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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-05-10
- Erscheinungsdatum
- 10.05.1886
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- Deutsch
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2456 Nichtamtlicher Teil. ^ 106, 10. Mai 18V6. Da aber in dem Entwurf nicht allein die gute Absicht hoch zu ehren ist, sondern Nürnberg auch durch den Buchhandel wirk lich ein Förderungs-Mittel für deutsche Wissenschaft und Kunst darzubieten scheint, so ist statt Widerspruch gerathener,: das Erreichbare aus der Entwickelung der Verhältnisse sich selbst dar stellen zu lassen. Der deutsche Buchhandel ist die Bedingung des Daseyns unsrer Literatur, so wie ohne diese, weder Wissenschaft, Aus bildung der Sprache noch Kultur der Nation denkbar seyn kann. Ohne den Buchhandel wie er in Deutschland besteht, sind weder die Kosten zum Druck von Schriften, noch Entschädigung für die Autoren auszumitteln; der deutsche Buchhandel ist eine Anstalt, wodurch in allen Ländern wo Deutsch Muttersprache ist, die Druckschriften so verbreitet werden, daß allenthalben möglichst gleichartig, lebhafter Antheil an Sprache Wissenschaft und Lite ratur erhalten und befördert Iverde. Unter den Deutschen wird die Literatur durch keine Haupt stadt wie London oder Paris, gefördert; sie wird nicht durch Regierungen, Mäcene oder National-Jnstitute erhalten; — unser Buchhandel entsprungen und gebildet aus dem Eigensten deutscher Geschichte und Verfassung, vermag dieß allein, indem er das Ver einzelte deutscher Wissenschafts-Freunde zu einer Gesammt- heit bindet. Durch solche organische Einheit des deutschen Buchhandels ist entstanden: daß wir eine allgemeine Literatur haben, während Frankreich und England fast nur eine Pariser und Londner; — daß während in diesen Ländern außer den Hauptstädten kaum ein bedeutender Autor mehr gedeiht, wir im Vaterlande an Hunderten von Oertern uns der tiefsten Forschungen und herrlichsten Geistesblüthen zu erfreuen haben. Um die Kosten der Hervorbringung eines Werkes im Druck zu erschwingen, lehrt dem deutschen Buchhändler die Noth, an jedem Ort, so weit unsre Sprache reicht, Käufer in Anspruch zu nehmen. Keine Provinz, kein Staat, nicht Oestreich für sich, oder Preussen, oder Baiern pp. nicht die Hälfte, oder ein oder zwei Drittheile des Vaterlandes decken den Aufwand irgend eines bedeu tenden wissenschaftlichen Werkes*) — nur das gesammte literarische Deutschland, von der Schweitz bis Liv- und Kurland, von Amster dam bis Preßburg, von Kopenhagen bis Innsbruck, kann ihn tragen Wer also eine vereinzelte Norddeutsche Literatur oder eine Süddeutsche (die Mitteldeutsche giebt sich oben ein von selbst) erstrebt, der arbeitet, bewußt oder unbewußt, am Untergange vaterländischer Sprache, Wissenschaft, Art und Kunst, er untergräbt, die Kultur der NationI — Welche zeitigen Vorteile durch solche Wege der Trennung sich auch darbieten möchten, jeder Besonnene und Wohlgesinnte, besonders aber jeder Buchhändler der seinen Standpunkt erkennt, wird gegen diese Sünde der Einheit, thätig zu seyn, sich verpflichtet halten. Seit 30 bis 40 Jahren rundete sich die Einheit unserer Gesammt-Literatur immer mehr zu. Früher war unserm Buch handel das linke Rheinufer gänzlich fremd; der geringe Bücher bedarf wurde dort aus zweiter Hand von Frankfurth a/Main *) Belege für diese Anführung sind vielfällig aus jedem Fache der Wissenschaften zu liefern. Pamphlets, Tagesblätter pp. welche örtliche Skandale berühren, oder die Hitze der Partheyen aufregen, diese kann Wien lohnen wie Berlin, München wie Hamburg und so jede Stadt oder kleine Provinz. genommen, jetzt sind angesehene Handlungen in Koeln, Bonn, Trier, Koblenz, Mainz, die vieles gebrauchen und werthvolles liefern. Die Schweitz war seit Bodmer und Haller und weiter durch Sulzers, Hirzels, Geßners, Lavaters PP. Schriften im deutschen Buchhandel, außerdem noch Ulm, Regensburg, Tübingen, Mann heim — sonst aber war das ganze obere Deutschland der Literatur ein unbekanntes Land. Nürnberg war der äußerste Punct und vermittelte weiter hin was man bedurfte. Jetzt sind Handlungen in Darmstadt, Heidelberg, Carlsrnhe, Constanz, München, Augs burg,*) Landshut, Passau, Bamberg, Auiberg, Sulzbach pp. welche dem Allgemeinen wohl eben so viel an Verlag liefern, als sie ge brauchen möchten. Aus Oestreich kamen sonst nur zwei Handlungen die schätzens- werthen Verlag nach Leipzig brachten (Kraus und Wappler) und nicht nach druckten,**) — jetzt sind fast alle Buchhändler dieser Monarchie im allgemeinen Verein; der Nachdruck vermindert sich dort, und bald wird er ganz unterbleiben. Nur allein in diesem Eintreten geschiedener Theile in dem Buchhandel (man könnte es Entdeckung neuer literarischer Welttheile nennen) gerade in der Zeit wo Uebel und Unglück aller Art einstürmte, ist es beizumessen, daß unsere Literatur hat erhalten und gerettet werden können. Krieg, Zerstörung, Verarmung, Unstätigkeit und Unruhe in aller Gemüth; die Aushebung der Klöster und Reichsstädte, Mediatisirungen, Herunterkommen des Adels, fortdauerndes Versetzen der Beamten, niedrige Getreide-Preiße pp. ferner in der Literatur selbst: das Jneinanderschwimmen der Wissenschaften, Mangel anerkannter Classicität von Büchern und Autoren, Unsicherheit des Geschmacks; Aufhören des Lectürens als Mode — dies und viel anderes hemmt und hindert den Bücher-Vertrieb, vernichtet ihn in mehrern Gegenden. Der deutsche Buchhändler aber verzagt nicht, die jährlichen Messcataloge beweisen dies! er sagt sich ermuthigend: die gesammte vaterländische Literatur ist jetzt vereinigt, wie sie es nie war! es wird anders kommen, es kann besser werden. Diese in den letzten vier Jahrzehnten sich zugetragene litera rische Vereinigung ist aber noch nicht in geordnetem Zusammenhänge, die Glieder greifen nicht lebhaft in einander, es zeigen sich Geschäfts- Spaltungen, wie aus folgendem erhellen wird. Der zahlreichste und wichtigste Verlag seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts befindet sich bey den Leipziger Handlungen *) Augsburg hatte seinen eigenen sehr merkwürdigen Buchhandel. **) Jeder Handel lebt, besteht und erliegt eigenen Verhältnissen, die zwingend wie Naturgesetze wirken, ohne daß Staats-Anordnungen dabey viel eingreisen können; — so auch im Buchhandel. Den natür lichsten und sichersten Schutz gegen den Nachdruck gewährt das Steigen der Bilanz zu Gunsten des Landes wo er betrieben wird, d. ist, wenn so viel gute Bücher darinnen erscheinen, daß dadurch deren Verleger um des Gewinnstes willen gereitzr werden, mit fremden Buchhändlern zur Ausfuhr in Verbindung zu treten, folglich erster- den letztern nicht mehr Nachdrucken dürfen. Sonst waren in Oestreich nur die medici- nischen und naturhistorischen Fächer von Bedeutung — diese sind es noch; nun aber erscheinen auch Werke von großer Wichtigkeit, aus der Mathematik!, Kriegswissenschaft: Staatswirthschast, Technologie, Land- wirthschaft; Geschichte, schöne Künste und Kritik haben Meister, Zeit schriften sind in Umlauf pp. Wahrscheinlich übersteigt die Ausfuhr jetzt schon das Eingehende, da in Oestreich verhältnißmäßig weniger gelesen wird. In Liechtensterns Statistik des Oesterr. Kaiserstaats, wird die Einfuhr von Büchern, Kupferstichen und Landcharlen zu 140,000 fl. jährlich angegeben, die Ausfuhr für beträchtlicher an- gcnomen. Nur Würtenberg widerstrebt dem natürlichen Handelsgangc die Ständte wollen doppelt ärndten. Für das Selbstproducirte will man von den fremden (Deutschen!) Geld ziehen, das Ausländische (Deutsche) will man aber nicht kaufen, sondern Nachdrucken. Es ^ giebt aber kostbare Geißeln an dem Cottaischen Verlag; daran Re- ^ pressalien zu nehmen, wird Hr. von Autenrietsch u. Hr. Griesinger weder unrecht noch unmoralisch nennen dürfen.
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