Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1921-02-19
- Erscheinungsdatum
- 19.02.1921
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19210219
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192102196
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19210219
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1921
- Monat1921-02
- Tag1921-02-19
- Monat1921-02
- Jahr1921
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bürleia-lau s. d. Dlschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 42, 19. Februar 1921. die würdigen, ernsten Bilder der Kröner, Brockhaus, Hirzel usw. verwundcrl herabschauten. »Was du ererbt von deinen Vätern Damit genug über die Vergangenheit, und dann dick Frage: »Was wird nun?» Bieten die verschiedenen, sich widersprechen den Anträge ein Baumaterial für den Neubau unseres Hauses? Kan» es den 24 Herren gelingen, aus Ol und Wasser eine dau ernde Mischung herzustellen? Und wenn ein Fehler vorhanden Ist: wo liegt er, und wie ist er zu heilen? Nach meiner Meinung ist das Grundllbel während der Ver handlungen nur zweimal gestreift worden, und zwar von Herrn Quelle (Hauptversammlung) und m. W. Herrn Fritz-Otto Kla- sing (Verlegerverein). Ich bitte nun, meine Ausführungen vor urteilslos und ebenso objektiv zu prüfen, wie sie geschrieben sind. Es muß demjenigen, der den Verlauf der Verhandlungen an feinem geistigen Auge vorüberziehen läßt, zum mindesten nachträglich auffallen, daß so wenige Redner den Versuch gemacht haben, dem volkswirtschaftlichen Grunde nachzusorschen, welcher die tatsächliche Ursache der heutigen Krise ist. Wir kennen ihn Wohl, sehen ihn täglich, spüren ihn dauernd am eigenen Leibe und haben ihn doch nicht beim Gang unserer Verhandlungen genügend ausgewertet. Ob irgendwelche Person oder Stelle dazu berufen gewesen wäre, bleibe dahingestellt . . . Dieser einzige Grund ist die Tatsache, daß die Verkaufspreise der Bücher zu langsam gestiegen sind und ihr Preis viel zu schlep pend der Entwertung der Papiermark gefolgt ist. Diese Tatsache betrifft nicht nur die »alten» Druckerzeugnisse bis Anfang 1919, sondern auch z. T. noch diejenigen bis Mitte 1920. Seitdem sind leidliche stabile Herstellungs- und angemessenere Verkaufspreise eingetreten, wenn auch bei weitem noch nicht das Preisniveau erreicht ist, das das Buch eigentlich haben müßte. Woher rührt nun diese scheinbar verkehrte Preispolitik des Verlags? Ist Unklugheit, falsche Gutmütigkeit, Kulturdusel, oder mangelhaftes kaufmännisches und volkswirtschaftliches Denken der Grund? — Nichts von alledem, sondern dieEigen art d e s B u ch e s ist die Ursache, und diese Eigenart des Bu ches ist die Tatsache, die als feststehender Faktor betrachtet wer den und in Rechnung gestellt werden muß. Sie wird nicht durch »Ordnungen» reglementiert und kann weder von der Gilde, noch vom Berlegerverein oder Börsenverein willkürlich verändert werden, nein, sie muß studiert und sinngemäß berücksichtigt werden. Ich bilde mir nicht ein, eine Entdeckung gemacht zu haben, wohl aber glaube ich, daß meine Gedankengänge noch nicht in gleicher Weise bis zum Ende verfolgt und die Konsequenzen daraus gezogen worden sind. Zunächst muh ich bemerken, daß schon die Berufsbezeichnung Verlagsbuch h S n d l e r eine Feh lerquelle von weittragender Bedeutung ist. Der Verleger ist, volkswirtschaftlich betrachtet, richtiger »Fabrikant», der in einem fremden Betriebe auf Lohn arbeiten läßt, und zwar auf La ger arbeiten läßt. Nahezu jeder Fabrikant setzt seine Ware rasch um, und ein Kalenderjahr dürfte Wohl im allgemeinen die längste Zeit sein, die sein Fabrikat von der Fertigstellung bis zum Verkauf braucht; 1—2 Monate ist vielleicht der Durch schnitt. Große Preisschwankungen sind (das Valutafieber März —Dezember 1920 ist doch nur Ausnahme!) für andere Fabri kanten nahezu ausgeschlossen, und diese können Herstellungs kosten und Verkaufspreis miteinander, wie auch mit dem Markt wert der Ware — und das ist wichtig — in Einklang bringen. Ganz anders das Buch. Das Buch ist ein »Markenartikel», genau wie »Pebeco« oder Salem-Zigaretten, ohne das; es aber denselben raschen Umsatz sowohl beim Fabrikanten wie beim Kleinhändler hat, wie derartige Dinge. Ein Buch von I9l4 muß nicht veraltet sein, über den Gedanken, däß^ein Kostüm, ein Filzhut oder ein Paar Stiefel sieben Jahre brauchen, bis sich für sie endlich ein Käufer findet, würde man lächeln. Der Verleger kann seine »Fabrikate- nicht dem Sinken des Markkurses und dem Tagesherstellungspreise anpasscn. Selbst wenn ethische Gründe es nicht verbieten würden, dürften es prak tische Gründe unmöglich machen. »Konjunkturpreise« kann man bet Massenartikeln durch Erhöhung oder Verringerung des Ver- ro9 kaufspreises schaffen, nicht aber beim Buche. Und so liegen Trenn noch viele Millionen von Büchern am Markte, deren Publikumspreis, zum Teil selbst mit Zuschlag, durchaus nicht ihrem Tageshcrstellungswerte entspricht. Der Sortimenter hat an dem Volumen von Büchern, das er heute für einen bestimm ten Preis liefert, nicht genug Bruttonutzen, um seine Spesen zu decken und seinen berechtigten Reingewinn zu haben, aber, und das möge selbst Herr Nitschmann glauben, derVerleger auch nicht I Der Unterschied liegt nur darin, daß der Sorti menter das Loch im Geldbeutel schneller spürt als letzterer. In 1—2 Jahren wird mancher Verleger, der sein Goldmarklager in Papiermarkguthaben, scheinbar mit gutem Nutzen, umgswandelt hat, bilanzlechnische Ohrfeigen bekommen, um die ihn Herr Nitsch mann nicht beneiden wird! Das »alte«, im Preise zu niedrige Buch beeinflußte aber auch den Preis des neuen Buches. Sehr viele Verleger, die z. B. Fachbücher verlegen, von denen Vorräte älterer, je doch nicht veralteter Konkurrenzwerke noch am Markte waren, mußten, unter Beiseitesetzung normaler Kalkulations methoden, den Preis ihrer neuen Auslagen, bzw. Bücher sehr niedrig ansetzen, um nicht auf ihren unverkäuflichen, weil zu teuren Werken sitzenzubleiben. Ich glaube behaupten zu dürscn: gäbe es nur Bücher am Markte, die nach dem 1. Oktober 1920 erschienen und mit einem den heutigen Herstellungskosten ent sprechenden Ladenpreise angesetzt sind, so würden Verlag und Sortiment bei den bis 1914 üblichen, volkswirtschaftlich berech tigten Lieferungsbedingungen auskommen können. Ich behaupt« ferner, daß die heutige Krise von selbst verschwinden wird, je mehr die -alten«, billigen Vorräte ausgebrauchl, bzw. auch deren Preise von den betreffenden Verlegern revidiert werden. Über gangsjahre kosten stets Opfer, und Opfer bringen Verlag wie Sortiment. Beide wollen und sollen eine gedeihliche Zu kunft haben, aber keine Partei soll und darf die andere opfern, indem man falsche Mittel als Heilmittel verwendet, die schließ lich beide Patienten töten müssen. Es dürfte nun zweckmäßig sein, die Wirkungen zu beleuchten, die «ine Annahme des Antrags Nitschmann auf Verlag und Sortiment, Buch und . . . Publikum haben würde. Annahme, es handelt sich um einen modernen Roman von 20 Bogen in Pappband, Publikumspreis -K 20.— ohne Zuschlag. Der Verlag liefert 11/10 Stück mit 457° Rabatt für -kk 110.— (also — 507°, die auch, da 457° doch »Mindestrabatt« sind, bei Vor zugsofferten, größeren Aufträgen an Reisende und -bei be sonderer Verwendung« mindestens gegeben werden müssen). Aufwendungen des Verlegers: 25"/° Autorenhonorar „L 50.— Fracht, bzw. Porto mindestens ^ 1.— Verpackung -Ä 2.— 53- Es verbleiben dem Verleger also für Papier, Druck, Einband, Personalspesen, Regieunkosten und »Verdienst« für diese 11 Stück 57.—, oder je Stück 5.18. Das Buch, das der V e r le g er für diesen Preis herstel - l e n kann, wird kaum so ausfallen, daß es Herr Nitschmann in seinem Sortiment (mit Tik 10.— Bruttonutzen!) verkaufen kann. Ich glaube, es war Dahn, der einmal dichtete: »Doch das Schwerste von allem ist . . . zu verkaufen ein Buch«. Das darf doch nicht vergessen werden, daß nicht nur der Verlag das Sortiment und das Sortiment den Verlag braucht, sondern beide brauchen...denBücherkäufer! Anschließend an dieses Schulbeispiel möchte ich die übrigen Gefahren, bzw. Wirkungen aufzählen, welche die Verwirklichung der Vorschläge im Antrag Nitschmann für den Gesamtbuch handel mit sich bringen würde: 1. Übermäßig rasche und bedeutende Erhöhung der Laden preise, zu denen der Verlag gezwungen ist, um lebens- fähig zu bleiben; hieraus folgt: 2. Erneuter, starker Rückgang des Umsatzes, der den Gewinn aus den erhöhten Rabatten restlos aufzehren würde.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder