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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1861
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1861-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1861
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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31, 13. März. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 501 gesehen von der Gefährdung der geschäftlichen Interessen, wolle er nicht Gefahr laufen, die Ächtung seiner Mitbürger zu verlie ren. Man konnte die Kölnische Zeitung, das gemäßigte Organ des gebildeten, freisinnigen Bürgerstandes, zwingen, zu schwei gen, aber nicht gegen ihre Uebcrzeugung zu reden. Der Verleger har Jahre lang sein Vermögen aufs Spiel gesetzt, um seinen Charakter zu behaupten. So dachte, so handelte Joseph DuMont, den die Schmäh- suchr feindlicher Parteien so oft als Beispiel eines feigen Geld sackes, Mammonsdienecs, einer Windfahne, und wie die Beiwör ter weiter heißen, angeführt hat. Einen wie edelmüthigen, ja, man möchte sagen: großartigen Gebrauch er von den durch seine Tbärigkeit erworbenen Glücksgütern machte, wollen wir hier bloß andeulcn; denn Anspruchlosigkeit und Bescheidenheit waren ein solcher Grundzug unseres verstorbenen Freundes, daß uns immer ist, als bäte er uns, von ihm so wenig Aufhebens wie möglich zu machen. Aber wir können hier dieBemcrkung nicht unterdrücken, wie unbegründet im Allgemeinen der dem reichen Bürgerthum gemachte Vorwurf, auf Geld einen zu großen Werth zu legen, zu sein pflegt. Unwillkürlich fällt uns neben diesem würdigen Ver treter des Bürgerthums ein gewisser Repräsentant des Rittcr- lhums ein, der sich in Geldsachen am Rheine von einer ganz an deren Seite gezeigt hat. In Eöln lassen einzelne BürgerKirchen, Tempel und Museen bauen; so kann man den Vorwurf schnöden Geldgeizes getrost denen überlassen, die ihn besser verdienen. So sehr die Zeitung ihn in Anspruch nahm, so füllte sie doch seine rastlose Thätigkeit nicht aus. Er hatte sein wachsendes Vermögen zum Theil in industriellen Unternehmungen angelegt, und als angesehener, tüchtiger Geschäftsmann ward er mannigfach in den Vorstand von Eisenbahnen re. gewählt. Von allen Stel len , die er bekleidete, wollen wir nur eine erwähnen: er ward 1846 zum Stadtverordneten erwählt und wurde bei dem Ver trauen, das er unter seinen Mitbürgern genoß, seitdem ununter brochen wieder mit diesem Ehrenamtc bekleidet. Er bewies in den öffentlichen Geschäften dieselbe musterhafte Gewissenhaftig keit, wie in seinen eigenen. Wir haben ihn bis jetzt, so zu sagen, bloß in seiner öffentli chen Wirksamkeit betrachtet, und doch suchte er sein Glück vor allem im Hause bei den Seinigen. Er vermählte sich, noch nicht 22 Jahre alt, am 14. Mai 1833 mit Juliane Kock, und ihm gerieth das Jung gefreit rc. nach dem Sprichworte. Seine Gat tin, eine durch Sanftmuth, Herzcnsgütc und wahre Frömmigkeit ausgezeichnete Frau, schenkte ihm acht Kinder, von denen vier ihn überleben, zwei Töchter und zwei noch minderjährige Söhne. Aber sic ward nach vielen mit Ergebenheit ertragenen Schmerzen nach zwanzigjähriger Ehe dem Gatten und den Kindern zu früh entrissen. Er führte seinen Kindern eine zweite geliebte Mutter zu in der gleichgesinnten Schwester seiner verstorbenen Gemahlin, Katharina Kock, mit der er sich am 23. Januar 1855 ver- mäblre. Sein häusliches Glück war dadurch aufs schönste herge- stellt und ward noch vermehrt, als seine älteste Tochter, glücklich vermahlt, ihn mit Enkeln beschenkte. Er hatte im vorigen Jahre auch noch die Freude, daß seine zweite Tochter nach ihrem Herze» verlobt wurde. Nun aber sollte nach Gottes Rath sein irdisches Glück ein Ende haben. Seine öfters durch Kränklichkeit unterbrochene Gesundheit schien sich in den letzten Jahren befestigt zu haben ; die an ihm zuwei len bemerkbare Reizbarkeit hatte sich beruhigt. Er genoß die Reisen, die er jedes Jahr zu machen pflegte, mit voller Seele. Sein Haus stand seinen Freunden und ausgezeichneten Fremden, Schriftstel lern und Künstlern immer gastfrei offen, seine Umstände waren sicher und behaglich. Er hatte sich eben einen Garten am Ufer des Rheines, unmittelbar bei der Stadt, gekauft, um sich dort in schönster Lage ein Landhaus zu bauen; doch sollte er davon nichts haben, als daß er fast bis ans Ende seines Krankenlagers sich angenehm mit Bauplänen beschäftigte. Er hatte sich im vorigen Späkherbste auf einer Reise eine starke Erkältung zugezogcn, die sich auf die edleren Thcilc des Körpers, namentlich die Lunge, warf. Lange ähnele er keine ernstliche Gefahr. Wenn die treueste Pflege der Seinigen, wenn namentlich die völlige Hingabe und Aufopferung seiner treuen Gattin, die während der ganzen lan gen Krankheit nicht von seiner Seite wich und jeden Athemzug belauschte, ihn' hätte retten können, so wäre er uns erhalten. Aber alle Pflege, alle Kunst der Acrztc war umsonst. Er ward schwächer und schwächer. Die Tröstungen der Kirche genoß er noch mit Lebenshoffnung; denn er schied ungern von einem so glücklichen Kreise des Daseins. Als ec aber fühlte, daß sein Ende nahte, versammelte er die Seinigen um sich her, segnete sic und ermahnte sie zu fortdauernder Liebe und Einigkeit, und ist bald darauf, am 3. März, sanft eingcschlafen. Manche unserer Leser, die den Namen Joseph DuMont so viel gehört haben, ohne daß sic ihn kennen gelernt hätten, werden vielleicht wünschen, auch sein Aussehen sich verstellen zu können. Er war eine schlanke, hohe, stattliche Gestalt. Sein wohlgebilde tes Gesicht zeigte freundliche Züge, aus denen große blaue Augen besonders gewinnend hervorleuchtetcn. Der Ausdruck seiner Züge wies oft sehr rasche Ucbergänge, wie das mit der zarten Empfind lichkeit scinxr Nerven zusammenhing. Wenn ihn nicht unange nehme Angelegenheiten aufregten, war er der freundlichste, hei terste, liebenswürdigste Mensch und hatte auch zu Zeiten einen Anflug von echt cölnischem Humor. Ein Grundzug feines We sens war Wohlwollen und Pietät. Wenn Ehatham Recht hat, daß Dankbarkeit der beste Prüfstein der Seelen ist, so hat er die Probe bestanden. Es kostete ihm die größte Ueberwindung,sich von Je mand zu trennen, der eine Zeit lang in seinen umfangreichen Ge schäften an irgend einer Stelle lhätig gewesen war. Von einem alten Diener des Hauses zu lassen, konnte er gar nicht über das Herz bringen. Wir sagen nichts von seiner innigsten Liebe zu Frau undKind undallcnAngehörigen; diescTugend ijl GodtLob! ziem lich häufig zu finden. Seine Freunde dürfenaberwohldiestets, na mentlich in der Noch, bewiesene Liebe und treue Theilnahme des Heimgegangenen dankbar preisen. Von seiner (großartigen) Wohl- chätigkeit wollen wir so wenig Wesens machen, wie der Verstor bene. Aber er gab nicht blos mit der Hand, ec gab mit dem Her zen. Fremde Noth und fremder Schmerz rührten ihn oft zu Thränen. Er bewies seine treue Anhänglichkeit seiner geliebten Vaterstadt in mancher Weise. Wir dürfen wohl ein Beispiel an führen, das von seiner Liebe und Anhänglichkeit an seine Vatec- stadtund an seineKirche gleichmäßig zeugt. Er widmete demDom- bau den ganzen Ertrag des bei ihm erscheinenden Domblattes, welches er außerdem der Kölnischen Zeitung beilegte, und durch diesen bedeutenden Aufwand vielleicht den größten jährlichen Bei trag von allen Dombaufrcunden leistete. Treue Anhänglichkeit an Preußen und das preußische Königshaus hatte er schon von seinem Vater geerbt, und wenn die Gelegenheit uns nicht zu ernst dünkte, so wäre cs ein Leichtes, die vollkommene Nichtigkeit und den gänzlichen Widersinn einer gewissen albernen Anschuldigung aus dem Jahre 1848 unwidersprechlich darzuthun. Er hatte die größte Pietät für seine, die katholische Kirche, und war besorgt, daß nie ein Wort in diese Zeitung kam, woran ein frommes Ge- müth mit Recht hätte Aecgcrniß nehmen können. Er wollte aber auch Andersgläubige in einem politischen Blatte nie verletzt wis sen, und das war bei ihm nicht etwa bloße kluge Berechnung — denn die Hälfte unserer Leser dürfte Protestanten sein — sondern
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