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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-01-03
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1887
- Sprache
- Deutsch
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1, 3. Januar 1887. Sprechsaal. Sprechsaal. Unverlangte Zusendungen. (Vergl. Nr. 281, 293.) Herr — u- i» Gilbe» behauptet im Sprcch- saat des Börsenblattes (Nr. 293) unter anderem folgendes: »Der Sortimenter ist sowohl dem Publikum als auch dem Verlagsbuchhandel gegenüber verpflichtet, verständig zu wählen, und thut dies auch.« Den ersten Teil dieser Behauptung wird jeder Verleger mit Vergnügen unterschreiben, gegen den Schlußsatz aber energisch protestieren, da er durch hundertfältige Erfahrung vom Gegenteil belehrt worden ist. Kaum der zehnte Teil aller durch ihre Bedeutung und Leistungs fähigkeit überhaupt in Betracht kommenden Sortimenter wählt verständig; zwei Zehntel wählen planlos, d. h. sie verschreiben alles, gleichviel ob Prachtwcrk oder Broschüre, in mehrsachcr Anzahl, und die übrigen sieben Zehntel wählen und verschreiben überhaupt nichts. Das ist der Thatbestand, der wohl jedem Verleger nach Versendung eines Cirkulars immer wieder von neuem bestätigt wird. Soll er sich nun bei Novitäten-Versendungen auf das verständig wählende Zehntel beschränken? Das wäre scheinbar das Vernünftigste, er würde dadurch aber dem Vertrieb sehr enge Grenzen stecken, viele, zum Teil große Städte gar nicht berücksichtigen können und sein eigenes Interesse dadurch aufs empfindlichste schädigen. Mir gelte» bei Novitätenverscndungen die cingelaufenen Vcrlangzettel im allgemeinen höchstens als schätzbares Material, das ich nur teilweise und ganz »ach eigenem Ermessen berück sichtige. Ich expediere also die Zettel der mir durch Erfahrung längst bekannten verständig wählenden Minderzahl genau laut Bestellung, die der unverständig wählenden Mehrzahl nach meinem Ermessen, d. h. entweder verkürzt oder gar nicht, und versende endlich einen großen Teil der Auflage unverlangt an niemals wählende, aber ersahrnngsmäßig leistnngs sähigc Firme», wobei ich mich natürlich in jedem einzelnen Falle durch den besonderen Charakter der betreffenden Novität und die Chance», welche dieselbe vermöge ihrer Eigen art an bestimmten Plätzen haben könnte, leiten lasse. Gerade dieser letztere Punkt ist es, der die natürliche, ich möchte fast sagen moralische Be rechtigung unverlangter Sendungen im klarsten Lichte erscheinen läßt. Wußte doch vor mehrere» Jahren bei Gelegenheit einer ähnlichen Börsen blatt-Erörterung ein Verleger zu erzählen, daß er auf die Ankündigung einer Novität über die Geschichte der Stadt Augsburg nur von zwei Augsburger Firmen spärliche L conditions- Bestellnngen erhalten hätte. Diese zuerst befremdende Erscheinung er klärt sich aber ganz natürlich einerseits durch die immer mehr anwachsende Arbeitslast des Sortimenters, die es ihm gar nicht möglich macht, Börsenblatt und Cirkulare mit gebüh render Aufmerksamkeit zu lesen, andererseits durch die meines Wissens an dieser Stelle noch niemals betonte und doch unbestreitbare That- sache, daß der Verleger seine Novitäten natür lich besser kennt und richtiger beurteilt, als es dem Sortimenter auf Grund einer oft knappen oder sehr allgemein gehaltenen Ankündigung möglich ist. Der Verleger wird daher in sehr vielen Fällen besser wissen, wo seine Artikel Absatz finden, als der Sortimenter, mag dieser auch seinen Kundenkreis noch so genau kennen, und wird daher, trotz Herrn —u—, mit un verlangten Sendungen sortfahren müssen, bis — nun bis der ganze Buchhandel in andere Bahnen lenkt, was ja allem Anschein nach doch nur eine Frage der Zeit ist. L. U-r. Es ist wahrlich hohe Zeit, daß für den Büchcrvcrtrieb durch Ansichtsversenden bestimmte Normen festgesetzt werden, um die unangenehmen Reibungen zwischen den Kollegen im Verlag und Sortiment anshörcn zu lassen. Wer der Herren Verleger will es leugnen, daß seit Wochen die letzten Seiten des Börsenblattes, aus denen sich in jeder Nummer Inserate wie »Nichts unverlangt« oder »Alles Unverlangte geht mit Spesenbercchnnng zurück« oder in anderem Wortlaut mit gleichem Sinne breit machen, ihn mit Unwillen erfüllen? Wo will das hinaus? Ich gebe gern zu, daß die Novascndunge» nur zu häufig nicht mit der nötigen Sach kenntnis und Umsicht seitens des Verlegers geschehen, und sollten zu dieser höchst schwie rigen Arbeit nur ältere, erfahrene Kräfte ver wendet werden, oder der Prinzipal sich der selben selbst unterziehen; im letzteren Falle könnte er dann wenigstens für das Rückporto niemand anders verantwortlich machen. Woher kommt cs denn aber, das; so viele Handlungen über die »Flut« der Novitäten Beschwerde führen? Die Antwort ist sehr einsach. Der Verleger möchte eben bei den Novasendungen keine Handlung übersehen, keinen Geschäfts freund dem andern vorziehen; erhält in einer Stadt, in der zwei Sortimentshandlungen sich den Rang streitig machen, nur die eine Hand lung eine Novität, so beklagt sich die andere. Aus diesem Gefühl heraus bekommen viele Sortimentshandlungen für sie, wie sie behaupten, unabsetzbare Bücher. Wenn es nun schon immerhin für den Verleger deprimierend ist, seine im Lause des Jahres versandten Novitäten mit dem bekann ten Rubrum »v. p. n. o.« vor der Ostcrmesse zurück zu erhalte», so muß ich hierin doch noch eine Art von anständiger Kollegialität erblicken; kommen dagegen die Nova als Barpakete mit 10, 20, 25, auch 50 -o, Nachnahme zurück, für welch letzteren Betrag man ein Fünskilopakct durch ganz Deutschland senden kann, so muß der Verleger sei» eigenes Hab' und Gut cin- lösc» und steht dieser Unkoulanz für den Augen blick ohnmächtig gegenüber. Um diesem Unwesen zn steuern, schlage ich eine Vereinigung der Verleger vor, die allen denjenigen Sortimentshandlun- gen, die mit Spescnnachnahme Nova- paketc remittieren, nur gegen bar und mit verkürztem Rabatt liefern. Herr »Hanno Lips«, dessen Vorschläge mir, wie gewiß noch vielen anderen Verlegern, aus der Seele geschrieben sind, sollte, bevor er zu dem Äußersten seine Zuflucht nimmt, einen solchen Versuch machen. Oder glaubt er, daß dieser doch fruchtlos sein wird? Eine der artige Selbsthilfe würde den Herren Sorti mentern zu denken geben, daß sie die Saiten nicht zu straff anspannen möchten; denn ein Riß derselben könnte nur zu leicht unheilbare Folgen haben. Es wurde nun vorgeschlagcn, Nova über haupt nur »auf Verlangen« zu versendet;. Ich kann einen solchen Vorschlag nicht billigen'; denn der anfangende bis zum mittleren Ver leger wäre mit seinem Bücherabsatz vollständig von 'den Herren Sortimentern abhängig; er fahrungsgemäß verlangt von solchen Verlegern nur der kleinste Teck der Sortimentshaud- lungen. Mit den berühmten, größeren Ver legern mag es eine andere Bewandtnis haben; deren Novitäten wird wohl seitens des Sorti ments die nötige Aufmerksamkeit geschenkt, oder erhalten diese ihre Novitäten auch mit Spcsen- uachnahme zurück? Angenommen, ich wäre Verleger und dürste meine Novitäten nur »aus Verlangen« versen den; ich rede aus Erfahrung von solchen Novi täten, die ich ihrer kleinen Auflage wegen nur so versenden konnte und welche wohl berechtigt waren, allgemeines Interesse zu erwecken! Leider aber muß ich gestehen, daß von den wirklich guten und rührigen Sortimeutshand- lnngen bei weitem nur der kleinste Teil ver langte, wohl aber eine große Anzahl solcher Firmen, die ihre Handjung erst zur Blüte emporheben wollten! Und was soll ein Ver leger thun, wenn in einem Städtchen zwei oder gar nur eine Sortinicntshandlnng besteht, die nie verlangt? Soll deshalb der ganze Kundenkreis dieser Handlung von der Kenntnis des Erscheinens einer Novität ausgeschlossen bleiben? Soll der Verleger gezwungen sein zu warten, bis die Herren im Sortiment sich freundlichst sür sein Buch interessieren wolle»? Es will mich überhaupt bcdünken, als hätte das fleißige Beschicken der Kunden recht sehr nachgelassen,undalsobnur noch diejcnigenBüchcr verlaust würden, deren Verleger durch sehr kostspielige Inserate, teure Prospekte und Bei lagen die Käufer gleichsam in die Sortiments- Handlungen treiben! Es heißt auch hier: »Hilf Dir selbst!« Nach meiner Ansicht würde ein solcher Beschluß, Nova nur »ans Verlangen« zu versenden, die Verleger immer weiter in die Bahnen des direkte» Absatzes mit dem Publikum treibe», und diese Wege müßten die Herren Sortimenter zn vereiteln suchen. Ich erlaube mir ein Beispiel. Mil einem Büchelchen, das zu Hunderttausenden seinen Absatz finden sollte, wandte ich mich selbstver ständlich zuerst an die Sorlimentshandlungen; diese jedoch, weil der Verdienst an einem Exem plar zu gering war, oder sie dem Heftchen nicht volles Vertrauen cntgegenbrachten, tveil der Verleger kein Blockhaus, Teubner rc. war, thaten nichts, und da ich zu keinem Resultat kam, so entschloß ich mich, selbst vor die rechte Schmiede zu gehe». Als nun die Bestellungen ans Tausende von Exemplaren seitens der Behörden ohne Ver mittelung des Sortiments direkt eiugingen, er hielt ich von mehreren Sortimentshandlungen die »ergebene Aufforderung, da die bestellenden Behörden zuckhren Kunden gehörten, den Rabatti ihnen gutzuschreiben!« (aio!) Der Absatz dieses Büchejchens hat die Richtigkeit der dargelegten Pläne des Herrn »Hanno Lips«, die schon seit Jahren die meinen - sind, vollauf bestätigt. Es liegt klar zu Tage, daß, wenn die Sortimentshandlnngen sich gegen die fleißigen und strebsamen Verleger verschließen, diese sich gezwungen sehen, sich andere Absatz- quelleu zu verschaffen. Diese sind von dem größten Teil der Verleger noch nicht benutzt, obwohl man sie kennt, um der Einigkeit und dem festen Zusammenhalten des Gesamtbuch-1 handejs nicht den verderblichsten Stoß zu ver setzen. Sollte es jedoch dahin kommen, daß es sich um die Existenz des Geschäfts, die Er haltung der Familie, den berüchtigten »Kamps! ums Dasein« handelt, so werdet! wahrlich alle Schranke» durchbrochen und die hergebrachten Usancen über den Haufen geworfen werden, und man wird tragen müssen, was daraus folgt. Der Verleger wird durch eine schlechte Behandlung seiner Nova seitens des Sortiments buchhandels zur Selbsthilfe gezwungen und wird und muß schließlich das Verhältnis mit dem Sortiment nach und nach lockern und schließlich
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