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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.09.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-09-26
- Erscheinungsdatum
- 26.09.1883
- Sprache
- Deutsch
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4212 Nichtamtlicher Theil. AS 224, 26. September. so schön, sondern auch, weil es so billig ist. Wohl nicht im ersten Jahre, aber sicher im zweiten und dritten bricht sich dann eine solche Unternehmung ihre Bahnen, und das darin investirte große Capital trägt seine reichlichen Zinsen. Fragen wir uns nun, warum bei uns zu Lande (nämlich in Oesterreich) die illustrirte periodische Literatur keinen Verlagsboden fassen konnte, so ist die Beantwortung keine allzu schwierige. Die deutschen Verlagsbuchhändler setzen einen Apparat künstlerischer und literarischer Kräfte in Bewegung, über welchen wir auch nicht annähernd verfügen. Während der deutsche Verleger schon in seiner Heimath auf einen ansehnlichen Absatz rechnen kann und ge wissermaßen nur seine Ueberproduction nach Oesterreich wirft, sieht sich der oesterreichischc Verleger nur auf das Inland beschränkt, und das begegnet ihm in den meisten Fällen mit Mißtrauen, und hegt viel mehr Sympathien für ausländische Druckschriften. Mit einer illustrirten periodischen Unternehmung ist es noch keinem oester- reichischen Verleger gelungen in Deutschland Glück zu machen und die Vorurtheile, die seit Metternich's Zeiten auf uns lasten, zu besiegen. . . . Ueber die Fremdwörter im deutschen Buchhandel. II.*) Herrn S., der sich in Nr. 216 d. Bl. über meinen Aufsatz: „Ueber die Fremdwörter im deutschen Buchhandel" (Nr. 206) ausläßt, erlaube ich mir nachstehend doch Einiges auf seine so wohlgemeinten Rathschläge zu erwidern. Erstens glaube ich, daß wohl nur ein ganz geringer Bruchtheil seiner Landsleute derselben Meinung sein wird, wie der Verfasser, der eine Reinigung der deutschen Sprache einfach als eine Unmöglichkeit hinstellt. Freilich wenn man aus Scheu und Furcht vor den kleinen Unbequemlichkeiten und Mühen, die eine Ersetzung der Fremdwörter durch deutsche für einige Zeit Hervorbringen würde, lieber im alten Gleis beharrt und den Wust fremder, für das Volk unverständlicher oder sehr schwer zu verstehender Worte beibehält, ist eine Reinigung der Sprache unmöglich. Es ist ja eine bekannte Thatsache, von selbst kann sich nichts auf Erden schaffen und entwickeln, und jede Arbeit ist immer mit ein wenig Mühe verknüpft. Ich glaube aber nicht, daß jeder Deutsche so denken wird, wie der Verfasser; denn, wenn auch vereinzelt, so hat sich doch bereits hie und da schon im Volke das edle Bestreben gezeigt, das Fremde, wie in den Sitten, so auch in der Sprache abzuwerfen und auszuscheiden. Wenn es bei der großen Reichs anstalt, der Post, gelungen ist, die Fremdwörter zu beseitigen, glaube ich Wohl, daß dies im Buchhandel ebenso der Fall sein kann, sobald bedeutendere Häuser Theilnahme für die volks- thümliche Sache erweisen und sich für dieselbe verwenden würden. Uebrigens betonte ich in meinem Aufsatz, daß die Entfernung unentbehrlich gewordener und nicht anderweitig zu ersetzender Fremdwörter unmöglich sei. Was endlich die wissenschaftliche Untersuchung des Wortes „Bücherei" für „Bibliothek" anlangt, auf die sich der Verfasser umständlich einläßt, muß ich ihm allerdings erwidern, daß trotz dem sein Beweis mir ganz unzulässig erscheint. Es ist richtig, wenn er sagt, daß die Worte mit der Endung „ei" eine Thätig- keit, die durch das Stammwort oder in Verbindung mit dem selben erzeugt wird, bezeichnen. „Meierei" bedeutet das Anwesen, die Wirthschaft eines Meiers, wo dieser seine landwirthschaftliche Thätigkeit entfaltet. „Schäferei" bedeutet eine Ansammlung von Schafen, einen Ort, wo dieselben gepflegt und gehalten werden. Also könnte man mit demselben Recht auch unter „Bücherei" einen Ort verstehen, ohne dies Wort erst sprachlich zu zersetzen, wo Bücher gesammelt werden oder wo wenigstens mit oder aus Büchern gearbeitet wird. Ebenso läßt es sich als Name von Zeitschriften gebrauchen, wie es ja das Haus Schottlaender in Breslau löblicher Weise bereits gethan hat. Wenn es sich Deutsche zum Vorsatz gemacht haben, alle volks- thümlichen Anstrebuugen schon im Keime zu ersticken, so ist dies nur betrübend für das gesammte Volk und liefert wieder einmal den Beweis, daß nur die Uneinigkeit, das Bestehen auf seinem Kopf, alle die Schicksale einst über uns gebracht hat, ohne die die Deutschen jedenfalls jetzt anders in der Welt daständen, als dies wirklich der Fall ist. Herr S. sagt: die Beobachtung zeige, daß die Fremdwörter in unserer Sprache zunehmen. Er spricht damit, trotzdem er meine Zeilen widerlegen will, dasselbe aus, was ich bereits be merkte. Er folgert aus der Ueberhandnahme der Fremdwörter den Schluß, daß sie ein Recht auf Bestehen in der Sprache hätten, während ich, der ich im Sinne des Volkes sprach, grade deshalb die Nothwendigkeit ihrer Entfernung erläutern wollte. Möge ein gütiges Geschick das deutsche Volk aus dem düstern Wirrwarr glücklich hinausgeleiten, welcher gegenwärtig nicht nur seine Sprache, sondern auch noch viele andere Zustände bei ihm umnachtet. Paris, September 1863. U. III. Herr S. bricht in Nr. 216 über Hrn. 4.. U., den Verfasser des Aufsatzes „Ueber die Fremdwörter ini deutschen Buchhandel" den Stab. Das ist nicht hübsch von ihm, denn gleich ihm — und hoffentlich vielen Anderen — darunter des Schreibers bescheidene Wenigkeit — will ja auch Jener nur die entbehrlichen Fremd wörter ausmerzen und bemüht sich, zu zeigen, wie viele wirklich entbehrlich sind. Gerade umgekehrt schüttet Hr. S. das Kind mit dem Bade aus, indem er einiger nicht entbehrlichen Fremd wörter wegen alle anderen hegen und pflegen will, wie das sein eigener Aufsatz beweist, und er selbst schießt in seinen Behauptungen weit über das Ziel hinaus. So z. B. gleich in seinem Angriff gegen das schöne deutsch und traulich klingende Wort „Bücherei". Seine Beweisführung, daß diese Wortbildung eigentlich etwas ganz Anderes bedeuten müsse, als was sie bedeuten soll, mag ganz richtig sein und doch ist der daraus gezogene Schluß falsch. Denn es ist bekannt genug, daß neue Wörter und neue Redeweisen allezeit den angeblich feststehenden Regeln der Wortbildung und Grammatik zuwider entstanden sind; die Regeln stehen eben nicht fest, sondern sind in ewigem Fluß begriffen, Ausnahmen bilden sich ihnen zum Trotz und unvermerkt ist die alte Regel selbst die Ausnahme geworden. Und dies trifft bei unserem Worte „Bücherei" zu. Schon Luther, der, wenn einer deutsch zu reden verstand, hat es gebraucht und heute macht es durchaus den Eindruck eines alten edlen Wortes, das ohne Weiteres genau die Vorstellung hervorruft, die es soll: „Büchersammlung". Ich will damit gewiß nicht der „Bibliothek" den Krieg erklären, schon deshalb nicht, weil ich selber eine und noch dazu eine Leihbibliothek habe; sie ist eingebürgert, mag sich aber gegen die einheimische Schwester ihrer Haut wehren. Was aber soll man zu der Behauptung des Hrn. S. sagen: „Bei dem heutigen starken Verkehr scheint es auch durch aus nicht zeitgemäß, jetzt gegen die Fremdwörter zu Felde zu ziehen"? Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun! Das ist das Einzige, wenn man sich nicht darüber ärgern will. *) t. S. Nr. 206.
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