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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1883
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- 1883-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1883
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- Deutsch
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54, 7. März. 1031 Nichtamtlicher Theii. Unter diesen gedruckten Büchern befindet sich Fust und Gutenberg's Bibel von 1455 auf Pergament gedruckt, die erste Bibel, die mit beweglichen Typen gedruckt wurde; er erstand dieselbe für 500 ^ oder 10,000 Mark. Das Exemplar ist ganz complet. Außerdem befanden sich in Grenville's Bibliothek eine große Anzahl von Ausgaben des Homer, Aesop, Plato, Virgil und Lucretius, Editio nen des Ariost, wie sie kein zweiter Privatmann zusammen ge tragen hat, und schließlich 5—6 der frühesten Ausgaben von Rabelais, die er für 60 bis 80 Mark erstand, die aber nach den Vorgängen der Beckford- und Sunderland - Auktionen heute 4 bis 6000 Mark werth sind. Der Kostenpreis der Grenville'schen Bücher, den er selbst dafür bezahlt hatte, belief sich nahezu aus 60,000 also auf 1,200,000 Mark Diese „Libliotboos. 6rsu- villiaua." wird heute auf 20 Millionen Mark geschätzt. Das war ein edler Sammler, der sich mit ewigem Ruhm bedeckt hat. Er hat diese Bibliothek der Nation geschenkt; — was hätte aber der Finanzminister jener Zeit gethan, wenn man ihm die Bücher für 100,000 F angeboten hätte? Diese Frage tritt jetzt mit voller Schwere in den Vorder grund. Was wird der jetzige Minister thun? Wird er diese Pretio sen der englischen Nation erhalten oder wird Deutschland, Frank reich oder Amerika in die Schranken treten? Als hoch begüterte Engländer, wie Richard Heber — der Her zog von Roxburghe — Lord Spencer, auf dem europäischen Markt erschienen und ihre Einkäufe machten, hatten sie keine Concurren- ten in Europa; heute aber steht die Sache etwas anders. Deutsch land ist mit einem Male ein bedeutender Factor geworden, der den jüngeren Bibliotheken Amerikas mit der Wucht deutscher Gelehr samkeit entgegentritt. Wenn Deutschland seine Faust erhebt, sei es um in den Seckel zu greisen, um die Hamilton-Manuscripte zu ge-! Winnen, oder dieselbe an die Klinge legt, so läßt es sich nicht leicht schrecken, viel weniger schlagen Freilich ist Frankreich nicht zu unterschätzen, der Duc d'Aumale ist eine Riesenkraft, denn seine Passion für den Erwerb seltener Drucke ist bedeutender, als sein Wunsch nach einer Krone. Auch die reichen Rothschilds sind eine Macht, die recht wohl wissen, was für ein Lebensmark in den schön gemalten Manuskripten steckt und welchen Reiz Unica des Buchdrucks besitzen; ihre Lust des Erwerbes steigert die Preise oft unglaublich hoch; dazu kann das Britische Museum gewiß manchen interessanten Beitrag liefern — mußte dasselbe doch erst kürzlich eine kleine Collection der frühesten französischen Komödien, einen kleinen Folio-Band, 6 Zoll breit und 3 Zoll dick, das einzig existirende Exemplar, mit 60,000 Mark bezahlen; — aber welch' eine Rarität! welch' ein unschätzbarer Besitz! Mr Grenville war noch nicht mündig, als er als Fähnrich in der Garde gegen die ganze anglikanische Bischöslichkeit in die Schranken trat, um die erste Ausgabe der Bibel für sich zu erwer ben! Der verstorbene Lord Ashburnham, der dem geistlichen Stande angehörte, war kaum 13 Jahre alt, als ihn im Jahre 1783 seine Passion für Bücher und Manuskripte ergriff, die er bis zu seinem Tode im Jahre 1854 treulichst gepflegt hat; und diese Bibliothek, die 4000 Pretiosen der Welt enthält, steht jetzt zum Verkauf, freilich noch nicht in Concurrenz, denn der junge Lord hat dieselbe als einen Act von Patriotismus zuerst den Trustees des Britischen Museums angeboten — aber wenn der Finanzminister kein Geld hat, wie dies augenblicklich positiv der Fall ist, oder nicht Lust zum Kauf dessen besitzt, was man derNation nicht schenken will? Kenner behaupten, nach den Erfahrungen des letzten Jahres, daß die Bibliothek das Doppelte und Dreifache erlangen würde, wenn diefelbe unter den Hammer käme Die Bibliothek wurde aus vier verschiedenen Ankäufen zu sammengestellt. Nämlich erstens durch den Erwerb der großen Schätze des Professor Libri im Jahre 1648. Libri erschien hier! vor 30 Jahren mit einer erstaunlichen Sammlung von Manu- scripten; es erhob sich auch schon damals ein großer Lärm in Frank reich über die unerklärlichen Entwendungen von Manuscripten aus vielen französischen Bibliotheken. Libri vertheidigte seinen Besitz und Lord Ashburnham kaufte die Manuscripte an. Jetzt tritt L. Delisle, der Direktor der Manuskript-Sammlungen von neuem aus; er schreibt im „Soleil", daß Lord Ashburnham den Pariser Bibliotheken nichts restituirt habe; das Einzige seien ein paar Seiten, die Libri aus einem Manuscripte in Lyon hcrausgerissen haben soll, während die werthvollen Manuscpripte in Lord Ash- burnham's Besitz, die aus den öffentlichen Bibliotheken Frankreichs verschwunden seien, in die Hunderte gehen! Er verspricht in einigen Tagen ein starkes Licht auf diese Frage zu werfen, die für Frank reich und England von sehr großer Wichtigkeit ist. Dieser sehr ernste Streit wird auf den Verkauf der Manuscripte von großem Einfluß sein. Diese Libri-Manuscripte sind reich an alten Codices, artisti schen Malereien und der mittelalterlichen Literatur überhaupt. Zweitens bildete sich die Ashburnham-Bibliothek durch den Ankauf der Manuscripte des französischen Bibliophilen Barrois; ein unglaublicher Schatz von frühen Texten der komaunees «t. poösisL kram;., darunter ein Manuscript von Lsreeval Is Oalois, bedeutend für die Literatur des Saint-Graal aus dem 13. Jahr hundert; aus derselben Zeit 2 Exemplare vonAjolant, ein 6b»nWus cks gs-itss aus dem Charlemagne-Cyclus, ein 6s.riu Is Iwbsraiu, Lartsuopsx cke Llois und kouarck. Die dritte Abtheilung der Bibliothek kam aus der berühmten Stowe-Bibliothek, deren Verkauf im Jahre 1849 ein ähnliches Ereigniß war, als heute die Sunderland- und Hamilton-Bibliotheken. ! Sie enthält ein reiches Material englischer Geschichte, von alten Charters, monastischen Regesten, Wappenschätzcn und Antiquitäten- Raritäten aller Art. Schließlich die vierte Abtheilung, die der Besitzer bescheiden ein Appendix nennt, bestehend aus einerCollection von Manuscripten aller Art, auf das sorgsamste gesammelt. Es ist unmöglich, diese Sammlung auch nur annähernd zu beschreiben, dies muß den Ge lehrten überlassen bleiben; nur soviel sei gesagt, daß sich unter andern: vorfinden der prachtvolle „Libri-Pentatcuch" aus dem 7. Jahrhundert. Von noch größerem Interesse für den Paläo- graphen sind die noch älteren lateinischen Manuscripte, eine ziem liche Anzahl; dann ein Psalterium scheinbar aus dem 4. Jahr hundert, das sich mit den ältesten Codices des Vaticans messen könnte In der Stowe-Collection befindet sich ein Band, der mehr als 40 angelsächsische Charters enthält, vom 7. Jahrhundert bis zur Eroberung der Normannen. Hier liegt der Schwerpunkt für England zur Erwerbung dieser Seltenheiten für die Nation; dann folgt noch eine lange Reihe von Chaucer, Wycliffe, Occleves und anderen frühen englischen Manuscripten aus den Zeiten von Eduard II., Heinrich VIII., der Elisabeth, ferner 10 Bände Ilsnovorian ?ape>'8 — in der Thal, diese ganze Abtheilung sind Schätze von der größten Wichtigkeit für die englische Geschichte. Ferner sind in dieser Abtheilung Manuscripte mittelalterlicher Mönche, illnstrirt von Francia, Lorenzo da Credi und Pietro Perugino; selbst die bloße Anschauung dieser Kostbarkeiten ist im Stande, den Bibliophilen in ein wahres Fieber zu versetzen. Es finden sich dazwischen 20—30 Codices von Dante's vivina Oow- mockia aus dem 14. und 15. Jahrhundert, nebst 15 Bänden Kom mentare, eine Collection, die sich mit den besten Bibliotheken Italiens messen kann; ferner ein angelsächsischer Psalter ans dem 11. Jahrhundert, Homilien aus dem 12. und viele Schriftsteller aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Ganz besonders aber ist auch in dieser Bibliothek der kostbare 148'°'
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