Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1855
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- 1855-11-21
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- 21.11.1855
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1855.^ 2095 schritt dcr Buchdruckerkunst, der sich in der gegenwärtigen Aus stellung zu Paris bemerkbar macht, ist um so anerkcnnenswerther, da er den Büchern von starker Verbreitung zugute kömmt. Der bezeichnete Fortschritt der Buchdruckerei ist eben ein Er- gebniß dcr Fortschritte, welche in den der Buchdruckerci zu Hülfe kommenden Industriezweigen gemacht worden sind. So hat zuerst die ihrer Natur nach die Aufmerksamkeit des Publicums wenig auf sich ziehende Fabrikation der in der Buch- druckcrci angewandten Tinten in den letzten Zeiten bedeutende Ver besserungen erfahren. Zu diesen Verbesserungen hat der Holzdruck, zu welchem sehr reine Tinten erfordert werden, nicht wenig beige tragen. Wenn auch das Urtheil über die Güte der Tinten seine Bestätigung erst durch die Zeit erhalten kann, so muß man doch jetzt schon anerkennen, daß die ausgestellten Druckproben sich durch reine und schöne Farben vor früheren auszeichnen. Die in der Fabrikation des Papiers gemachten Fortschritte sind für den Fortschritt der Buchdruckerkunst auch von Bedeutung. In den letzten zwanzig Jahren hat dieser Industriezweig großartige Ver besserungen erfahren, indem nach und nach fast für alle Operatio nen dieses Industriezweiges Maschinen in Anwendung gekommen sind. Das Papier, besten Gebrauch zum Schreiben schon im hohen Alterthum vorkömmr und älter ist, als der des Pergaments, ist im Laufe der Zeit aus verschiedenen Stoffen gemacht worden: aus der Rinde der Papyruspflanzc, aus Baumwolle, aus Linnen, aus Hanf u. s. w. In Folge des Mangels an leinenen Lumpen ist man in neuerer Zeit auf die Baumwolle zurückgekommcn. Die Festig keit, durch welche die Papiere dcr früheren Jahrhunderte sich aus- zeichncn, kann dem heutigen Maschincnpapier im Allgemeinen nicht nachgcrühmk werden. Es fehlt indessen heutzutage nicht an Be mühungen, den Papieren die frühere Festigkeit zu geben, ohne den billigen Preis zu steigern. Das Bleichen des Papiers ist Gegen stand fortdauernder Versuche. Die Fortschritte, die man in neuerer Zeit in dcr Kunst, die Lettern, die Vignetten, die Arabesken und überhaupt die Verzie rungen aller Art zu gravircn und zu gießen, gemacht hat, sind der Buchdruckerkunst natürlich auch zugute gekommen. Die von den Graveuren und Schriftgießern ausgestellten Gegenstände beweisen, daß man seit der Ausstellung von 1849 sich mehr und mehr hat an gelegen sein lasten, in den Formen den Gesetzen des guten Ge schmacks, von denen vor zwölf bis fünfzehn Jahren einige Heraus geber von Büchern sich zu entfernen sich haben einfallen lassen, zu entsprechen. Vorzugsweise verdient dcr geschickte Graveur Herr Derring genannt zu werden; ihm verdankt die Typographie Ver zierungen von untadeligem Geschmack. Im Jahre 1849 hob die Jury unter seinen Erfindungen auch die hervor, die Formen für die Drucklinicn so cinzurichtcn, daß man damit die mannigfaltigsten Figuren zusammensetzen kann- Auf der diesjährigen Ausstellung befindet sich ein Bild von Guttenberg, welches ein Schriftsetzer, Herr Victor Moulinet, aus typographischen Linien zusammengesetzt hat. Um dieses Bild zu Stande zu bringen, hat Herr Moulinet gegen 20,000 Stücke, von denen einige für das unbewaffnete Auge kaum wahrnehmbar find, zusammensetzcn müssen. Das auf typo graphischem Wege zu Stande gebrachte Bild hat die Feinheit und Schönheit der besten Zeichnung. Die Galvanoplastik gewinnt unter den der Typographie förder lichen Industriezweigen von Tag zu Tag mehr Bedeutung. In der gegenwärtigen Ausstellung begegnet sie uns in dieser Beziehung unter verschiedenen Gestalten. Dcr elektrische Strom dient z. B. dazu, eine in Blei abgcnommene Platte mit einer Kupfcrlage zu versehen, die den Lettern eine größere Dauerhaftigkeit qiebl; wäh rend man, um fünftausend bis sechstausend Exemplare irgendeines Schemas abzudrucken, die bleierne Platte mehrere Male erneuen muß, kann man mit Einer galvanisch verkupferten Bleiplattc noch viel mehr als so viele Exemplare drucken. Ferner wird die Galvano plastik auch angewandt, um solche Zeichen, die sich gleich bleiben, wie die Poststempel, gleichzeitig in großer Anzahl zu Stande zu bringen. Auch die einzelnen Lettern hat man versucht galvanisch mit Kupfer zu überziehen- Die ersten Versuche dieser Art sind in Nord-Amerika gemacht worden; sie haben aber wegen der zu großen Kosten und wegen des Umstandes, daß der Kupfer - Ueberzug den ein zelnen Lettern eine verschiedene Dicke gegeben, bisher einen prak tischen Nutzen für die Typographie nicht gehabt. Ein Herr Sirasse, von dem Proben galvanisch verkupferter beweglicher Lettern zur Aus stellung gegeben sind, hat sich Mühe gegeben, den beiden genann ten Uebelständen abzuhelfen. Man darf dreist behaupten: wenn die Typographie in der näch sten Zukunft große Fortschritte machen wird, so wird sie dieselben der Anwendung der Elektricität und der des Lichts verdanken; denn neben der Galvanoplastik gewinnt auch die Photographie immer mehr Bedeutung für die typographische Druckkunst. Eroberungen dieser Art, weit entfernt, die Kunst, auf deren Kosten sie gemacht werden, zu beeinträchtigen, tragen vielmehr in den meisten Fällen dazu bei, sic zu bereichern. Ein Beispiel bietet die Lithographie dar, welche sich Manches von der Typographie an- gceignet hat; die letztere hat aber dadurch nicht verloren, sondern gewonnen. Bekanntlich besteht die Kunst der Lithographie darin, eine Schrift oder eine Zeichnung von einer Steinplatte, auf die sic verkehrt gezeichnet ist, auf Papier abzudcucken. Beim lithographi schen Druck kömmt cs besonders in Betreff der Zeichnungen darauf an, daß das Original vollkommen treu und genau, ohne Härte und ohne Verschwommenheit, wiedcrgegebcn werde. Die Pariser Aus stellung enthält Proben lithographischen Druckes von bewundcrns- werther Schönheit- Auch die Lithographie in Farben bietet Leistun gen dar, die Staunen erregen- In den auf diese Weise abgebildeten Pflanzen, Kicchcnfcnstern, Wappenschildern u.s. w- sind die Farben töne so schön, wie vom tüchtigsten Maler, wiedergegebcn- Zum Schluß wollen wir hier noch die auf dcr Ausstellung eben falls vertretene Kunst des farbigen Stahldrucks erwähnen, eine Kunst, die auch als die „Gravirkunst mit vier Platten" bezeichnet wird, weil man in ihr vier Stahlplattcn anwendet, von denen jede ihre Farbe hat: die eine das Gelb, die andere das Blau, die dritte das Roth, die vierte das Schwarz. Durch die Mischung dieser vier Farben werden die mannigfaltigsten Farben und Farbentöne hervor- gebracht- Mittelst dieser Kunst, die in neuer Zeit sehr vernach lässigt worden ist, können Aquarell-, Oel-, Sepia-Gemälde und Bleistift-Zeichnungen sehr billig und so treu wiedergegebcn werden, daß es selbst einem Kenner nicht ganz leicht wird, das Abbild vom Original zu unterscheiden. Es ist diese Kunst eine von denen, die sich der allgemeinen Beachtung dadurch empfehlen, daß siedieKcnnt- niß dcr Kunstwerke und dadurch die Bildung allgemein zu machen sehr geeignet sind. Neue und alte Rechnung. Gründet sich das Verlangen derjenigen Handlungen, welche neue Bücher schon vom 15. Novbr. an nur in neue Rechnung brauchen können, auf Wahrheit? Man behauptet: die Zeit um sich für Neuigkeiten verwenden zu können, sei zu kurz!! Prüfen wir ernstlich und aufrichtig diese Behauptung, und wir werden finden, daß dieses nicht der Grund ist. Die gegenwärtigen Transportmit tel siPd dcr Art, daß jede Buchhandlung innerhalb der deutschen Bundesstaaten binnen 8 Tagen in den Besitz ihrer Büchecballen kommen kann. Es sind somit noch circa 6 Monate Zeit, um sich für neue Werke verwenden zu können. Vor Ende April braucht jetzt, wo eben die 303*
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