Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.01.1885
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- 1885-01-12
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- 12.01.1885
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126 Nichtamtlicher Teil. 8, 12. Januar. lands. Es eröffnet sich also von neuem die Aussicht auf einen höchst interessanten Verkauf. Es ist ein erfreuliches Zeichen unserer Zeit, daß wir den Preis der Bücher nicht geringer schätzen als unsere antiken Vor fahren; denn im Altertum finden wir die Liebe zu den Büchern, als seltenen Schätzen, ganz natürlich. Damals waren es aber Manuskripte, und als man im alten Alexandrien die große Bibliothek begründete, griff man zu sehr zweideutigen Mitteln, um in den Besitz von Originalmanuskripten zu gelangen. Es ist bekannt, daß Ptolemäus die hungernden Athener nicht eher mit Brot versorgen wollte, bis sie chm die Originale der attischen Dichter gegen Unterpfand von fünfzig Talenten auslieferten. Er sandte später den trauernden Athenern die Kopie en davon zurück, be hielt aber die Originale und büßte seine fünfzig Talente ein. Das war freilich ein teurer Kauf, selbst nach heutigem Kapi talwert. Der Eigentümer der Syston-Bibliothek kann von Glück sagen, daß wir nicht mehr in Zeiten leben, wo Päpste sich an maßten, die Bücherpreise zu regulieren. Einen Papst Leo X. oder einen Kardinal Bembo haben wir Gottlob nicht mehr, der einem Drucker wie Aldus Mauritius den Varro nur unter der Bedingung zu drucken erlaubte, daß er zu einem mäßigen Preise verkauft werden solle. Was würde Se. Eminenz zu den heutigen Preisen sagen!? Aber trotz aller päpstlichen Vorschriften, sind seltene Manu skripte und gedruckte Bücher zu allen Zeiten kostbare Artikel ge wesen, deren Preise von Jahrhundert zu Jahrhundert unaufhalt sam zu steigen scheinen. Männer wie Asinius Pollio, Crassus, Julius und Augustus Cäsar, Cicero und Lucullus, als Privatleute be rühmt durch den Reichtum und Glanz ihrer Bibliotheken, haben wie ihre Nachkommen, die begüterten Bibliophilen, große Summen für den Erwerb kostbarer Bücherschätze geopfert, wodurch sie nicht nur die hohe Bedeutung ihrer Kultur bekundeten, sondern auch für ihre Nachkommen Kapitalien zu hohen Interessen anlegten. Der Reichtum verleiht hohe Genüsse, wenn der Mensch, der ihn besitzt, den Abglanz der höchsten Strahlen der geistigen und künstlerischen Sonne dieses Lebens in sich aufzunehmen versteht. Die Kenner und Bewunderer von Kunstschätzcn der Malerei, der Bildhauerkunst und der Buchdruckerei sind solche auserwählte Menschen, die diesen Glanz auf der Erde auszubreiten verstehen. Aber diese müssen eingestehen, daß auch in anderen Kreisen die Kultur und der Enthusiasmus blüht, daß namentlich der gebildete Buchhändler, der, dem Verständnisse seiner Wissen schaft mit Liebe hingegeben, für sie mit Kenntnis sammelt und aufspeichert, um ihren Wünschen zu genügen und ihre Neigungen zu unterstützen, in erster Linie daran beteiligt ist. Und solche wackere Männer hat namentlich der deutsche Buchhandel aufzu weisen. Männer wie Weigel, Adolph Asher, G. Fincke, Butsch und viele andere sind Zierden unserer Wissenschaft und Kunst und werden Monumente unseres Standes bleiben. Wenn man im fünfzehnten Jahrhundert schon fünfhundert Kronen für eine schöne Bibel geben konnte, so sind dies frei lich keine 78 000 Mark, ivie diese sie hier neulich erlangte, aber es war immerhin eine große Summe für jene Zeiten, und als Fust mit einer Anzahl von Bibeln nach Paris reiste und sie dort für sechzig Kronen verkaufte, nahm man ihn als Hexennieister fest; auch wäre er gewiß als solcher verbrannt worden, hätte er nicht den erstaunten Leuten das große Geheimnis von«der Erfindung der Buchdruckerkunst mitgeteilt; aber erst als das französische Parlament, mit höherer Einsicht begabt, die Erfindung für mög lich hielt, wurde er freigelassen. So ändern sich die Zeiten; aber um diese richtig beurteilen zu können, muß man weit zurückschreiten, und dies ist die Auf gabe, die der gebildete Buchhändler zu lösen hat. London, Dezember 1884. Franz Thimm. MiSrellen. Neues Börsengcbäude in Leipzig. — Bekanntlich beabsichtigt der Börsenverein ein neues Börsengebäude zu errichten, da die jetzige Buchhändlerbörse den Anforderungen nicht mehr entspricht. Man hatte sich behufs Erlangung eines geeigneten Platzes an den Rat der Stadt Leipzig ge wendet. Wie nun berichtet wird, ist von demselben ein bezüglicher Beschluß gefaßt, ein Terrain unentgeltlich dazu herzugeben, welches, im großen Johannisthal gelegen, die Ecke der Hospital straße und des Gerichtsweges umfaßt. Der Platz ist ein äußerst wertvoller; die Absicht und der Gedanke, den hiesigen Buchhandel und die damit verbundenen Gewerbe nach Möglichkeit von feiten der städtischen Behörde zu unterstützen, werden jedoch als so begründet betrachtet, daß dieser Beschluß wohl auch weitere Billigung finden wird. Der freigebige Beschluß verpflichtet den Buchhandel zu größtem Danke. Berufsgenossenschaft des Buchdruckgewerbes. — Am 7. d. fand im Saale der Buchhändlerbörse die konstituierende Generalversammlung der Berufsgenossenschaft für das Buchdruck gewerbe statt, über welche ein ausführlicherer Bericht folgen wird. Personalnachrichten. Berlin, 8. Januar 1885. — Die Trauerfeier für Georg Reimer fand heute vormittag 10 Uhr im Trauerhause, Anhalt straße 12, unter überaus zahlreicher Beteiligung statt. In einem Zimmer der ersten Etage stand zwischen Palmen und Lorbeern der reichgcschmückte Sarg. Von seiten des Börsen vereins der Deutschen Buchhändler und der Berliner Buchhändler- Korporation, deren Vorständen der Verstorbene früher lange Jahre hindurch angehörte, waren besondere Widmungskränze niedergelegt worden. Ebenso hatten der Verein jüngerer Buch händler und andere Vereine von Berlin und vielen Hauptorten des deutschen Buchhandels Kränze gewidmet. Zu Füßen des Sarges lagen die vom Personal der beiden Firmen Georg und Dietrich Reimer gespendeten Kränze. Die Stadt Berlin, welcher der Verstorbene lange Jahre als Stellvertreter des Stadt- verordneten-Vorstehers und in anderen Ehrenämtern treue Dienste geleistet, war durch Bürgermeister Duncker und die Stadträthe Schreiner, Sarre und Kochhann vertreten. Das Stadtver ordneten-Kollegium hatte die beiden Vorsteher Straßmann und Büchtemann, sowie die Stadtverordneten Virchow, Ludwig Löwe, Teichert, Pätel, Baumgarten, Leonhard, Neu mann und Schwabe deputiert. Außer den Verwandten des Verstorbenen, zu denen auch Professor Mommsen nebst Familie gehörte, umstand eine nach Hunderten zählende Trauerversammlung den Sarg. Man bemerkte den Geheimen Ober-Regierungsrat Bonitz vom Kultus ministerium, Generaldirektor der Museen Geheimrat Schöne, Minister a. D. von Bernuth, Geh. Oberjustizrat Starcke, die Professoren du Bois-Reymond, Gneist, Bastian, Weyer straß, Goldschmidt, Ewald, Kiepert, Böckh, Lommatzsch u a., ferner Hof-Kapellmeister Radecke, Geheimen Kommerzien rat Delbrück, Major Duncker, vr. Paul Börner, Prediger Lisco und viele Berufsgenossen Berlins. Nach dem von den Sängern des kömgl. Opernchores ge sungenen Choral „Jesus meine Zuversicht" hielt Prediger 1>r. Thomas die Gedächtnisrede. Die Beisetzung erfolgte in dem Familienerbbegräbnis auf dem Dreifaltigkeitskirchhof.
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