Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1862
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- 1862-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1862
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938 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 53. 5. Mai. unsere allgemeinen Literaturzustände förderlich sein würde, wenn wir eine kritische Zeitschrift, wie dieser Plan eine zu begründen wünscht, besäßen. Wenn die neue Zeitschrift wesentlich eine kritische sein soll, so bin ich der Ansicht, daß. insofern auch nur eine relative Voll ständigkeit angcstrebt wird, der vorgeschlagenc Umfang von jähr lich 100 Bogen in keiner Weise als ausreichend sich erweisen muß. Der Rcdaction wird die Aufgabe gestellt, ..das gestimmte Gebier der Wissenschaft und Kunst an der Hand der wichtigsten neuen Erscheinungen zu durchwandern". Für jedes Monatsheft — denn die monatliche Erscheinung würde wohl jedenfalls als die zweckmäßigste sich Herausstellen— werden zwei bis drei Essays, längere Besprechungen der hervorragendsten Werke, in Aussicht gestellt. Also werden höchstens 38 literarische und künstlerische Erscheinungen, doch wohl nicht ausschließlich Deutschlands, ob wohl Deutsches immer vorzugsweise berücksichtigt werden wird, zur Besprechung kommen. Ist in dieser Beschränkung nicht ent schieden ausgesprochen, daß der literarischen und künstlerischen Production gegenüber die Grenzen der Zeitschrift viel zu eng gesetzt sind? Wenn auch vielleicht nicht jedes Jahr 24 bis 36 Werke erscheinen, die bleibend für längere Zeit Geltung in der Literatur behaupten, so kann selbstverständlich das beabsichtigte kritische Organ nicht allein solche Werke berücksichtigen; berühmte Verfasser, für den Augenblick Aufsehen erregende Schriften wer den und müssen Berücksichtigung finden, auch wenn Redaction und Berichterstatter die Ansicht hegen sollten, daß die betreffen den Schriften keine dauernde Geltung haben werden. „Die Politik sowie die Kirche kommen nur insoweit in den Bereich der Zeitschrift, als sie in erscheinenden Lileralurwerken zur Darstellung kommen." Es würde auch schwer zu rechtfertigen sein, so bedeutende Factvren unsers Eulturlebens, als Politik und Kirche bilden, unberücksichtigt zu lassen; will man daS aber nicht, so mag die Redaction nur für jedes Monatsheft sich nach dem näthigen Raum und besonders nach Mitarbeitern umsehen, welche die betreffenden literarischen Erscheinungen alle rechtzeitig und pünktlich erledigen. Wer einige Erfahrung in solchen Din gen besitzt, der weiß, was es sagen will, in Deutschland, wo es an einem alle literarischen und künstlerischen Interessen vereini genden Mittelpunkt fehlt, wie ihn Frankreich und England an Paris und London besitzen, die erwarteten fest zugesagten Beiträge rechtzeitig zu erhalten. Alle literarischen und künstlerischen Erscheinungen, die nicht in längcrn Essays behandelt werden, sollen in kurzen Recensioncn und Mittheilungen (näher bezeichnet als Eorrespondenzen, Bi bliographie, Verzeichniß der wichtigsten Journalartikel des Jn- und Auslandes) ihre Erledigung finden, und laufende Jahres- odcr Viertel- und Halbjahresübcrsichlen sollen die einzelnen Be sprechungen ergänzen und Rechenschaft ablegen über den Gc- sammtgewinn der einzelnen Wissenschaften und Künste. Ich halte diesen zweiten und drillen Theil des Plans der beabsichtigten Zeit schrift für eben nicht glückliche Gedanken. Es würde hier zuletzt wesentlich nichts. Anderes gegeben und gegeben werden können, als was viele deutsche Zeitschriften und Zeitungen mit größerm oder minderm Geschick schon bisher gegeben haben und auch fer nerhin werden geben müssen, nur daß sie jedenfalls den unschätz baren Vortheil voraus hätten, alles viel rascher und frischer mit theilen zu können. Wer wird behaupten wollen, daß dieser zweite und dritte Theil des Vieweg'schen Plans in einer so vortrefflichen und anziehenden Weise sich werde geben lassen, daß dagegen alles, was andere Zeitschriften und Zeitungen bringen, würde zurück treten müssen? Jemand, der mit den hier einschlagenden Ver hältnissen auch nur einigermaßen vertraut ist, gewiß nicht. Nach dem Plane soll der Redaction unbenommen sein, Werke, die „unter der Kritik" sind, mit Stillschweigen zu überge hen. Nicht mehr wie billig; — bedenkt man aber wohl, daß dann eigentlich alles, was aus irgend einem Grunde, wobei ich die Unpünktlichkeit der Mitarbeiter mit zuerst nenne, faclisch keine Erwähnung in der neuen Zeitschrift findet, als „unter der Kri tik" erscheinen wird? Nach meiner Ansicht müßte eine Zeitschrift, die sich wie die beabsichtigte als eine kritische bezeichnet, gerade einen entschiede nen Kampf gegen die schlechte Literatur beginnen und hier aufzu räumen suchen. Das überwuchernde Schlechte und Mittelmäßige ist ja eben das Unglück unserer literarischen Zustände, und je ein greifender hier verfahren würde, um so besser dürfte es sein. Nur macht freilich gerade der Umstand, daß die Zeitschrift von dem Börsenverein der deutschen Buchhändler und auf dessen Kosten herausgegeben werden soll, die Ausführung einer strengen ver nichtenden Kritik unmöglich. Von den Erzeugnissen mancher thätiger Verleger würde kaum etwas positiv anzuerkennen sein, gegen die meisten Artikel derselben müßte ein« gewissenhafte Rc daction negativ verfahren. Ist aber wohl für die Dauer auf die Unterstützung des Börsenvereins zu rechnen — und eine größere oder geringere Unterstützung des Unternehmens wird sich jedenfalls für eineReihe von Jahren nothwendig zeigen —, wennvieleMitglie- der des Börsenvereins sich sagen müssen, daß manche ihrer Ver lagsartikel, auf die sie vielleicht gerade Werth legen, factisch da durch als „unter der Kritik" bezeichnet werden, daß sie gar keine Erwähnung finden, während eine gewissenhafte Kritik gegen an dere ihrer Artikel entschieden sich ausgesprochen hat? Den Plan ganz so ausgeführt, wie er vorliegt, so bin ich der Ansicht, daß, wenn der Börsenverein zweckmäßige Einrichtungen trifft, die, ohne seinen nothwendigen Einfluß ganz zu ncutralisi- ren, doch der Rcdaction die nöthige Freiheit geben, daß, wenn es gelingt, einen vortrefflichen Redacleur zu finden, eine verhält- nißmäßig recht gute Zeitschrift sich wird bilden lassen. Ungefähr aber wird doch nicht mehr und nicht weniger, nicht Besseres und Schlechteres gegeben werden, als bisher schon oft in der Geschichte der deutschen Journalistik zu geben versucht und wirk lich gegeben wurde, noch jetzt gegeben wird. Ich vermisse in dem Plane entschieden etwas, was den Börsenvcrein veranlassen könnte, ganz gegen die ihm zu Grunde liegende Idee und gegen unsere Statuten die Begründung einer solchen Zeitschrift zu ver suchen, gewissermaßen damit das zweite Vierteljahrhundert nach Erbauung der Deutschen Buchhändlerbörse feierlich einzuweihen. Was die Majorität des Ausschusses über den Vieweg'schen Antrag darüber sagt, daß der Börsenverein als ein Verein von Buchhändlern nicht den Beruf habe, ein kritisches Organ auf seine Kosten zu gründen und foctzuführen, entspricht vollkom men meiner Ansicht. Unser Verein ist nicht zu solchen Zwecken begründet worden und er darf nicht ohne Gefahr für jetzt aus den selbstgesetzten Grenzen herausgchen, läge auch etwas viel Drin genderes vor, als die Gründung eines neuen kritischen Organs. Ich kann mir zwar recht gut denken, daß einst unsere Statuten sich dahin erweitern lassen werden, um würdige literarische Un ternehmungen, welche der Verein als solche anerkennt, zu för dern und zu unterstützen, aber so lange als diese Erweiterung der Statuten nichtstattgefundcn hat, hüten wir uns wohlweislich, uns auf bedenkliche buchhändlerische Unternehmungen—und als eine solche wird wohlJeder von uns die Gründung eines neuen kriti schen Organs betrachten — einzulasten. Vor allem müßte dazu unser Vermögen ein viel bedeutenderes sein, als es in Wirklich keit ist. Wir brauchen unsere Einkünfte dringend für theils vor liegende, theils sich neu herausstellende statutengemäße Zwecke. > Können wir noch etwas für fernerliegende Zwecke aufwenden,
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