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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1919
- Strukturtyp
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- Band
- 1919-04-04
- Erscheinungsdatum
- 04.04.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. X° 65, 4. April 1919. ziere von der Front ein neues deutsches Buch oder ein Paar- Hefte illustrierter deutscher Zeitschriften mit — das waren viel- begehrte Kostbarkeiten, die von Hand zu Hand gingen und m kurzer Zeit so zerlesen waren, daß buchstäblich kaum etwas davon übrig blieb. So ging es bis zur Revolution im Frühjahr 1917. Dann erst trat eine Erleichterung der Bestimmungen ein, und es ge lang, deutsche Bücher, Zeitschriften und auch Zeitungen.über Schweden zu beziehen. Zunächst nur das, was im neutralen Ausland in deutscher Sprache erschien. Die Schweizer Zeitungen waren die ersten deutschen Blätter, die nach langen Jahren einlrafen; auch die ersten Kriegsbücher lernten wir in dieser Zeit kennen, und zwar in schwedischen Übersetzungen. Dann trafen auch die ersten Sendungen ans Deutschland ein; aller dings nur durch Vermittlung neutraler Firmen und ohne daß es möglich gewesen wäre, mit dem deutschen Buchhandel direkt in Verbindung zu trete». Die Schwierigkeiten des Bezuges waren sehr groß: es Ware» nur Sendungen unter Kreuzband bis 500 Gramm zulässig; gebundene und kartonierte Bücher waren verboten; bei dem schlechten Zustande des russischen Post verkehrs und den Erschwerungen durch Zoll und Zensur ging sehr viel verloren, und da alle Zahlungen in neutraler Valuta geleistet werden mußten, die nur schwer, in kleinen Beträgen und zu phantastischen Kursen zu haben war, konnte der Bezug nur verschwindend gering sein; dafür waren aber die Preise fabelhaft hoch. Im Herbst 1917 stieg der Umrechnungskurs der Mark bis auf 10 Rubel; eine Zeitung kostete durch das Porto bis 150 Rubel für den Monat — und die Hälfte der Nummern traf nicht ein; die Münchner Medizinische Wochenschrift wurde zuerst mit 30, später mit 300 Rubel für den Jahrgang be rechnet. Die Umrechnung richtete sich nach dem Kurs der schwe dischen Krone, für die anfangs 80—90 Kopeken, später dis zu 12 Rubeln bezahlt wurden. Aber die Nachfrage war trotz der Preise geradezu enorm. Wir hätten tausendmal mehr absetzen können, als wir erhielten. Die größte Nachfrage war nach Kriegsbüchern und wissenschaftlichen Büchern, speziell medi zinischen Werken und nach den neuesten Nummern der »Woche«, »Leipziger Jllustrirten Zeitung« sowie nach Tageszeitungen. Da neben wurden aber auch die Neuerscheinungen der Belletristik und vieles andere dringend verlangt. Bei dieser Gelegenheit erkannte man so recht den Wert der zunächst gänzlich fehlenden Kataloge und bibliographischen Hilfsmittel. Im September 1917 wurde Riga von den deutschen Truppen besetzt; im Februar 1918 folgte dann die Besetzung Nordliv lands und Estlands. Damit waren die baltischen Lande zu nächst von Rußland getrennt; Kurland und Mitau, die schon 1915 deutsch wurden, standen von Anfang an günstiger da, ob gleich auch sie sich zurzeit wieder in einer sehr schweren Lage befinden. Nach der Besetzung durch die deutschen Truppen nahm der Buchhandel zuerst in Riga und dann auch im übrigen besetzten Gebiet einen erfreulichen Aufschwung. Allerdings konnte ein solcher nur allmählich einsetzen, da es zunächst eine Reihe von Hemmungen und Erschwerungen zu beseitigen und zu über winden galt, die in den durch den Krieg geschaffenen Zuständen ihre Ursache und Erklärung finden. Da waren in erster Linie die außerordentlich schwierigen Transportbedingungen; noch lange Zeit, nachdem der Postverkehr in Ordnung gekommen war, was natürlich auch einige Zeit in Anspruch genommen hatte, war der Bezug nur unter Kreuzband möglich, und es dauerte Mo nate, bevor die ersten Ballen durch die Bahn eintreffen konnten. Diese Sendungen waren häufig 8 Wochen und länger unterwegs, und erst im Herbst 1918 konnte für Riga und einige andere Städte des 1917 und früher besetzten Gebiets der Bezug in Fünfkilopaketen ermöglicht werden. Dazu kam das umständliche und recht komplizierte Bestellverfahren durch Ausschreiben von vorgedruckten Bestellscheinen in je 2 Exemplaren, denen die Be stellzettel beigefügt wurden. Alle Bestellungen mußten das Buchprüfungsamt passieren, was eine weitere Verzögerung der ohnedies langsamen Prozedur darstellte; daneben wurden außer Werken, deren Ausfuhrverbot ohne weiteres einleuchtete, häufig Bücher zur Ausfuhr gesperrt, bei denen ein Grund für die Maß- 288 nähme beim besten Willen nicht einzusehen war, wie z. B. Garten- und Kochbücher. Eine große und empfindliche Kon kurrenz entstand den örtlichen Sortimentern in den zahlreichen Feld- und Bahnhofsbuchhandlungen, die unter wesentlich gün stigeren Bedingungen und ohne die Schwierigkeiten und hohen Unkosten, mit denen der örtliche Buchhandel zu känrpfen hatte, arbeiteten und daher schneller und billiger liefern konnten. Ge-' rade in der ersten Zeit nach der Besetzung war der Bücherhunger des Publikums überaus groß, und bevor der Sortimenter am Ort auch nur die erste Postsendung erhalten hatte, waren die meist recht umfangreichen Lager der Feldbuchhandlungen trotz ständiger Ergänzung völlig ausverkauft. Hier griffen nun die zuständigen Stellen der militärischen Verwaltung ein, und dank ihrer Hilfe gelang es allmählich, die schlimmsten Mißstände zu beseitigen und wesentlich normalere und erfreulichere Verhältnisse zuwege zu bringen. Besonders die Presse-Abteilung des zuständigen Armee-Oberkommandos hat sich in weitestem Maße des Waltischen Buchhandels ange nommen und alles getan, um seine Interessen zu schützen und seine Arbeit zu fördern. Ihr gebührt der Dank für die Ein führung eines wöchentlichen direkten Bücherwagenverkehrs Leip zig-Riga, die im Herbst 1918 erfolgte; eine Einrichtung, die für den ganzen baltischen Buchhandel von denkbar größtem Nutzen rxnd Wert war, da der für Dorpat und Reval bestimmte Teil des Wagens direkt dorthin weitergeleitel wurde, und die sich in der leider nur kurzen Zeit ihres Bestehens vorzüglich bewährt und dank den dadurch entstehenden Vorteilen auch gut rentiert hat. Ein weiteres Verdienst der Presse-Abteilung stellt die auf ihre Veranlassung vorgenommene Vereinfachung des Bestellverfahrens dar; ebenso erfolgte eine Neuregelung und Er leichterung der Ein- und Ausfuhrbestimmungen, und endlich ge lang es mit Hilfe der Presse-Abteilung, zu einer Einigung über den Verkauf der Feldbuchhaudlungen an Zivilpersonen zu kom men, durch welche die Interessen des örtlichen Sortiments geschützt wurden. Eine Reihe weiterer Organisationsbestrebungen und Pläne wurde auf Anregung und mit Hilfe der Presse-Abteilung in Angriff genommen; darunter auch der Versuch zu einer Einigung mit dem derrtschen Verlag über die Regelung der Ostermeß-Saldi von 1915, die noch offenstanden, und deren Begleichung aus verschiedenen Gründen bisher nicht erfolgt war und zunächst auch nicht ohne weiteres erfolgen konnte. Die finanzielle Lage des baltischen Buchhandels erwies sich nämlich als außerordent lich schwer. Als Ursachen dieses Umstandes müssen die Folgen der durch den Krieg veranlaßten Entwicklung und die Verhält nisse angesehen werden. In den ersten Kriegsjahren hatte ver deutsche Buchhandel im Baltikum zufolge der oben geschilderten Loge nur mit größter Mühe seinen Betrieb aufrechterhalten können; er hatte schwer zu leiden gehabt und war nur unter- bedeutenden Schwierigkeiten über diese Zeit hinweggekommen. Trotzdem war es den meisten Sortimentern gelungen, die Be träge der O.-M.-Saldi auf Bank-Giro einzuzahlen oder sie sonst sicherzustellen; häufig unter Schwierigkeiten, da das Geld ja ge wissermaßen den deutschen Verlegern gehörte und als solches der Konfiskation unterlag. Eine ganze Anzahl von Inhabern und Angestellten der baltischen Buchhandlungen, Reichsdeutsche und Balten, war durch Ausweisung und Verschickung, Einberu fung usw. der Arbeit und des Verdienstes beraubt und viele durch die rücksichtslosen Maßnahmen der russischen Regierung an Freiheit, Eigentum und Gesundheit schwer geschädigt worden. Vis zur deutschen Besetzung war in den Ostseeprovinzen der Rubel das gesetzliche Zahlungsmittel; die Umrechnung der Mark war lange Zeit zum Friedenskurse von 1 Rubel für 2 Mark erfolgt, und erst 1916 war der Umrechnungskurs allmählich er höht worden. Jedenfalls bestand sämtlicher Besitz, der für die Deckung von Außenständen und als Grundlage für die Wieder aufnahme und den Neuaufbau der geschäftlichen Tätigkeit in Frage kam, in russischem Geld bzw. russischen Werten; besonders im Buchhandel entsprach z. B. ein auf Giro eingezahlter Betrag von 1000 Rubeln einer Summe von 2000.— durch Um rechnung, aus der er bei der Auszeichnung seinerzeit ent standen war. Von einer Verzinsung des angelegten Geldes war fest langem keine Rede mehr, da weder die Banken Zinsen zahl-
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