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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1861
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1861-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1861
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- Deutsch
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2546 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 145. 25. November. N i ch t a m t l i Der deutsche Buchhandel, seine Conservatoren, Reforma toren und Kritiker. ".*) Was die Conservatoren an der höheren Auffassung und der Würde des Buchhandels besitzen, besitzen die Reformatoren an ihrer Anschauung und Behauptung, daß der Buchhandel mehr kaufmännisch betrieben werden muffe. Worin das Kriterium und die Vorthcilc des„kaufmännischcn"Betricbcs für den deutschen Buchhandel zu suchen seien, findet sich, so oft auch schon das Thema zur Erörterung gebracht worden ist, kaum irgendwo in halbwegs genügender und stichhaltiger Weise ausgeführt. Unverkennbar ist freilich, daß, wo dieRcformatorcn und Conservatoren in bcstimm- terAusprägung ihrer Grundsätze wie feindliche Brüder auf einan der stoßen, einzelne rationcUcEinwcndungen seitens der Elfteren erhoben werden, wofür die Möglichkeit aus meinem ersten, den Conservatoren gewidmeten Artikel theilweise erhellt. Die ratio nelle Auffassung aber ist es, welche die Reformatoren hauptsäch lich für sich in Anspruch nehmen, und „rationell" und „kauf männisch" gilt dann der Regel nach für eins, so daß sich, wenn man dem kaufmännischen Betriebe den buchhändlerischen gcgen- übcrstellt, nothwcndig die Schlußfolgerung ergibt, daß die buch- händlerische Gcschäftswcise die irrationelle sein müsse. Die vom kaufmännischen Geist Jnspirirten liegen in Wahrheit auch nicht sowohl mit Zopf und Abart als mit Geist und Wesen des deut schen Buchhandels überhaupt im Prozeß, da sic Zopf und Abart vom gesunden Kern unseres Geschäftswcsens nicht zu unterschei den wissen. Einen der bezeichnendsten Vertreter ihrer Sache haben die Reformatoren noch in jüngster Zeit im Börsenblatte gefunden. Er erklärt die ganze gegenwärtige Organisation des Buchhandels, die ganze Art des Geschäftsbetriebes desselben für „»achtheilig, zweckwidrig, verderblich" und spricht in Anknüpfung an diese Erklärung ein großes Wort gelassen aus: „diese Organisation — behauptet ec nämlich — ist cs, welche einer Radicalcur be darf." Zu den zweckwidrigen und verderbliche» Einrichtungen zählt er unter anderem: das Versenden neuer Bücher pro nov. oder auf Verlangen in Commission, die Disponenten, das un verlangte Zuscndcn von neuen Büchern abseiten der Sortimenter an das Publicum u. s. w. Wenn seine Reformvorschläge, woran er den besten Glauben verräth, demnächst von einer außer ordentlichen Commission in Berathung gezogen und dann von der nächsten Cantate-Versammlung, resp. dem Gcsammtbuchhandcl zur Verwirklichung gebracht werden, so ist der Beweis geliefert, wie ein einzelner kühner Geist in wenigen Stunden (länger kön nen ihn die Reformvorschläge nicht beschäftigt haben) das wohl- gcfügtc Wcrk einiger Jahrhunderte zu zertrümmern vermag. Vom deutschen Buchhandel kann dann wenigstens keine Rede mehr sein, und wir müssen uns neue Formen in England und Frankreich zusammcnsuchen, wo das künfligcHcil unseres Berufes zu suchen sein soll, da dort wirklicher Buchhandel, nicht bloß Büchcrcom- missionswcscn wie in Deutschland bestehe. Ipso clixit! Ich lasse cs mir nicht beikommen, die Altonaer Neformvor- schlägc in den Einzelheiten zu durchmustern. Es band.lt sich hier nicht um eine einzelne Persönlichkeit, sondern um eine Gattung von Leuten im deutschen Buchhandel, die im Ernste daran zu glauben scheinen, daß der Buchhandel der Gegenwart nicht das *) I. S. Nr. 109. Der Verfasser muß wegen der verzögerten Fort setzung um freundliche Nachsicht bitten. Seine Zeit war inzwischen an derweitig zu sehr in Anspruch genommen. cher Th eil. Resultat einer von allem Anfang an ruhigen, gesetzmäßigen Ent wickelung, sondern ein Geschiebe von verrosteten Einrichtungen und Gewohnheiten sei, gegen die es nur eines kräftigen Anlaufes bedürfe, um vom Standpunkte erleuchteter Subjectivität an ihre Stelle etwas Neues und Besseres zu setzen. Jene Herren sollten sich für's erste eins klar machen: daß man nämlich, che man der Gesammtheit gegenüber in der gewohnten kühnen Weise mit Be hauptungen und Vorschlägen auftritt, über das Wesen des deut schen Buchhandels selbst eine begründete Meinung gewonnen ha ben muß. Mit der bloßen Praxis ist es hierbei nicht gethan, cs gehört noch etwas Anderes dazu. Zunächst aber setzt das Streben nach einer objcctiveren Auffassung der Verhältnisse voraus, daß man etwas weniger Meinung von sich und etwas bessere Meinung von der Gesammtheit hegt. Doch genug hiervon. Um die Bedeutung des ceformatori- schcn Verlangens, den Buchhandel mehr kaufmännisch zu betrei ben, d. h. der Hauptpointe nach, an Stelle des jetzigen Commissionshandcls den exacteren kaufmännischen Verkehr, einen unmittelbaren Baarvcrkchr treten zu lassen, richtig zu wür digen, ist es nothwcndig, den Prinzipien nachzuforschen, welche den deutschen Buchhandel zu einer Größe, zu einem Triumphe deutschen Gewcrbelebens gemacht haben; denn der deutsche Buch handel ist eine Größe, die alles überbietet, was in alter und neuer Zeit für die Organisation des literarischen Verkehrs geleistet worden ist. Diese Ueberzeugung bleibt, wenn man sie auch von der einen oder andern Seite aufzugeben droht. Gewöhnlich sucht man die Bedeutung des deutschen Buch handels, welche sich mehr und mehr über die ganze Welt erstreckt, trotzdem die Literatur, welche er vertritt, keine Weltlitera tur ist, in seiner gleichmäßigen und einheitlichen Organisation, in seinem centralisirten Wesen. Nach der äußerlichen Auffassung ist das richtig; aber seine einheitlichcOrganisacion istnicht der eigent liche Grund, sie ist nur Folge. Wäre sie das nicht, so ließe sich nicht abschcn, warum andere Länder, die mindestens die näm liche, wenn nicht mehr Befähigung', gleichmäßig zu organisicen und zu centralisiren, haben, als Deutschland, unsere Einrichtungen nicht längst nachgeahmt hätten. In Italien wollte man dcnVer- such machen und ist nicht einmal mit der Einleitung desselben fer tig geworden. Allein das bis zur jüngsten Zeit zersplitterte und durch kein gemeinsames politisches Organ verbundene Ita lien, in dem nicht einmal der nothdürstigste zwischenstaatliche Schutz des Autor- und Verlagsrechts zu Stande gebracht werden konnte, mag aus dem Spiele bleiben. Was aber verhindert den französischen und englischen Buchhandel an der Centralisation, da ja zumal Frankreich durch seine politischen Einrichtungen zu einer einhcitlichenOrganisation seines Buchhandels mehr berufen scheint, als das politisch zersplitterte Deutschland? Der Mangel an Bcdürfniß kann es nicht sein; der französische und der eng lische Buchhe rdel würden mir deutschen Einrichtungen für die literarischen Vcrkchrsintcressen zweifellos mehr leisten, als sie ge genwärtig leisten. Von denZweckmäßigkeitsrücksichlen abgesehen, läßt sich auf eine solche Frage antworten, daß, wenn man in Frankreich und England die deutschen Einrichtungen wirklich nach ahmen wollte, der Versuch trotz der politischen Begünstigung und trotz des besten Willens scheitern dürfte. Unserer deutschen Organisation müssen nvthwcndige Be- dingun gen vorausgehcn, welchcDeutschland erfüllt undFrank- reich und England nicht erfüllen, und diese Vorbedingungen lie gen dem prüfenden Blick, wenn er wirklich prüft und nicht bloß gedankenlos hinsticrt, so verborgen nicht. Die Geschichte des
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