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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1868-09-16
- Erscheinungsdatum
- 16.09.1868
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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2522 Nichtamtlicher Theil. 215, 16. September. kann für größere Wohlfeilheit und Schnelligkeit, ist es schon besser, wir lassen es bei den sich bereits bewährt habenden Einrichtungen. Die Herren Buchhändler vergessen immer, daß täglich erscheinende politische Zeitungen etwas ganz anderes sind, als wöchentlich erschei nende Blätter, wie Gartenlaube, Bazar re. Bei großen politischen Zeitungen ist es vor allem die Schnelligkeit und Pünktlichkeit der Beförderung, nicht der Preis, die ins Gewicht fallen; eine Viertel stunde früher oder später ist oft von Bedeutung. Glaubt der Buch handel hinsichtlich jener der Post den Vorrang ablaufen zu können, so wird er den Zeitungsverlegcrn sehr willkommen sein, doch das hat er erst zu beweisen. Der Staat ist lange nicht so fiscalisch, als der Hr. Verfasser des Artikels sich ihn vorstellt; mit Vergnügen tritt er wahrscheinlich das Zeitungs-Speditionswesen der Privat-Industrie ab, denn der Nutzen steht wahrlich in keinem Verhältniß zur Arbeit. Ein kleines Beispiel möge dies beweisen. Die Spedition der Zeitungen in Ber lin liegt in den Händen der Privat-Jndustrie; sie ist im Ganzen eine ziemlich gute, denn die starke Concurrenz ist ein mächtiger Sporn. Doch in Berlin mehr noch als in andern Orten ist es für die Ge schäftsleute wichtig, die Abendzeitungen mindestens eine Stunde vor Schluß der Comptoirstundcn, oder, wie man sagt, vor Schluß der Post zu haben; da der amtliche Courszettcl aber erst gegen 3 Uhr Nachmittags ausgegcben wird, auch die Ausgabe der Zeitungen nicht eher erfolgen darf, bis das Pflichtexemplar bei der Polizei nieder gelegt ist; da diejenigen Exemplare aber, welche mit den Eisenbahn zügen um 5 Uhr Nachmittags abgehen, zuerst auf die Bahnhöfe ge sandt werden und dann erst die Ausgabe der übrigen Exemplare einer Zeitung erfolgen kann, so ist die Zeit den Zeitungs-Spediteu ren sehr karg zugcmessen, und manche Klagen wegen Verspätung liefen ein. Die Zeitungs-Verleger wandten sich demzufolge an die Postbehördc mit der Anfrage, ob sie geneigt wäre, auch den Zei tungsvertrieb für Berlin zu übernehmen. Doch die Post lehnte das Anerbieten ab, trotz der hohen Provision und trotz der Armee von Briefträgern, die zu ihrer Disposition steht. In Berlin sind bekanntlich einige hundert Buchhändler, die für eine Zeitungs-Spedition weder einer Concession, noch eines Exa mens bedürfen, aber nur wenige von diesen Hunderten denken daran, sich dem Vertriebe täglich erscheinender politischer Zeitungen zu wid men, obwohl Betriebsamkeit ihnen gewiß nicht abzusprechen ist und sie sonst unermüdlich thätig sind; sie müssen daher wohl der Meinung sein, daß das Zeitnngswesen ihren Geschäften eher hindernd als för dernd in den Weg treten würde. Die wenigen Ausnahmen aber sind reine Colportagegeschäfte, mit deren Natur sich das Zeitungs wesen besser verträgt. Der Hr. Verfasser täuscht sich wohl, wenn er annimmt, daß ,,dev ausgebreitete Handel mit Zeitungen in den Hän den des Buchhandels viel Abnehmer gewinnen und die selben schnellstens befriedigen würde". Gerade hier in Berlin scheint es umgekehrt zu sein; die Buchhändler gewinnen die wenigsten Abnehmer und im klebrigen laufen auch in der Regel über sie die meisten Klagen ein, und Berlin ist doch eine Stadt von mehr als 700,000 Einwohnern und wahrscheinlich auch der größte und beste Markt für Zeitungen in Deutschland. Es ist richtig: „das Postamt hat gar kein Interesse an der Verbreitung von Zeitungen", doch Lurch Abonnenten- werben erreicht man keine hohen Auflagen. Die Hauptsache bleibt immer der innere Gehalt einer Zeitung; der wird gar bald bekannt und führt ihr die Abonnenten von selbst zu. Jedes Exemplar, wel ches in einem Kaffeehause ausliegt und täglich von Hunderten gelesen wird, nützt ihr mehr, als großartige Reclamen, Colportage und Abonnentenreiten. Der Hr. Verfasser sagt ferner: „der Oailv z. B. setzt täglich 250,000 Exemplare ab, das ist eine An zahl, die sogar bei hochnäsigen deutschen Zcirungen' Neid erregt." Das ist richtig. Er hat aber leider vergessen hin zuzufügen, daß er sie 1) fast größtentheils in London absetzt, einer Stadt von mehr als drei Millionen Einwohnern; 2) daß er nicht immer diese Zahl absetzt, sondern nur wenn ein weltbewegendes Ercigniß das Interesse der Engländer besonders in Anspruch nimmt; und daß 3) die Auflage des Dailze Tslo^rapll täglichen Schwankungen unterworfen ist, da die Mehrzahl der Engländer nicht fest auf Zeitungen quartaliter abonnirt, sondern sich eine Zeitung kauft, wenn und wo es ihnen gerade paßt. Die Herren Buchhändler würden, anstatt die niedrigen Auflagen deutscher Zeitungen zu glosflren und sich über deren Hochnäsigkeit aufzuhalten, jedenfalls besser thun, wenn sie recht lebhaft agitiren wollten für Aufhebung der Zeitungsstempelsteuer; denn diese ist es, welche den Verleger hindert, heute 10000, morgen 30000 Exemplare zu drucken, sich also der augenblicklichen politischen Lage und einer Sensationsnachricht zu bemächtigen, den Straßenverkauf zu organi- stren und in die Fußstapfen von London, Paris, New Aork zu treten, abgesehen davon, daß der deutsche Buchhändler, selbst wenn er sich des Zcilungsverkaufs bemächtigen und mit seinen Kollegen in ge nannten drei Orten rivalisiren wollte, doch wahrscheinlich gründlich zum Schaden des Zeitungs-Verlegers Fiasco machen würde, da er sich nicht genügend auf den nöthigen Humbug versteht. Unser größter Dichter sagt: „Eines schickt sich nicht für Alle", und so ist wahr scheinlich auch der Deutsche vermöge seiner Charaktcranlage nicht dazu gemacht, in politiois jenen Nationen den Vorrang abzulaufen, denn es steckt noch viel zuviel Particularismus und Kantönligeist in ihm, er hält daher meist nur seine Localzeitung. Werden wir erst ein großes deutsches Gemeinwesen haben, so ist eher Aussicht, daß die großen deutschen Zeitungen es ihren Nachbarn jenseits des Canals nachmachen können. Der Verleger einer der größten und gcachlclsten deutschen Zeitungen schrieb an die Sortimenter in denjenigen deutschen Städten, die sich eines bedeutenden Fremdenverkehrs erfreuen, und offerirte ihnen, baar bezogene und nicht abgesetzte Exemplare seiner Zeitung zurückzunehmcn und den Betrag sofort zu ersetzen, wenn die Remission innerhalb des laufenden Quartals erfolgl. Man sollte denken, die Sortimenter würden aus eine so vorlheilhafte Proposition, wie man sagt, hineinfallen. Gott bewahre! auch nicht ein Exemplar wurde bestellt; wahrscheinlich waren entweder die Mittel zur Baarzahlung nicht vorhanden, oder die Remission zu unbequem. Es ist aber eine elastische Illustration zu der von dem Verfasser gerühmten und oben gezeigten enormenThätigkeit der Buchhändler, daß die Kolporteure auf den Eisenbahnkreuzungspunkten auf eigenes Nisico baar durch die Post viele Hunderte von Zeitungen beziehen und während der kurzen Pause, daß die Züge halten, die mit demselben Zuge von Berlin eben erst angekommencn Blätter auch schon verkaufen und enorm verdienen; wie nachstehendes Beispiel zeigt. Das Abonnement auf der Post kostet für eine gewisse in Berlin täglich 2 mal erscheinende Zeitung vierteljährlich 3 Thlr., im Quartal erscheinen circa 150 Nummern. Der Kolporteur verkauft jede Nummer für 2sch Sgr., das beträgt für Quartal und Exemplar Thlr. oder mehr als 400 und die Herren Buchhändler in Städten mit großem Fremdenver kehr haben nicht einmal den Muth, Exemplare mit Berechtigung der Remission zu beziehen. Der Hr. Verfasser möge mir daher verzeihen, wenn ich ihm auf seinen Artikel erwidere: Worte sind wohlfeil wie Brombeeren. Was der Zeitnngsstempel aber zu bedeuten hat, geht daraus hervor, daß die größeren Zeitungen, gleichviel ob das Abonne-
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