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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1885
- Sprache
- Deutsch
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2U6 Nichtamtlicher Teil. ^ 101, 4. Mai. weit mehr als ich: denn er erfindet beßert täglich und ich kann ihm nicht nach. — Mir däucht, Freund, wir Deutschen sind jetzt im Luxus für unsere Kräfte weit genug. Laßen Sie also den französischen Aufsatz so wie er ist und übersetzen Sie ihn nicht. Wollen Sie ihn aber gerne benutzen, so geben Sie ihn, wie er ist und laßen viäot und Unger was ihnen gegeben ist. Ich mäste durch meine An merkungen Vieles aufdccken das schmerzen würde, ich will aber lieber das, was ich bemerke, dazu benutzen, daß ich es beßer zu machen suche. Jetzt arbeite ich an Etwas das meinem Herzen mehr Belohnung geben wird, als irgend etwas das ich gemacht habe. Ich bringe eine Preße heraus, die den Drucker nicht mehr angreift, und wobey dieser mit Kindeskraft den schönsten Druck Hervorbringen muß. Ich sage muß denn wenn der Drucker ge lernt hat sein Papier gehörig zu bereiten und seine Farbe zu machen, so hindert ihn die Preße schlecht zu drucken. Dadurch erleichtere ich so vielen Menschen die Erwerbung des bisher so sauren Stückes Brodes. Leipzig den 29. Novb. 1798. Seit ich Ihren lieben Brief, mein verehrungswürdiger Freund, in Händen habe, sitz ich und kaue die Feder und rechne und finde daß ich 1400 zum Merkur*) gebrauche. Nun hat Wieland 800 Lxpl. abgesetzt, mir blieben also, da die Buchhändler 1 üx zu 2 erhalten, 200 ^ übrig, ich weiß nun nicht ob ich diese für Interessen bösen Schuldner, oder für Verpacken nehmlich Bind faden Makulatur sto rechnen soll. Papier ist hier theurer als in 'Wsimar und meine Drucker sind nicht wohlfeiler. Wieland giebt, wie ich weis, nur darum den Merkur auf, weil ihm zu wenig davon übrig bleibt. Ich habe die Commißion des Merkurs wahr lich als eine Frohne für unfern alten ehrwürdigen Freund ge tragen. Denn, wenn ich ihm den Verlust an bösen Schulden hätte berechnen wollen, so wäre ihm gewiß noch weniger übrig geblieben. Ich habe bey Berechnung des Merkur freylich das Honorar mit 10 in Anschlag gebracht, weil ich weis, daß kein guter eingesandter Aufsatz unter 6 zu erhalten ist, oder sonst die guten Schriftsteller zu andern Journalen gehen. Nehmen Sie über dieses an, daß wenn Wieland sich nicht mehr als Heraus geber nent, der Merkur, wenigstens das erste Jahr, bis auf die Hälfte des Absatzes herunter sinkt. Denn die Hälfte der Käuffer setzt ihn blos fort, weil sie nicht gern das Journal unvolständig haben wollen. Ich gesteh es Ihnen, mit Schmerz, ich kann mich nicht zu der Fortsetzung entschließen, da ich das Geld nicht, ohne wahrscheinlich beßern Gewinn, entbehren kann. Das Geld ist jetzt zu schwehr zusammen zu treiben, in allen Gegenden stockt es. Laßen Sie uns den Frieden abwarten und dann lieber ein neues Journal unternehmen als mit dem alten uns herumplacken, und Plagen, und doch nichts rechts heraus bringen. Diesen Winter über, komt uns ja wohl eine glückliche Idee, die wir mit 1800 ausführen können. Je ruhiger eine solche Sache vorbereitet wird je vollendeter wird sie ausgeführt. Auch gehört von Seiten des Verlegers eine gewiße Vorbereitung dazu. Bis Ostern z. B. kann ich in meiner Druckerey keinen Bogen mehr einschieben, alle meine Papiere sind bestimt, denn überflüßige Papiere kosten nur über- flüßige Leute, täglich Geld. Soll ich noch einmal Hand an ein Journal legen, so muß es etwas ausgezeichnetes sehn. Meinentwegen mag es dann zwey- mal so viel kosten als der Merkur wenn ich nur einen Gewinn dabey habe wie ich ihn als Kaufmann haben muß für den Auf *) Die von Wieland herausgegebene Zeitschrift: »Neuer Deutscher Merkur«. wand eines beträchtlichen Capitals und die Mühe und Zeit die ich daran wenden muß und anderen Dingen entziehe, für Ersatz des Verlustes dem ich, bey der größten Vorsicht, ausgesetzt bin. Wie gefält Ihnen ein Journal unter den Namen: Der allgemeine Litterator oder der Litteratur-Bote. Die Herrn Re zensenten in den gelehrten Zeitungen können nie durchkommen, der litterarische Anzeiger ist ein ekelhaftes Gemisch ohne festen Plan ohne Bearbeitung. Ich möchte lieber mit meinen Kühen von der Brühfütterung aus Kraut und Rüben eßen als dieses zusammengeworfene Zeug lesen. Ein Journal das schnell alles referirtc was in Italien Frankreich und England rc. für die Wissenschaften als Gewinn erscheint, so umständlich, daß es auch unsere Landsleute benutzen können und so kurz als möglich. Ich meine nicht einen Catalog aller herauskommenden Schriften son dern eine Darstellung des Inhalts blos solcher Werke die Gehalt haben und der Menschheit wichtig sind. Freylich gehört dazu ein treuer und geschickter Correspondent in jeder großen Stadt und so ist meine Idee dann wohl unausführbar. Bedenken Sie wie viele Zeit die Menschen mit Lesen verschwenden müßen um nur dann und wann ein Körnlein zu finden. Gäbe es nun eine An zahl Männer die nichts als das Gute und das Gute gewiß auf tischten, so würde man sich blos an diese halten und die Tage löhner das leere Stroh vom Morgen bis in die Nacht dreschen laßen, ohne sich darum zu bekümmern. Dabey würde sich, un- masgeblich, die Welt sehr gut stehen denn sie gewönne Zeit, das Essen gehörig zu verdauen den Schlaf ordentlich abzuwarten Kinder mit Lust zu zeugen, und doch würde jeder sein Amt und seinen Beruf mit Treue und Eifer besorgen können. Das Heil der Welt und das Neue Jerusalem würde daraus hervorgehen. Genug gescherzt. Im Ernst lassen Sie uns brüten und Hecken ob wir nicht ein goldnes Vögelein herausbringen daß wir, zunächst für unfern beyderseitigen Vortheil, hernach auch zum Nutzen und Frommen der armen Menschheit, mit dem Neuen Jahrhundert können ausfliegen laßen. Da falt mir abermals etwas ein. Ich seh es Ihnen an, Sie wollen sagen, wenn es nur etwas beßeres istl Das solt ich meinen! Wir wollen alle Monat eine fortlauffende Darstellung deßen geben, was Merkwürdiges Gutes und Böses in diesem Jahrhundert geschehen ist. Aber mit Critik muß dieses ausge wählt und gut erzählt werden. Es muß nur das ausge wählt werden was auf die Menschheit gewürkt und sie dahin gebracht hat wo sie jetzt ist. In jedem Stück ein schönes Kupfer irgend einer merkwürdigen Begebenheit. Daß Sie mir ja nicht die Sache so leicht von der Hand weisen. Wollen Sie Mit arbeiter, so nimmt einer die polit. der andere die Gelehrte der dritte die Kirchen Geschichte der Vierte die Kunst. Jedes liest dann in seiner Abtheilung für sich besonders fort. Das alles muß für den gebildeten Mann der nicht Ge schichtsforscher von Profeßion ist bestimmt werden. Ich glaube Herder und mehr Leute von seinem Gehalt würden hieran Theil nehmen. Ich denke mir die Erziehungsgeschichte der Menschen in diesem Jahrhundert. Ich spreche nicht mit Hartknoch wegen des Merkurs. Er ist mein Freund, ich kenne seine Verhältniße, und müste auch ihn abrathen. Er muß mehr mit 1400 ^ ver dienen als er beym Merkur verdienen kann, wenn er bestehen will Ich umarme Sie mein theuerster Freund und bin ganz Ihr Göschen. Leipzig, den 18. Decbr 1798. Also tragen wir den Götterboten noch ein Jahr durch die Welt und wir wollens gerne thun. Ich höre von Hartknoch daß für ihn schon Herder ungefähr
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