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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1885
- Strukturtyp
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- 1885-04-13
- Erscheinungsdatum
- 13.04.1885
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- Deutsch
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feucht übereinander gedruckt wurden, erscheinen stets glanzlos und unrein. Aller Farbendruck, sowohl der lithographische, wie der xylo- graphische, hat mit der Veränderlichkeit des zur Verwendung kom menden Materials, in erster Linie also des Papiers zu kämpfen; beim Lithographen war es früher, vor der Einführung der Schnell presse und des Cylinderdrucks, der Reiberdruck, welcher das Papier streckte. Ist auch dieser Übelstandsjetzt durch den Cylinderdruck, wo die Schnellpresse in Anwendung kommt, gehoben worden, so ist es doch immer noch die Feuchtung des Steins, welche zur Veränderung der Raumverhältnisse des Papiers führt und das Jncinanderpassen der Farben außerordentlich erschweren kann. Beim xylographischen Farbendruck kommt die Schwierigkeit weniger vom Papier, das das man meist trocken druckt, wohl aber vom Holzschnitt, der sich, selbst wenn er in der Presse festgekeilt ist, noch verändern kann, wo raus sich dann sehr unangenehme weiße Zwischenräume zwischen den Farben ergeben, die alle Kunst des Druckers nicht zu beseitigen vermag. Sollte der Holzschnitt wachsen, das heißt, sich aus dehnen, was zu einem Übereinandergreifen der Farben führen müßte, so wäre dem schon durch Nachschneiden abzuhelfen; doch wird man nur ungern dazu greifen, da der Stock ja am nächsten Tage eingehen und sich zusammenziehen kann, wo alsdann die sich etwa bildenden Weißen Zwischenräume wahrscheinlich so bedeutende wer den würden, daß die Druckplatten nicht mehr zu brauchen wären. Es liegt in der Natur der Sache, daß diese Schwierigkeiten zunehmcn müssen mit der Zunahme der Größe des Holzschnitts, und es ist deshalb um so erstaunlicher, die großen Knöflerschen Schnitte von so hoher Vollendung zu sehen, — man erkennt eben überall die Hand des Meisters. Diejenigen Bogen, auf denen eine große Zahl kleiner Bilder vereinigt sind, lassen sich viel leichter Herstellen, denn die auf dem Papier weiß erscheinenden Räume zwischen denselben sind in der Druckform mit Blei- oder Eisenstegen ausgefüllt und bei einer sich thunlichst gleichbleibenden Temperatur des Drucklokals so gut wie keinem Wechsel unter worfen. Auch kommt bei ihnen meist nur eine sehr geringe Zahl Farbenplatten zur Anwendung und für diese lassen sich leicht galvanische Kupserniederschläge benutzen, die man vernickeln oder auch versilbern kann, um sie gegen die Einwirkung quecksilberhaltiger Farben, wie Zinnober, indifferent zu machen. Man fragt nun vielleicht: warum, wenn die Schwierigkeiten weit größer sind beim Farbenholzschnitt als bei der Farbenlitho graphie, geht man von ersterem nicht gänzlich ab und bedient sich nur der letzteren? Dafür giebt es zwei sehr triftige Gründe, von denen der erste der ist, daß der Holzschnitt auf der Buchdruckschnellpresse gedruckt werden kann, daß sich somit weit rascher große Auflagen erledigen lassen, als auf dem Wege des Steindrucks, und daß ferner, sobald die Anfertigung von galvanischen Clichüs zulässig ist, in der Zahl ganz unbegrenzte Auflagen hergestellt werden können, ohne daß die Feinheit und Gleichmäßigkeit der Bilder beeinträchtigt wird oder daß man noch ferner den Veränderungen des Stocks ausgesetzt ist, — was bei der Lithographie selbst mit Hilfe des Umdrucks nicht möglich wird. Der zweite Grund liegt in der charakteristischen Verschieden heit des Farbenholzschnitts verglichen mit der Farbenlithographie, in seiner Individualität. Während der letzteren immer eine gewisse Weichheit und Glätte, die oft bis zum Süßlichen gehen können, anhaftet, zeigt der Farbenholzschnitt fast ausnahmslos einen ernsten Charakter, der zunächst wohl durch die Präzision seiner Linien und eine dem typographischen Farbendruck innewohnende, schwer definierbare Eigenartigkeit bedingt wird. Er wird deshalb auch zur Reproduktion religiöser Sujets benutzt, für die er ich ganz besonders eignet, und von denen ein Massenbedarf vor handen ist, wie z. B. bei den sogenannten Devotionalien, die in vielen Tausenden von Exemplaren alljährlich gedruckt werden und zwar besonders in der großen graphisch-artistischen Anstalt von Gebrüder Benziger zu Maria-Einsiedeln in der Schweiz und bei Pustet in Regensburg, welcher meist Knöflersche Schnitte verwendet. Es ergiebt sich hieraus, daß der Farbenholzschnitt am meisten zur Ausschmückung religiöser Bücher angewandt werden wird, wie man dies aus dem (mit ausgelegten) »lüvrs ä'bsure««, das aus einer großen Pariser Druckerei hervorgegaugen ist, er sehen kann. Wenn ich bisher fast nur von Wiener Druckern gesprochen, welche den Farbenholzschnitt pflegen, so möchte ich damit nicht zu der Annahme verleiten, als geschähe dies dort allein. Bevor Heinrich Reiß demselben eine Stätte schuf in der österreichischen Kaiserstadt und gleichzeitig mit ihm war es ein Meister zu Straß burg, der ersten Wiege der Buchdruckerkunst, Gustav Silber mann, dessen chromoxylographische Arbeiten allgemein Bewun derung fanden und verdienten. Als er sich indes nach dem Kriege vom Geschäft zurückzog und nach Paris übersiedelte, haben seine Nachfolger den Farbenholzschnittdruck nur noch gelegentlich geübt und sich mehr dem gewöhnlichen Buchdruck zugewandt. Solche gelegentliche Übung geschieht auch jetzt vielerorts; in Stuttgart besonders bei Greiner L Pfeiffer und Gebrüder Kröner; eine zweite Kunststätte jedoch, wo derselbe ganz ausschließlich, als Spezialität und als Kunst gepflegt wird, wie bei Hein rich Knöfler und seinen Söhnen in Wien, dürste schwerlich zu fin den sein. Eine eigenartige Verwendung des Farbenholzschnittdrucks ist während längerer Zeit von dem Leipziger Buchdrucker E. Kramer geübt worden. Sie hat indes nichts mit der Buchillustration gemein und soll deshalb nur der Vollständigkeit, sowie auch der Kuriosität halber hier erwähnt werden: der Druck auf Porzellan nämlich. Es konnte hierbei von einem direkten Druck natürlich nicht die Rede sein; derselbe geschah nur auf dem Wege des Über drucks als Metachromotypie, — man schuf zunächst eine Art Negativ. Das Bild wurde dabei auf ein mit einer löslichen Schicht präpariertes Papier gedruckt und nach seiner Vollendung mit einem Lack gedeckt, der es auf dem Porzellan fest haften machte, beim Ein brennen aber verschwand. Auf dieses Einbrennen mußten auch alle Farben berechnet sein; waren sie Veränderungen in den hohen Hitzegraden des Muffelofens unterworfen, so durften diese keine anderen Nüancen ergeben, als die gewollten und mit der gesamten Darstellung harmonierenden. Dieser Umstand sowohl, als auch die Beschränktheit des Fabrikationsfeldes und Absatzgebietes haben den Farbenholzschnittdruck für Porzellan nie allgemein in Ausnahme kommen lassen und es mag hierzu wohl auch noch beigetragen haben, daß sich mittelst desselben nie die Feinheit der Handnialerei auf Porzellan erreichen ließ, der bunte Schmuck geringer Ware aber mit Hilfe von Schablonen und dergleichen, oder auch nur mit der Hand allein, immer noch billiger hergestellt werden konnte, als auf dem Wege typographischen Überdrucks. Mit der Erwähnung eines anderen, jetzt ebenfalls erloschenen Verfahrens, zu dessen Durchführung der Farbenholzschnitt ver wendet wurde, will ich meinen heutigen Vortrag beschließen: es ist dies der Baxterdruck, so genannt nach seinem Erfinder George Baxter, welcher am 23. Oktober 1835 ein Patent in England auf sein Verfahren nahm. In diesem Patent ist dasselbe bezeichnet als das Kolorieren von Kupfer- und Stahlstichen, lithographischen und zinkographischen Gravierungen vermittelst Holzschnittdrucks und es läßt sich auch kaum eine andere, treffendere Erläuterung geben.
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