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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1862
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1862-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1862
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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53, 5. Mai. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 939 so läge die Gründung eines nicht kritischen, aber schnell und ge wissenhaft referic enden und oricntirendcn Organs gewiß ebenso im Interesse der Verleger wie derSortimcntshändler. Ge gen ein Minimum für Druck und Papier müßte jedes Mitglied des Börsenvereins jede beliebige Anzahl von Exemplaren dieses Organs zur Vcrtheilung in seinem Kundenkreise erhalten können, und die Verleger würden ihrerseits wohlthun, in diesem Organ alle ihre literarischen Ankündigungen abdrucken zu lassen. Wie es bei buchhändlcrischen Berechnungen nur zu oft sich trifft, daß, wenn man lebhaft für die Ausführung einer Idee ^ sich intcrcssirl, man geneigt ist, sich hinsichtlich der Herstellungs kosten Illusionen zu machen, dagegen den wahrscheinlichen Ab satz höher anzunchmen, als er sich später in derWirklichkeil zeigt, so leidet auch der Vieweg'sche Plan an diesemFehler. Nur einige Punkte will ich hervorheben. Entschieden unzureichend würde sicheinHonorarvon5Louis- d'or für denDruckbogen zeigen. Bisher waren freilich viele deut sche literarische Zeitschriften nicht im Stande, selbst nur ein sol ches Honorar zu gewähren, aber wir wollen ja die besten Kräfte in allen Zweigen des Wissens, die beste Kraft der Nation für unser Unternehmen gewinnen, und erfahrungsmäßig gelingt das ebenso wenig in Deutschland wie anderwärts ohne ein hohes Honorar. Ich glaube, daß, wenn man einmal eine solche Zeit schrift begründen will, wenn man mit Recht hohe Ansprüche an die Mitarbeiter zu machen beabsichtigt, man auch ein hohes Ho norar nicht scheuen darf. Nach meiner Ansicht würde in den vor liegenden Verhältnissen viel eher das Nichtige mit 10 Louisd'or für den Bogen getroffen sein, als mit 5 Louisd'or. Ein Honorar von 10Louisd'or wirdschon vonmchrcrcn unserer gelescnstenZeit- scbristen gezahlt und diese befinden sich deshalb nicht weniger wohl. Die angcdeutele Möglichkeit, auch Beiträge unter 5 Louisd'or zu erhalten, wogegen man andern Mitarbeitern wieder mehr als 5 Louisd'or bewilligen könnte, möchte ich nicht zur Ausführung empfehlen: das könnte, da ja so etwas nicht geheim bleibt, nur eine Eifersucht unter den Mitarbeitern Hervorrufen, die schwer lich dem Unternehmen zum Vortheil gereichen würde. Auch das Redactionshonorar von jährlich 200 Louisd'or ist nach meiner Ansicht nicht ausreichend. Es scheint sehr gut ge zahlt, wenn der Redacrcur für einen Aufsatz von einigen Bogen, der ibm keine andere Arbeit verursacht als die Bestellung und die Durchsicht, 2 Louisd'or für den Druckbogen Redactionshonorar empfängt; hier muß indessen Eins ins Andere gerechnet werden, und vergegenwärtigt man sich, welche Arbeit mit der redaktionel len Leitung eines solchen Unternehmens verbunden sein muß, so zweifle ich, daß man glauben wird, es werde sich ein Schriftsteller von Ruf und Namen finden, der für eine so normirtc Entschä digung sich der schwierigen Arbeit unterzieht. Zu einer Neben beschäftigung eignet sich dieselbe in keiner Weise. Kaum würde okne die Hinzuziehung einer zweiten Kraft, welcher mehr das Aeußcre der ganzen Rcdaction zusiclc, auszukommen sein, und dafür fehlt jeder Ansatz in dem Anschlag, denn die für „Betriebs kosten (Verluste rc. mit einbegriffen)" angesetzlen 600 Thalcr werden durch den Vertrieb und die dafür zu zahlende Provision voraussichtlich vollständig in Anspruch genommen werden, wahr scheinlich nicht einmal ausrcichcn. Die Herstellungskosten sollen nach der Vieweg'schen Berech nung jährlich 7326 Thalcr 10 Ngr. betragen; ich glaube aber, daß man sicherer rechnet, wenn man einen wirklichen Aufwand von 10,000 Thalcrn annimmt. Eine solche Summe bezeichnet auch die Minorität des Ausschusses als Maximum des Aufwan des. Nach meinen Erfahrungen können ferner von den Herstel lungskosten nicht 1432 Thaler 25 Ngr. für Inserate und Erlös für verkaufte Rccensionscremplare in Abzug kommen. Was den letzten Posten betrifft, wofür 300 Thalcr in Ansatz gebracht sind, so möchtenviclcVerlcgermit dem offen angekündigten Verkauf der zur Recension eingesandken Werke, für Rechnung des Börsen vereins, wenig einverstanden sein, und ich könnte ihn auch nicht schicklich finden, wenn ich auch einer Rcdaction unter gewöhn lichen Verhältnissen gern die beliebige Verwerlhung des ihr Zu- gesendeten überlasse. Erfahrungsmäßig werden literarische und kritische Zeitschrif ten in neuerer Zeit wenig oder gar nicht für literarische Anzeigen benutzt, und es ist eine Illusion, dafür gleich lOBogen mit einem Ertrage von 1132 Thaler 15 Ngr. anzunchmen. Früher bildeten solche Jnserlionsgebührcn eine wesentliche Unterstützung litera rischer und kritischer Zeitschriften, ja sie schufen wohl gar erst den mäßigen Ueberschuß, der sich überhaupt zeigte. Seit längerer Zeit hat sich das geändert; nur ausnahmsweise sendet Jemand seine Inserate an solche Zeitschriften, während mit den Insera ten wissenschaftlicher Werke in den politischen Zeitungen oft ein wahrer Luxus getrieben wird. Man muß dies bedauern, man muß es eine falsche Oekonomie nennen, wenn der deutsche Ver leger, nachdem er bei der Herstellung seiner Artikel in keiner Weise sparen konnte und wollte, nun das Sparen bei den Inse raten in den für jedes Buch geeignetsten Zeitschriften beginnt. Manche deutsche Verleger glauben viel zu thun, wenn sie 5 bis 10 Procent der Herstellungskosten auf die Ankündigung verwen den, während z. B. englischen Verlegern 25 bis 30 Procent und mehr nicht zu viel erscheint. Ob die deutschen oder die englischen Verleger es besser treffen, ist für mich wenigstens zweifellos. Es werden der beabsichtigten kritischen Zeitschrift die Inse rate allerdings nicht ganz fehlen, aber sie werden nach meiner Ansicht keinen irgendwie Ausschlag gebenden Ertrag liefern. Der Text könnte natürlich wegen der Inserate in keiner Weise ver kürzt werden. Als Ausgabe für das erste Jahr sind 10,000 Thaler gewiß nicht zu hoch gegriffen. Bei einem Preise von 6 Thaler netto würden daher 1666 Exemplare zur Deckung der Kosten nöthig sein. Auf einen solchen Absatz iü nach allen Erfahrungen, die in der Geschichte des literarischen Verkehrs Deutschlands vorlie- gen, in keiner Weise zu rechnen. Nehmen wir mit der Majori tät des Ausschusses 750 Exemplare als nicht ganz unwahrschein lich an — ich würde schon 500 oder 600 Exemplare für das erste Jahr nicht als ganz ungünstig betrachten—, so würde der Börsen verein im ersten Jahre 5500 Thaler zuzuschießen haben. Dieser Zuschuß würde sich beim Prvsperircn des Unternehmens im zwei ten Jahre, wo wir möglicherweise 1000 Exemplare absetzten, auf 4000Thaler vermindern; im drillen Jahre, wiederum ein Steigen von 250 Exemplaren angenommen, würden noch 2500 Thaler fehlen. Können und dürfen wir uns bei dem Stande unsers Vermögens auf solche Zuschüsse einlassen? Können und dürfen wir aber auch, nachdem wir begonnen und etwas relativ Gutes hcrgesteUt haben, deshalb aufhören, weil die Zuschüsse im Ver- hältniß zu dem Erreichten und zu unserm Vermögen uns zu be deutend scheinen? Man frage den Herausgeber der vortreff lichen ksvuo lle8 lisux lilonllss, welche Opfer er hat bringen müs sen, bis er in einen sichern Hafen eingelaufen ist, den wir mit einer wesentlich kritischen Zeitschrift in Deutschland wohl nie erreichen. Nach alle dem von mir hier nur flüchtig Angc- deuteten kann ich nicht anders als mit der Majori tät des Ausschusses dafür stimmen: man wolle über den Antrag des Herrn Vieweg mit dem Aus druck des Dankes gegen denselben zur Tagesord nung übergehen.
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