Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1884
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- 1884-01-14
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- 14.01.1884
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180 Nichtamtlicher Theil. ^11, 14. Januar. drüben hat es verschuldet, daß sie heute schließlich so verzerrt, miß- bildet und zerstückt erscheint! So sehr verzerrt, daß die wahren Umrisse kaum mehr zu erkennen sind. Heute hält man das für eine Magenfrage einer Hand voll Autoren, was in Wahrheit eine Frage des ethischen und geistigen Gedeihens der Nation ist! Ich gebe zu, es ist zum geringsten Theil die Schuld der Schriftsteller, daß Miß- verständniß und Verwirrung so hoch emporgeschossen. Aber schuldlos sind auch wir nicht; wir haben leidenschaftlich geklagt und angeklagt, wo wir ruhig und objectiv hätten erörtern und beweisen sollen. Freilich! war je ein Verschulden menschlich gerechtfertigt, so ist's das unsere, — wem sich über gewisse Dinge die Hand nicht zur Faust ballt, ist auch nicht Werth, mit dieser Hand die Feder zu führen! Auch sind wir uns bewußt, daß wir niemals einzig x, o ckonio gestritten; unser Fehler war nur, die Mißdeutung, daß dem so sei, nicht von vornherein unmöglich gemacht zu haben. Diesen Fehler künftig zu vermeiden, den Ton sachlicher zu stimmen, die Dinge darzustellen, wie sie sind, ist nicht bloß ein Gebot der Klugheit, — das wäre ein trauriges Motiv, wenn es das einzige bliebe, — es ist ein Gebot der Wahrheitsliebe und der Ge rechtigkeit, denn es handelt sich nicht um uns allein, sondern um Alle! Nicht wir allein leiden, sondern Alle! Nicht uns allein soll Hilfe kommen, sondern Allen! Hier liegt überhaupt nicht eine Frage zwischen Autor und Publicum vor, wobei sich beide Theile als ge trennte Parteien gegenüberstehen, als Ankläger und Beklagter, als fordernder und versagender Theil, hier handelt es sich um ein ge meinsames Interesse aller Volksgenossen. Das klingt vielleicht befremdlich, aber es klingt nur so, die Sache hat ihre Richtigkeit. Denn wenn wir von den gegenwärtigen Nothständen unseres literarischen Marktes sprechen, so meinen wir damit durchaus nicht die Thatsache, daß Hinzen's lyrische Gedichte, die er um sein sauer erworbenes Geld so schön hat drucken lassen, statt von hübschen jungen Damen nur von den Mäusen im Magazin seines Verlegers genossen werden, oder daß Kunzen's Novellensamm lung, die gleichfalls, wenn auch nur zur Hälfte der Druckkosten, seiner eigenen thatkräftigen Begeisterung für sein Talent ihr Er scheinen verdankt, leider nicht als Ganzes, sondern nur in einzelnen Blättern, als Wurstpapier, unter das Publicum gekommen. Nein! Hinz und Kunz kümmern uns nicht; ihr Jammer ist unsterblich, wie es ihre Unfähigkeit und Eitelkeit ist; ihnen wäre selbst dann nicht geholfen, wenn jede deutsche Familie für Bücher — man verzeihe die Kühnheit dieser Zumnthung! — ein Zehntel dessen ver brauchte, was sie für's Theater ausgibt! ... Ja nicht einmal eine weitaus wichtigere Thatsache kümmert uns hier, wenigstens gewiß nicht in erster Linie, die wahrhaft schmerzliche Thatsache, daß mancher treffliche Poet nur durch die kärgliche Spende der Schillerstiftung sein Leben fristet, und mancher begabte Erzähler Rollen unendlichen Papiers zu drei Romanen jährlich verbrauchen muß. Nein, ganz Anderes noch steht auf dem Spiele. Die äußeren Nothstände unserer Production wirken einer seits auf ihren inneren Gehalt zurück und andererseits üben sie un mittelbaren Einfluß auf die Gewohnheiten des Publicums, auf seine Anschauungen über Zweck und Würde der Literatur. Auf beiden Wegen, dem directen und indirecten, schädigen sie das sittliche und geistige Gedeihen der Nation. Zwischen den äußeren und inneren Bedingungen literarischer Production waltet ein Verhältniß wie zwischen Leib und Seele; Gesundheit der Seele bei siechendem Leibe ist möglich, aber nur an Wenigen wird man ihr begegnen, und noch seltener, fast nie, hält sie auf die Dauer vor. Schon zeigen sich im Gehalt unserer Literatur, schon zeige»! sich im Volksgemüth einzelne krankhafte Züge, die einzig oder doch hauptsächlich auf die Unnatürlichkeit, die Unhaltbarkeit der Verhält nisse unseres literarischen Marktes znrückzuführen sind, während die Meisten dies noch nicht ahnen und die Ursachen in inneren Gründen suchen; schon krankt die Seele, weil der Leib in Siechthum verfallen, und nicht der Psychiater kann sie curiren, sondern der Hausdoctor, der den Körper unter seine Obhut nimmt. Ich begnüge mich, hier zunächst drei solcher Erscheinungen zu nennen. Man klagt mit Recht über das Hinschwinden des soliden Geschmacks, die wachsende Sucht nach dem Seichten und Sensationellen, die blinde Lcsegier, die zu keiner stillen Sammlung, keinem Verarbeiten der geistigen Nahrung, keinem Nachgenuß kommen läßt. Auf all' diese Makel hat sich das deutsche Volk hauptsächlich im Wege der Leihbibliothek abonnirt. Man beklagt mit Recht das wüste Ueberwuchern unserer Production, die Thatsache, daß in Deutschland so werthloser Romanquark ge druckt wird, wie in keinem anderen Lande. Nur die Leihbibliotheken mit ihrem unstillbaren Bedarf an Lesefutter haben dies auf ihrem Gewissen, nur im Hinblick auf sie wagt der Verleger den Druck. Man beklagt es mit Recht, daß viele unserer guten Schriftsteller mehr schreiben, als ihrem Talent zuträglich. Der jämmerliche Absatz ihrer Werke zwingt sie zu rastloser Thätigkeit. Ich werde diese Schäden und einige ähnliche später noch gründlich erörtern und, wo dies nöthig, ziffernmäßig beweisen; schon jetzt wird mir kein Ein sichtiger widersprechen, sofern er die Verhältnisse kennt. Wenn aber dem so ist, so handelt es sich hier gewiß um keines Standes, sondern um des Volkes Sache. (Schluß folgt.) Miscellen. Russische Zollverhältnisse. — Im Jahre 1881 war in den betheiligten Kreisen davon die Rede, daß in Zukunft auch gebundene Bücher zum Zolle ihrer Deckel herangezogen werden sollten; dies unterblieb jedoch und es wurden nur Einband decken als Buchbinderwaaren mit 12,10 Rubel per Pud, zu- schläglich augenblicklich 64YH Goldagio, also mit etwa 2 M. das Kilogramm weiter verzollt. Diese Praxis ist in der neuesten Zeit auch auf gebundene Fachkalender mit Bleistift, gedruckte Schreibhefte und Aehnliches ausgedehnt. So zahlte z. B. der Manteuffel'sche Landwirthschaftliche Kalender pro Exemplar 27 Kop. Zoll, das Hoffmann'sche Haus haltungsbuch 70 Kop., einen genau seinem Nettopreis entsprechenden Zollsatz. Aufgezogene und gerahmte Bilder jeder Art zahlen selbstver ständlich auch Zoll. Für Verleger derartiger Artikel liegt es wohl im eigensten Interesse, unverlangte Sendungen nie zu machen, da der Sorti menter kaum die Zollspesen tragen würde. F. v. S. in R. IVeuer AnrelAer Mr LlblroA-ax/rre unä! iFibft'olüeLr§rsse-rscAa/(. Dsr- auLAkAsbsu vou Dr. ll. Detrbolät. ckalluar 1884. Dsu Dsssru Oruss rum usuell llallrs.— Lel^vsirsrisabs Lobrikt- stsllsr: X. ckolmnll Ruckoik Rsll^Asr. XI. Dran/. Ollriotian Duscd. XII. DsrckillLuä ^»ckolk llsssr. Voll 8cüuill3.llll. — Dill llsusr Druck OutsndsrKL in Dsutscbsr 8praclls. Voll Ulbert Oobll in Lsrlill. — 2ur Ossebiebts cksr Dallts- ^ubZabsll von kbilalskbss. (Lcbluss.) — Dis akacksiniscbs Libliotdsk ?.u Dsrborn. Von v. ck. Dincks. (8cb1u8S lol-ft.) — Dittsratur unä LliscsIIsn. — ^ÜAswsills LiblioZiapdis. cb Beiträge zur Geschichte des Buchhandels und der Buch- druckerkuust — Biographisches — Aussätze aus dem Gebiete der Preßgesetzgebung, des Urheberrechts und der Lehre vom Ber- lagsvertrag — Mittheilungen zur Bücherkuude — Schilderungen aus den» Verkehr zwischen Schriftstellern undVerlegern — sowie statistische Berichte aus dem Felde der Literatur und des Buch handels finden willkommene Ausnahme und angemessene Honorirung. — Die gewöhnlichen Einsendungen aus dem Buchhandel werden nicht honorirt.
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