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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1885
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- 1885-02-02
- Erscheinungsdatum
- 02.02.1885
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- Deutsch
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503 26, 2. FebruaL. Nichtamtlicher Teil. jKotnmissionsrat Heinrich Klemm in Dresden meint,2) damit der größeren Korrektheit wegen das Werk unter den Augen des Verfassers Melchior Psinzing gedruckt werden konnte. Der »Teuerdanck« stellt ein allegorisches Gedicht dar, welches das Leben und die Thaten Kaiser Maximilians I. verherrlichen sollte, der bekanntlich ein ebenso guter Feldherr wie Freund der Künste und Wissenschaften war. Die mitgeteilte Probe setzt die schöne und interessante Frakturschrift in das beste Licht; der Herausgeber bemerkt dazu, daß man früher wegen der freien kalligraphischen Züge und Ausläufer, welche einzelnen Buchstaben angehängt sind, geglaubt habe, daß das Werk nicht auf ge wöhnlichem typographischen Wege hergestcllt, sondern daß der Text in Holztafeln geschnitten sei, wogegen sich jetzt erwiesen habe, daß auch jene Ausläufer und Züge nur Satzstücke sind. Tafel 3 zeigt uns den Schlußabsatz und das aus dem »Teuerdanck« zusammengestellte Alphabet. Weil sich nämlich das vollständige Alphabet fast niemals aus einer einzelnen Blatt seite entnehmen läßt, so erschien es dem Herausgeber zweck mäßig, von solchen Schriften, welche ihrer Schönheit und Voll kommenheit wegen für die heutige Typographie wertvoll oder histo risch besonders wichtig sind, die Alphabete besonders zusammen- zustelleni Tafel 4 führt uns ein Blatt aus Wolfgang Hopyls, des Pariser Buchdruckers, »missats viosossis oolonionsis« vor. Hopyl war ein gelehrter deutscher Buchdrucker, von dem man Druckwerke aus den Jahren 1489 bis 1522 kennt. Sein mi88g.Is ist ein 1514 hergestelltes Foliowerk, welches Heinrich Klemm als einen »Prachtdruck ersten Ranges, ebenso schön als selten« bezeichnet. In dem Werke kommt ein »Canon« vor, von welchem sechs Blätter auf Pergament gedruckt sind. Ein solches Canonblatt ist hier wiedergcgeben; sein Satz ist zwei spaltig und erinnert an die Typen des Peter Schösferschen Missale. Das Werk selbst ist trotz seiner großen Schönheit wenig bekannt, gerade weil es so selten ist. Im bibliographischen Museum des Herrn Klemm befindet sich ein Exemplar. Auf Tafel 5 ist wieder ein Alphabet aus dem »Missale« zusammengestcllt. Tafel 6 zeigt ein Blatt aus dem Werke »la war äso bibtoiroo« des Pariser Buchdruckers Antoine Verard, 1488 gedruckt. Antoine Verard (der ältere) war zu Paris um das Jahr 1450 geboren und ist 1513 verstorben. Er Waranfangs Kalligraph und Miniaturmaler und widmete sich, nachdem er eine Buchdruckerei errichtet hatte, ganz besonders der Heraus gabe von Chroniken und Rittergeschichten. Von der kunstsinnigen Königin Anna von Bretagne wurde er sehr begünstigt; in verschiedenen seiner Verlagswerke erblickt man ein Bild, auf welchem er vor der Königin kniet und ihr ein Exemplar des neuen Buchs überreicht. Die Zahl der von ihm herausgegebencn Werke soll eine sehr bedeutende gewesen sein. Das Buch, von welchem uns hier ein Blatt dargeboten wird, ist ein Geschichtswerk in Folio »die Mutter (In msr) der Geschichte« betitelt. Wir erhalten hier eine Wiedergabe des Titels, der sehr anerkennenswert ist. Eigentlich wollten die Herausgeber eine Reproduktion der rein ornamentalen Buchaus stattung wie Initialen, Zierleisten, Randeinfassnngen re. nicht statt finden lassen, doch der hier vorliegende Titel zeigt uns einen reichverzierten Anfangsbuchstaben (I-) des aus dem Jahre 1488 stammenden Buchs, der ganz im spezifisch französischen Geschmacke *) Man vergleiche: „Beschreibender Catalog des bibliographischen Museums von Heinrich Klemm, rc. 1. und 2. Abteilung, Dresden, 1884." S. 25S. jener Zeit in Holz geschnitten ist. Die eigentümlich reizvolle Erscheinung dieses Titels wird die Ursache zu seiner Nachbildung gegeben haben, zumal da außer Textseitcn auch Beispiele von Titelblättern, Schlnßschriftcn, Kapitelanfängen und Ähnliches, ferner neben den typographischen (gesetzten) Schriften auch in Holztafeln geschnittene Schriften und Titelblätter (xylographische oder Blockschriften) namentlich aus dem fünfzehnten und sech zehnten Jahrhundert wiedergegeben werden sollen. Leider ist der Künstler, welcher die Zeichnung des Initialbuchstabens entworfen hat, uns nicht bekannt geworden. Blatt 7 zeigt uns ein Blatt der »diblia poUZlotta« nach der von Christoph Plantin in Antwerpen in den Jahren 1569—1573 hergestellten Bibel. Christoph Plantin, der Grün der des berühmten Plantinschen Hauses in Antwerpen, nach welchem das noch heute dort bestehende Museum Plantin seinen Namen erhalten hat, war ein geborener Franzose. Er ließ sich etwa um das Jahr 1550 in Antwerpen nieder, wenigstens wurde er in diesem Jahre in die St. Lucas-Gilde als Buchdrucker ausgenommen und arbeitete sich rasch in die Höhe. Er sorgte stets für schöne Schriften und guten Druck. Auch gehörte er, wie Beck in seiner Geschichte der Buchdrnckerkunst berichtet, nicht zu denen, die nach dem Ausspruch des Erasmus „lieber 6000 Fehler wie Ameisen in ihren Werken herumkribbeln sehen, als einen tüchtigen Korrektor bezahlen, sondern er hatte sich die Worte Heinrich Stephanus' wohl gemerkt, daß „die Korrektur das für die Druckerei ist, was die Seele für den Leib". Das Werk, welches Plantins Namen in der Geschichte der Buchdruckerkunst unsterblich gemacht hat, ist eben die »bidlis, pol^Zlottg.«, aus welcher uns hier ein Blatt vorliegt. Diese Bibel wurde im Laufe von vier Jahren gedruckt, und zwar unter fortwährender Beschäftigung von vierzig Arbeitern. Das in vier Sprachen erschienene Werk war anfangs auf vier Bände berechnet, allein ans Plantins Vorschlag wurde noch das Neue Testament in der syrischen Sprache (das bereits in Wien ge druckt war) mit einverlcibt, so daß die Bibel, einschließlich drei Bände „Appendix", heute aus acht Bänden besteht. Nach Beck sind von dieser Polyglotte zwölfhundert Exemplare außer zwölf Pergamentabdrücken hergestellt worden: 10 auf Imperial- Velin zu 40 Gulden das Ries, 30 Exemplare ans etwas ge ringerem, 200 auf Royal-Velin und 960 Exemplare auf Royal papier. 'Im Verhältnis zu den Kosten waren die Verkaufspreise mäßig gestellt: der Preis betrug für eins der 200 Exemplare auf Royal-Velin 40 Kronen, für ein gewöhnliches Exemplar 35 Kronen. Nach der Vollendung des mühsamen Werkes sagte Plantin selbst: „Jetzt wo die Bibel vollendet ist, stehe ich mit Über raschung und Erstaunen vor der Arbeit, welche ich nicht noch mals machen möchte, selbst wenn man mir 12 000 Kronen da zu schenkte, und obwohl sie jetzt, wo die Schriften und die Einrichtung vorhanden sind, vielleicht um 6000 Kronen billiger zu stehen kommen würde." Seine Thätigkeit wandte er um so ausgedehnter anderen littcrarischen Unternehmungen zu; sie war so bedeutend, daß nach einer besonderen Aufzählung in neuerer Zeit nicht weniger als 1031 Druckwerke aus seinen Offizinen hervorgegangen sind, obwohl davon viele Bibelausgaben und Missale nicht angeführt werden.*) Plantin starb am 1. Juli 1589, 75 Jahre alt, die Firma erlosch erst im Jahre 1865. Das uns hier vorliegende Probeblatt ist der Vorrede der Polyglotte entnommen. Die Antiquaschrift desselben hat einen außerordentlich klaren und schönen Schnitt, ein sehr hübsch ge- *) Vergleiche 0. Uusleos et L.. cts Laster, aurmlss klair- tillisuus8, karis, 1866. ?2*
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