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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.05.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-05-13
- Erscheinungsdatum
- 13.05.1885
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- Deutsch
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HL 109, 13. Mai. Nichtamtlicher Teil. 2279 Drucke« wäre nicht oder wenigstens nicht unter meiner Leitung ins Leben getreten, wenn nicht Lepsius die Schätze der Königlichen Bibliothek dafür zur Verfügung gestellt und gewissermaßen nur mir persönlich anvertraut hätte." Leider ist bei der Herausgabe des 1. Bandes ein kleines Versehen insofern vorgekommen, daß eine An gabe über die Originale, nach denen die Nachbildung der September bibel ausgeführt wurde, nicht in demselben mitgeteilt worden ist, welches Versehen im 2. Bande wieder gut gemacht wird, wie das auch dem Professor Lepsius noch zu seinen Lebzeiten versprochen worden war. Die Wittenberger Septemberbibel enthält bekanntlich den großen Anfang der Lutherschen Bibelübersetzung, das Neue Testament. Zur Würdigung des Werkes ist demselben von Pro fessor Julius Köstlin eine sachgemäße Einleitung vorangestellt worden, welche auf etwa neun Druckseiten sehr schätzenswerte Er läuterungen für Gelehrte und Laien giebt. Wir entnehmen der selben hier einige Notizen, wie sie für Gutenbergs Jünger von Interesse sein mögen. Den Druck der Bibel besorgte Melchior Lotther in Witten berg. Derselbe hatte sich einige Jahre vorher von Leipzig nach der alten Universitätsstadt*) Wittenberg gewandt und dort die am reichsten ausgestattete Druckerei errichtet. Auf dem Titel der Bibel blieb Luther als Übersetzer ungenannt; sagt er doch selbst in der Vorrede: „Es wäre wohl recht und billig, daß dies Wort ohne alle Vorrede und fremden Namen ausginge und nur sein selbst eigen Namen und Rede führete." Der Druck der Bibel wurde sehr beschleunigt. Die Evangelien und die Apostelgeschichte wurden zuerst gesetzt, dann wurden bald auch neben jenen die Briefe in die Presse gegeben und später außer den zwei hierzu verwandten Pressen noch eine dritte für die Offen barung Johannis in Thätigkeit gesetzt. So hat denn auch jeder dieser Bestandteile eine besondere Zählung der Bogen, beziehungs weise Blätter; nur in der Offenbarung sind diese nicht gezählt. Die allgemeine Vorrede und die zum Römerbrief sind wohl erst während des Druckes der Stücke, denen sie vorangchen, unter die Presse ge kommen; auch sic haben ihre besondere Bogenzählung. Aus Briefen Luthers ist zu ersehen, daß am 4. Juli 1522 das Lukasevangelium und die beiden Korintherbriefe beinahe fertig, sowie daß am 20/ August die erste Abteilung bis zum Bogen O und die zweite bis zum Bogen F in den Händen des Geheimschreibers Johanns des Weisen, Spalatin, und des Kurfürsten sich befanden, denen Luther das Werk bruchstückweise zusandte. Noch am 26. Juli erwartete Luther die Vollendung desselben nicht vor Michaelis, wenngleich, wie er sagte, täglich 10 000 Bogen (zu je zwei Blättern) unter drei Pressen mit gewaltiger Anstrengung gedruckt würden. Die Bogen sind hier ohne Zweifel, indem sie auf beiden Seiten zu drucken waren, doppelt gezählt, also eigentlich 5000 Bogen täglich; die Leistung ist auch so noch eine außerordentliche für jene Zeiten. Auch aus eine ungemein starke Auflage läßt jene Zahlangabe schließen. Bei dem Druck erhielten die einzelnen Bücher Initialen mit Holzschnitten nach damaliger Weise, die Offenbarung Johannis 21 große Bilder (Holzschnitte). Letztere sind ohne Zweifel aus LucasCranachs Werkstatt hervorgcgangen, zweifelhaft ist nur, wie weit aus seiner eigenen Hand. Wie Cranach mit Luther im Papsttum das Antichristentum erkannte und ein Jahr vorher sein rPafsional Christi und Antichristi« herausgegeben hatte, so be merken wir in diesen Bildern z. B. auf einem Haupte des Drachen dieselbe dreifache päpstliche Krone wie in jenem Passional. (In der wenige Monate später erschienenen 2. Auflage ist aus ihr eine ein *) In Wittenberg bestand die Universität bekanntlich schon im Jahre 1502. Sie blieb dort bis zum Jahre 1817. fache Krone geworden, da Luther es unpassend finden mochte, eine solche polemische Beziehung in die Ausgabe des Neuen Testaments aufzunehmen.) Die Wittenberger Setzer haben nicht allein sehr angestrengt, sondern auch sehr sorgfältig gearbeitet. Es waren nur wenige Druckfehler zu berichtigen: am Schluffe siud unter der Überschrift »Correctur« nur acht Fehler verzeichnet. Der Druck ging über Er warten schnell von statten. Zu Anfang September durfte Luther die Vollendung des Ganzen schon auf den Matthiasfeiertag — den 21. September — hoffen, und da erfolgte wohl auch wirklich der Abschluß und die Herausgabe. Am 25. schickte Luther ein Exemplar für seinen Wartburgswirt, den Schloßhauptmann von Berlepsch, an Spalatin ab, während dieser die Ausgabe bereits vollständig in Händen hatte. Das Werk wurde — wie Köstlin aus dem Brief eines lutherisch gesinnten Nürnbergers ersehen — für den Preis von 1H Gulden verkauft, ein für jene Zeit hoher Preis, der etwa der Summe von 25 Mark nach dem heutigen Geldwert entspricht. Die Bibel war aber so rasch vergriffen, daß Lotther schon Mitte Dezember (also nach kaum 3 Monaten) eine neue Auflage ver öffentlichen konnte, während zu gleicher Zeit ein Nachdruck in Basel erschien. Luther nahm für diese — wie für alle seine schriftstelle rischen Arbeiten — keinerlei Honorar. Er sagt später selbst von seiner Bibelübersetzung: „Ich habe keinen Heller dafür genommen, noch gesucht, noch damit gewonnen; — ich Habs zu Dienst gethan den lieben Christen und zu Ehren einem, der droben sitzet, der mir alle Stunde so viel Guts thut, daß, wenn ich tausendmal so viel und fleißig gedolmetscht, dennoch nicht eine Stunde ver dient hätte zu leben, oder ein gesund Auge zu haben." Schon jene zweite Ausgabe zeigt in einer Reihe von Stellen Luthers ferneres Bemühen, die Übersetzung und namentlich ihren deutschen Ausdruck noch zu verbessern. Er blieb hierin uner müdlich. Eine durchgreifende Neubearbeitung seines Neuen Testa ments erschien 1530. Sie ging in seine erste Gesamtausgabe der deutschen Bibel über, welche 1534 erschien, nachdem bis dahin allmählich und mit manchen Unterbrechungen auch die alttestament- lichen Bücher von ihm verdeutscht worden waren. Diese ganze Bibel gab Luther wiederum mit Freundeshilfe „aufs neue zu- gericht" 1541 heraus und endlich zum letzten Mal, auch jetzt noch in einzelnem verbessert, ein Jahr vor seinem Tode, 1545. Als immer denkwürdige Grundlage seines ganzen großen Bibelwerks ist aber die von der Wartburg herstammende erste Übersetzung oder September-Ausgabe des Neuen Testaments anzusehen und sie wird uns im vorliegenden Werke durch die Pietät der Herren Köstlin und Müller-Grote in einer sorgfältig hergestellten Nachbildung dargeboten. Über die letztere selbst noch ein paar Worte. Schon der erste Blick auf das Werk läßt klar die außerordentliche Fürsorge erkennen, welche man der Nachbildung des älteren Musters hat angedeihen lassen. Die phototypische Reproduktion ist der Firma H. S. Her mann in Berlin, der Druck der Firma W. Drugulin in Leipzig zu verdanken, welche beide sich längst eines hohen Rufes erfreuen. Wir hätten es gern gesehen — und mit uns gewiß noch mancher andere —, wenn auch der Lieferer des alten! Büttenpapiers und der Verfertiger des Einbandes in dem Buche selbst genannt worden wären, da sie durch ihre geschickte Arbeit eine solche Ehre wohl beanspruchen dursten. Das Werk ist in 500 numerierten Exem plaren hergestellt worden, jedes Exemplar kostet im Subskriptions preise geheftet 50 Mark, gebunden in ganz Leder 60 Mark. Wir wenden uns nun zu Nr. II. der »Deutschen Drucke«. Das älteste Faustbuch ist es, welches uns durch die geschickte Hand 316*
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