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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1861
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1861-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1861
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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2570 146, 27. November. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. lungsschlendrian gegen den Buchhandel abzulasscn, und damit wäre ein Hauptmißstand beseitigt. In der nämlichen Weise wird das Rabatkgcbcn an Privat- kundcncingcdämmt werden. Vor50—öOJahrcn kamen Fälle vor, daß Sortimenter demPublicum durchgängig 20Proc. Rabatt offc- rirtcn, ja man druckte Lagerkatalogc mit derOffertc vo»50 Proc. Rabatt an Privatkunden. Dieser Unfug in der guten alten Zeit, wo Niemand wissen konnte, welchen reellen Marktwcrlh er an einem Buche bezahlte, wurde in verschiedenartiger Weise begün stigt und möglich gemacht. Zunächst war es unter den Buchhänd lern Regel, sich 33ZH Proc. Rabatt zuzugcstchcn, nur bei den da mals noch blühenden Pränumerationen neigte sich die Praxis dem Rabatt von 25 Proc. zu; sodann wurde noch theilwcise changir t, wodurch sich feste Lager ansammclten, die nicht den reellen Werth eines heutigen gewählten Sortiments- oder antiquarischen Lagers rcpräsenlirtcn, sondern mit dem mehr oder weniger illusorischen Wcrthc einer Verleger-Schatzkammer in gleichem Range standen; ferner war die Lust zur sogenannten Schleuderei unter den dama ligen Verlegern jedenfalls ungleich größer, als heutzutage, da die Art und Praxis der guten alten Zeit von Grundsätzen und Be denken sehr wenig beeinflußt wurde und das durchgängig kümmer liche und ängstliche Wesen ihrer Unternehmerthätigkcit sich ge wöhnlich am liebsten dem nächsten besten Vortheil zuwandte; end lich aber that die Nachdruckcr-Jndustrie das Ihrige, um gerade in dem geschäftlich wichtigsten Thcilc der Literatur große Preis schwankungen hcrbcizuführcn. Wahrhaft komisch wirkt es dem nach, wenn heutzutage ernste Männer, sofern der Sortimenter 10—12 Proc. Rabatt an Privatkunden gibt, hieraus den Verfall des'Buchhandels orakeln und in salbungsvollem Tone die ihrer Meinung nach entartete Gegenwart aus jene Zeiten verweisen, wo der Buchhandel sich noch in seinen „alten soliden Bahnen" be wegt und keinen Rabatt für Privatkundcn gekannt haben soll! Die Wahrheit ist, daß das Nebel früher viel toller war, als gegen wärtig. Nachdem das Ehangewcsen und die Nachdruckcr-Jndu strie überwunden waren, nachdem der Verlagshandcl dahin ge führt worden, seinen Unternehmungen eine solide Grundlage zu geben, und überhaupt unser ganzes Gcschäftswescn an Inhalt und Form gewonnen hatte, mußte zweifellos auch mehr Zuver lässigkeit undFcstigkcit in den Bücherpreisen erzielt werden. Eine annähernde Prciseinheit, die viele Leute unter uns immer zu verlieren fürchten, können wir in Wirklichkeit füglich nicht länger als seit 30—40 Jahren für den deutschen Buchhandel datiren. Aber sicherlich werden sich unsere Bücherprcise noch mehr Respect in den Augen des Publikums verschaffen durch Anwendung der neuen Methode, die Preise wohlfeiler, aber auch fester zu bestim men. Der moderne Verlagshandcl ist in richtiger Würdigung der Verhältnisse mehr und mehr davon abgekommcn, 33sh Proc. zu gewähren, und er wird noch mehr davon abkommen, denn es hat keinen Sinn, bei der Ealculation ein Drittel auf den Nettopreis zu schlagen, wenn man weiß, daß ein sehr beträchtlicherTheil der Sortimenter 10 Proc. und noch mehr an das Publicum abgibt. Unter solchen Umständen ist cs für den Verlagshandcl jedenfalls einfacher und vortheilhafter, die Preise gleich so zu bestimmen, wie sic factisch in den meisten Fällen dem Publicum seitens der Sortimenter offcrirt werden. Können entferntere Sortimenter in Oesterreich, Rußland u. s. w. mit 25 Proc. nicht auskommcn, so mögen sic die Ladenpreise erhöhen, denn es ist bester und prak tischer für das Ansehen des Buchhandels, wenn von einzelnen entfernteren Firmen über, als wenn von der großen Menge der Sortimcntcrsirmcn unter den Katalogpreiscn verkauft wird. Aus dem Vorstehenden wird nothdürftig erhellen, wie nach der geschichtlichen Entwickelung die Zielpunkte des deutschen Buch handels aufzufastcn sind. Die Geschäftsprinzipien, wodurch sich der deutsche Buchhandel gegen den Buchhandel des Auslandes kennzeichnet, sind nothwcndigc Vorbedingungen seiner trefflichen Organisation, durch die er sich ebenfalls vom ausländischen Buch handel unterscheidet. Die Vortheile seiner Einrichtungen über- wicgen entschieden die Nachtheilc, welche aus jenen Prinzipien, also namentlich dem CommissionShandek und dem ausgedehnten Ercdil- und Vcrtrauenssystem erwachsen können. Die commcr- cicllcn Unzuträglichkeiten, wie sie sich als natürliche Anhängsel unserer Einrichtungen in Wirklichkeit gezeigt haben und theil wcise noch immer zeigen, schwinden in merklicher Weise vonJahr- zehend zu Jahrzehcnd, und wir gelangen mehr und mehr dahin, unsere Organisation und die dadurch zulässige Vertricbsweise, welche nebenbei für die geistige Cultuc unseres Landes und Vol kes von der höchsten Wichtigkeit sind, zu ermöglichen, ohne dem gewöhnlichen kaufmännischen Verkehr an Exactheit und Strenge irgend etwas nachzugcben. Den einen Vortheilmic dem ander» zu verbinden, ist das Ziel des deutschen Buchhandels. Hiernach kommt es also nicht darauf an, den Buchhandel mehr kaufmännisch zu betreiben, sondern es kommt darauf an, neben den äußeren Formen unseres Geschäftswescns auch den Geist desselben verstehen zu lernen, mit andern Worten: noch immer etwas mehr Buchhändler zu werden, als es viele unserer Collegcn zu sein scheinen. Auf dieser Bahn wird es als ein erheblicher Fortschritt betrachtet werden können, wenn neben den Angstrufcn unserer Conservativen die Rcformvorschläge unserer Verbesserer einigermaßen nachgelassen haben, da alle ziemlich ohne Ausnahme das mit einander gemein haben, daß sie sich gegen das wahre Wesen des Buchhandels stark versündigen. S. Bibliothek der vorzüglichsten Werke der neueren deutschen Litera tur, welche zur Belehrung und Unterhaltung so wie als Fest- Geschenke für Erwachsene und für die Jugend empfohlen werden können. Zusammengcstellt und herausgegeben von G. Wuttig und L. Zander, br. 8. (lV und 110 S.) Leip zig, L. Zander. Es war ein guter Gedanke der Hrn. Herausgeber, in diesem „Bibliographischen Hausschatz" dem gebildeten Publicum einen verläßlichen Führer auf dem Gebiete der neueren deutschen Lite ratur, mit Ausschluß der eigentlichen Fachwissenschaften, an die Hand zu geben. In systematischer Zusammenstellung sind darin gegen 2500 der besten Schriften aus unserer reichen deutschen Li teratur verzeichnet, die bei Einrichtung und Vervollständigung von Privatbibliotheken oder als Festgabe zur Belehrung und Unterhaltung je nach Alter, Beruf und Bildung die vorzüglichste Berücksichtigung verdienen. Ist dieser bibliographische Leitfaden auch zunächst für das büchcrkausende Publicum bestimmt, so wird derselbe gleichwohl auch den Sortimentern sich in der Herstellung und Ergänzung ihres Bücherlagcrs nützlich erweisen und die bisher von einzelnen Handlungen fürihrcn besonder» Geschästskrcis gedruckten Weih nachtskataloge in billiger Weise ersetze». Ebenso werden dieVer- leger nicht ohne Nutzen davon Einsicht nehmen, insofern ihnen darin ein bequemer Ueberblick über die bessere und gangbare Lite ratur aller Fächer geboten wird. Wenn die vorliegende Bearbeitung dieses Vademecums auch noch manchen Wunsch übrig lassen mag, so muß demselben bei seiner zahlreichen Verbreitung doch ein großes Verdienst um die Förderung der literarischen Interessen zucrkannt werden, und von der Strebsamkeit der Hrn. Herausgeber sind bei einer neuen Auflage gewiß die sorgfältigsten Verbesserungen zu erwarten. » * *
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