niemand wird aus dem großen Wüste das Werthvolle heraussuchcn, und warum auch sollte es geschehen ? Wir werden als Einzelne einzig und allein von Gott beachtet; vor den Menschen verwehen wir in der großen Geschichte, wie ein Blatt im Herbst. — Und hätten wir die Einzelheiten unsers Lebensganges mit allerFrische des Geistes niederschreiben wollen und können, wer würde cs lesen? Vielleicht kurz nach unserem Tode ein paar Freunde, später höchstens ein Liebhaber alter Historien, es sei denn, daß die Aufzeich nung zugleich ein dichterisches Kunstwerk ist, wie Goethe's Wahrheit und Dichtung, welchem nicht der Inhalt, sondern die Form blei bendes Leben giebt." Es ist anders gekommen, nicht nur das reiche Leben unsers P-, auch die Form hat die verdiente Anerkennung ge funden; nicht nur die Buchhändler, die zunächst an diesem Buche bctheiliget, auch das ganze gebildete Publicum hat das regste Inter esse daran genommen, nach wenig Jahren sind drei Auflagen des 1. und 2- Bandes nöthig geworden. Perthes Name wird stets ein Stolz des deutschen Buchhandels sein, d. h. des chrenwerlhen, der das schöne Gefühl in sich hegt und pflegt, der Vermittler zwischen Wissenschaft und Volk zu sein; des Buchhandels, der nicht um der Procente willen vas Schlechte eben so gut verbreitet wie das Gute- Wir hoffen, daß der edle Geist unsers P. durch dies Werk auf unsere jünger» Freunde erhebend wirken, wir hoffen, daß der dadurch aus- gcstreute Same einen guten Boden finden wird. Das Testament, das er uns hinterlassen, muß Jeden anspornen auch ein Perthes zu werden! Eduard Dcrgcr. Aus Leipzig. Die großen Ucbelstänvc, welche aus dem Eonflict der das lite rarische Eigenthum betreffenden deutschen Gesetzgebungen sowohl untereinander als mit den betreffenden Beschlüssen des deutschen Bundes entspringen, sind bekannt, und das Bedürfniß einer klaren, für das ganze Bundesgebiet geltenden Gesetzgebung ist ein allge meines und dringend gefühltes. Der Börsenvorstand hat diesem Mißstand seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und in mehr fachen Eingaben u. s. w. mehrfach darauf hingewiesen. Mit anerkennendstem Dank muß erwähnt werden, daß das Königl. Sächs. Ministerium des Innern (durch Rescript der Königl. Kreis- direction vom 16. Febr. l. I.) den Böcsenvorstand von seiner Ge neigtheit in Kenntniß setzte, bei der Bundesversammlung ent sprechende Anträge auf durchgreifende Abänderung und Vervoll kommnung der Nachdrucks-Gesetzgebung durch das Königl. Mini sterium der auswärtigen Angelegenheiten zu stellen, und den Bör- scnvorstand auffordcrte „zu weiterer Auslassung und bestimmten „Vorschlägen für die Formulirung der Grundsätze, welche den „vorhandenen Bedürfnissen rc. abzuhelfen geeignet erscheinen-" — Der Böcsenvorstand war der Ansicht, daß die von der Königl. Sächs. Regierung ergangene Aufforderung einen willkommenen Anlaß dar biete, sich über dieVerbesserung der das literarische Eigen thum betreffenden Gesetzgebung auszusprechcn. Er hatte zu diesem Zweck (auf Grund des §. 29 des Statuts) sachverständige Mitglieder des Börsenvereins aus allen Theilen Deutschlands zu den Bcralhungcn cingeladen, welche über den fraglichen Gegenstand gepflogen werden sollten, — auch die Leipziger Deputation des Buch handels freundlich aufgeforderl, sich bei diesen Berathungen durch Abordnung einiger ihrer Mitglieder zu betheiligen. Diese Berathungcn begannen den 19. November l- I. in der Buchhändler-Börse, und waren dabei anwesend (außer dem Börsen vorstand, vr. Veit aus Berlin, W. Engelmann aus Leipzig und B- Perthes aus Gotha) die Herren Frommann aus Jena, E. Vie weg aus Braunschweig, G. Reimer aus Berlin, Lechner aus Wien, Oldenbourg aus München, Heinr. Brockhaus, Hirzel und llr. Härtel aus Leipzig; —außer diesen waren geladen die Herren Heinr. Erhard aus Stuttgart, Friedrich Beck aus Wien, A. Knittel aus Karlsruhe, Gust- Marcus aus Bonn und F. G. Becker aus Gotha, leider aber waren diese fünf Letztgenannten zu erscheinen verhindert. In neun Sitzungen vom 19. bis zum 24. November wurden alle Verhältnisse und Gesetzes-Bcstimmungen gründlich erwogen; als Unterlage der Verhandlungen diente die auf Veranlassung des Börsenvorstandes verfaßte und dem Druck übergebene Schrift des als Protokollführer zugezogenen Rechtsanwalts vr. Volkmann: (Zusammenstellung der gesetzlichen Bestimmungen über das Urheber- und Verlagsrecht.) Das hiedurch gewonnene Material (Grundsätze zu Vorschlägen für eine allgemeine deutsche Gesetzgebung über literarisches Eigen thum rc.) wird nun zu einer Denkschrift ausgearbeitet werden, auf welche s. Z. zurückzukommen wir uns Vorbehalten- Wir dürfen die Hoffnung aussprechcn, daß diese Schritte der deutschen Litera tur, und somit auch dem Buchhandel Nutzen bringen werden. Die angeführte Volkmann'sche Schrift wird demnächst allen Mitgliedern des Börsenvereins der deutschen Buch händler gratis zugehen und, wie wir glauben, denselben eine willkommene und nützliche Gabe sein.
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