Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18850408
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188504082
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18850408
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-08
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^5 79, 8. April. Nichtamtlicher Teil. 1647 war jene Zeit die Glanzperiode des alten Holzschnitts, eine Periode, j die leider nur von kurzer Dauer sein sollte; denn schon zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts läßt sich der beginnende Verfall des Holzschnitts Nachweisen, wobei es überraschen muß, daß dieser Ver fall ein allgemeiner war, der allerdings mit dem Verfall des Buch drucks Hand in Hand ging. Der entsetzliche dreißigjährige Krieg, der unser großes Vaterland in Elend und Verwilderung stürzte, zog eben alle Kulturländer in Mitleidenschaft und legte den geistigen Fortschritt lahm. Nicht ohne Einfluß auf den allgemeinen Niedergang des Holz schnitts schon im sechzehnten Jahrhundert mag allerdings auch die zunehmende Ausbreitung des Kupferstichs gewesen sein; indem sich die Gunst des Publikums von ersterem ab- und letzterem zuwandte, ging ihm mit ihr auch die Gunst der großen Maler verloren, die in seiner Blütezeit als Zeichner für ihn thätig gewesen waren. Aus der Erschlaffung und Versumpfung, in welche der Holz schnitt nach und nach verfallen war, wurde er erst durch den Eng länder Thomas Bewick, 1753 zu Cherryburn in Northumber- land geboren, zu neuem Leben geweckt. Dieser schuf eine vollkommen neue Methode dadurch, daß er vom Langholz zum Hirnholz über ging und sich bei seiner Arbeit auch nicht mehr des Messers, sondern meist nur des Stichels bediente, wie er vom Kupferstecher gehand- habt wurde. Hatten die zeichnenden Künstler bisher ihre Arbeiten nur selten mit Bleistift auf das Holz selbst, sondern meist mit der Feder auf Papier entworfen und es dem Holzschneider überlassen, dieselbe auf den Holzblock zu Pausen, so ging Bewick, der selbst ein geschickter Zeichner war, ganz zum Bleistift über, und die Mani pulation des Holzschncidens erlangte damit die Gestalt, in welcher sie der Hauptsache nach noch heute geübt wird. Man geht hierbei in folgender Weise zuwege. Nachdem der Stock aus Buxbaumholz, dessen man sich fast ausschließlich seiner dichten und feinen, das Schneiden selbst der zartesten Linie zu lassenden Körnung halber bedient, völlig geebnet und geglättet ist, wird er grundiert, d. h. man überzieht ihn mit einer dünnen Schicht von mit flüssigem kuwini aia-bioum angerührtem Zinkweiß, welche den Bleistiftstrich besser und leichter annimmt, als das Holz, auch beim Zeichnen nicht störend wirkt, wie dessen Textur. Die Zeich nung muß verkehrt auf den Holzstock aufgebracht werden, damit sie nach dem Druck rechts erscheine. Der Holzschneider entfernt so dann, indem er mit der linken Hand den Stock auf einem, dessen leichte Drehung gestattenden Sandkissen festhält, mittels eines in der rechten gehaltenen Stichels alle im Druck weißbleibenden Teile; er läßt nur die Striche des Zeichners stehen, genau in der von diesem ausgeführten Stärke, und schafft somit ein Faksimile der Zeichnung selbst, weshalb denn auch diese Art des Schnittes »Faksi mileschnitt« genannt wird Seit Erfindung der Photographie ist derselbe jedoch seltener geworden, da man heute das weit raschere Verfahren, das zu repro duzierende Bild photographisch aus Holz zu übertragen, dem lang sameren und kostspieligeren des Handzeichnens in allen Fällen, wo cs sich anwenden läßt, vorzieht. Man grundiert auch hierfür den Holzstock mit einer Schicht Zinkweiß, (das aber nicht mit Gummi, sondern mit Eiweiß verrieben wurde), die man sodann, nachdem sie auf chemischem Wege lichtempfindlich gemacht worden, unter dem Negativ belichtet. Ist eine scharfe photographische Kopie vielleicht des Gegenstandes halber nicht zu erreichen, so wird die Holzplatte alsdann noch dem Zeichner zum Überarbeiten übergeben; demTylo- graphen bleibt es indes überlassen, die Töne der photographischen Übertragung in Strichlagen oder Punkte, letztere wohl auch weiß auf schwarzem Grunde, umzuwandcln, was natürlich voraussetzt, daß derselbe künstlerisches Verständnis besitze, um nicht die beabsich tigte Wirkung des Bildes zu zerstören. Seit durch Verbreitung und Zunahme der illustrierten Zeit schriften auch die Darstellung von Tagesereignissen in das Gebiet des Holzschnitts gefallen, hatten sich jedoch die Lylographen in Frankreich und Deutschland bereits an ein derartiges selbständiges Arbeiten gewöhnen müssen; die Darstellungen würden, wären ihre Details dem Stifte des Zeichners überlassen geblieben und hätten dessen Linien genau faksimiliert wiedergegeben werden sollen, wohl in den meisten Fällen erst vor das Publikum gelangt sein, wenn dessen Interesse bereits durch neuere Ereignisse in Anspruch ge nommen worden, der Reiz des Bildes somit überholt und er loschen wäre. In solchen Fällen war man gezwungen gewesen, zu einer rascher arbeitenden Methode zu greifen: man zeichnete nur noch die Konturen, die Töne aber cstompierte oder wischte man an. Es ist einleuchtend, daß die Ausführung solcher Schnitte nur ge wandten und geschickten Xylographen anvertraut werden kann. In England übte man das Wischverfahren schon lange, und es hat sich infolge dessen dort eine »Silberton« genannte Manier herausgebildet, welche wohl auf die Nachahmung der Effekte des Stahlstichs zurück geführt werden muß, die aber unseren deutschen Geschmack nicht immer befriedigt, und bei der großen dem Lylographen gelassenen Freiheit oft nur minderwertige Erzeugnisse liefert. Damit soll indes nicht gesagt sein, daß in England nicht auch ausgezeichnete Holzschnitte geschaffen werden; im Gegenteil, man weiß dort ganz außerordentlich feine und hochvollendete Schnitte zu liefern, wobei man ein ausgedehntes System der Arbeitsteilung in Anwendung bringt. Es schneidet dann nämlich nicht ein Künstler allein denselben Holzstock, auch wenn hinreichend Zeit dafür vor handen wäre, sondern dieser geht durch die Hände einer ganzen Reihe von Xylographen, und jeder hat nur das auszuführen, worin er besonders geübt ist. Während dem einen also bei einer Landschaft Bäume und Baumschlag zusallen, schneidet ein zweiter die Archi tekturen, ein dritter Himmel und Wolken, ein vierter und fünfter Figuren, d. h. Personen und Tiere, und so fort. Eine andere Art von Arbeitsteilung ist bei Darstellung von Tagesereignissen unvermeidlich geworden: das Zerteilen der Holz stöcke nämlich, behufs Ermöglichung des gleichzeitigen Arbeitens einer größeren Anzahl vonLylographen an der Herstellung ein und desselben Bildes. Zu diesem Ende verwendet man aus einer beliebigen An zahl von Stücken zusammengesetzte Holztafeln; die Stücke aber sind da, wo sie sich berühren, also wo sie zusammengeleimt sind, mit Papierstreifen beklebt, was die nachträgliche Zerlegung der Tafeln erleichtert. Ist die Zeichnung auf einem solchen Stocke fertig, so wird er an den Klebestellen getrennt und jeder einzelne Teilwird einem Lylographen zum Schneiden übergeben. Nach deren Vollendung entfernt man das angeklebte Papier und leimt sie wieder alle sorg fältig zu einer Platte zusammen, worauf der Schnitt in seiner Ge samtheit noch einer genauen Überarbeitung unterzogen wird, um alle Linien des Bildes ineinander lausen zu machen, auch jede Fuge zu ver decken. Eine zum Zerteilen bestimmte Platte pflegt man in Frankreich schon vor dem Schneiden horizontal nach beiden Rich tungen hin zu durchbohren, und sodann durch die Löcher eiserne Stäbchen zu schieben, welche mit Flügelschrauben an einem Ende versehen sind, bestimmt, alle Teile des Holzschnittes fest aneinander zu Pressen und denselben vor Zerspringen und Sichwerfen zu schützen. Letztere Absicht wird indes nicht immer erreicht, denn die dünnen Stäbchen vermögen der Gewalt sich werfenden Holzes keinen hinreichenden Widerstand entgegen zu setzen und biegen sich mit demselben. In England sucht man den Holzschnitt dadurch zu schützen, daß man untereinander korrespondierende Vertiefungen in die Rückseite der zu trennenden Teile fräst, in diese Eisenbänder einläßt und solche nach Vollendung des Schnitts schließlich ver schraubt; in Deutschland aber sieht man fast durchweg ab von 230*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder