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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1886
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- 1886-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1886
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- Deutsch
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4696 202, 1. September 1886. Nichtamtlicher Teil. nicht mehr sicher sind, ob nicht die Novität, die wir kaufen, in wenigen Monaten beim Exportbuchhändler um den vierten Teil dessen zu haben sein wird, was wir dafür eben erst gezahlt haben. So leben wir heute inmitten eines tollen Treibens, ans dem nur eine kleine Anzahl Geschäftsleute Nutzen ziehen, die Antiquare, Exporteure u. a. m. Diese nicht genug zu beklagende Wendung im Romanverlag hat hauptsächlich alle heutigen Übelstände verschuldet. In erster Linie vernichtete sie die Kauflust im Publikum, weil sie da den Glauben, daß ein Buch auch ein Wertobjekt sei, völlig zerstörte. Ein kolossaler Irrtum ist es, wenn die Schriftsteller behaupten, durch unsere Existenz wäre der Absatz ihrer Bücher geschädigt. Hier hauptsächlich ist der Grund zu finden, wes halb das Publikum sich vom Kaufe vollständig zurückgezogen hat und kaum jemals wieder dafür gewonnen werden dürfte, mag man auch unter die Erzeugnngskostcn im Preise herabgehen. Ein Buch, ein Roman wird heutzutage vom Publikum als etwas völlig Wertloses angesehen, für das man höchstens nur so viel Pfennige ausgiebt, als man eine flüchtige Ünterhaltung wert schützt; und daß dem Publikum diese für wenige Pfennige von uns angeboten wird, das ist das Unrecht, dessen man uns mit Recht beschuldigen kann. Wie aber kann der Ver leger erwarten, daß das Publikum sein Geld hergiebt für ein Produkt, dessen Wert er selbst nicht höher schätzt, als den der Makulatur? Der sich früher auf uns und das kaufende Publikum gemeinsam stützende Romanverlag verlor den wichtigsten Faktor nicht wegen unserer Existenz, sondern durch eigene Schuld, wofür wir als Prügelknabe dienen mußten; denn bald darauf begannen die Unternehmungen, die uns beseitigen, uns ersetzen sollten. Zanke machte den Anfang in dieser ausgesprochenen Absicht mit der Gründung seiner Romanzeitung. Ihm folgten weitere Unternehmungen, die aber alle ihren Zweck verfehlten, und niemals erreichen würden, wenn wir nicht selbst unsere gefährlichsten Feinde wären. Durch diese kopflose Zerstörung der Kauflust im Publikum durch kurzsichtige Verleger, durch unser hartnäckiges Festhalten an den Anforderungen unserer Zeit nicht entsprechenden Leih gebühren ist der Romanverlag zu einem gefährlichen Wagnis geworden, dem sich ein einsichtiger Verleger nur mehr in dem Falle aussetzt, wenn ihm die Popularität eines Schriftstellers sichere Garantie bietet, oder in dem Falle, wenn dieser alle Kosten und Gefahr auf sich nimmt. Letzteres ist heute fast zur Methode geworden und setzt dem Verderben die Krone auf. Der früher mit Vorsicht und Ver ständnis arbeitende Verleger wird immer mehr vom heutigen Geschäftsträger des Schriftstellers verdrängt, dessen Wahl spruch lautet: »die Masse muß es machen«. Mag auch dabei der Autor den letzten Pfennig verlieren, was liegt daran; die Spesen für den Geschäftsträger kommen schon herein, und wenn nicht, wozu wären denn die Exportbuchhändler da. Selbstverständlich giebt es heute noch ehrenwerte Verleger genug, denen solches Treiben fremd ist; doch schwerlich dürsten sich diese neben solchem industriösen Treiben noch lange behaupten können, wenn wir nicht auch hier, wie ich glaube, bereits an der Grenze angelangt sind. Denn wie lange, frage ich, können sich solche, auf so unsolider Basis beruhende Verhält nisse in der Romanproduktion noch halten? Müssen nicht dem Schriftsteller, nach so vielen Verlusten, endlich die Augen auf gehen? Wird er sich nicht endlich auch, wie der Verleger, von siner so große Gefahr in sich bergenden Sache zurückziehen? Er wird es sicher, und um so sicherer, als, wie wir sehen, die Schriftsteller sich in Verbände zusammenthun, die endlich, in natürlicher Folge, sich alle in einen Verband zusammenschließen werden, wodurch der Thorheit des einzelnen Schriftstellers und seiner Ausbeutung ein Ziel gesetzt werden wird. »Wir werden kein Futter mehr haben für unsere Ziegen«. Das wird das wahrscheinlichste Resultat der Weiterentwicklung solcher allseitig traurigen Zustände sein, und damit geht die In stitution der Leihbibliotheken ihrem Ende entgegen. Der erste Leihbibliothekar kann zugleich mit der letzten »Schmierbude« sein Geschäft schließen, falls es nicht gelingen sollte durch ein Zusam menschließen der Kräftigeren unter uns und durch ein Herauf ziehen der Schwächeren diese drohende Gefahr noch in der zwölften Stunde abzuwehren. Gehen wir aber von hier wieder auseinander, ohne eine Vereinigung wenigstens angebahnt zu haben, die eine durch greifende Erhöhung unserer Leihgebühren in Aussicht stellt, ohne das von den Besitzern der Linckeschen Leihbibliothek mit großen Opfern ins Leben gerufene Fachorgan: »Der Leihbibliothekar« für die Zukunft sicher gestellt zu haben, dann werden wir nicht mehr imstande sein, den Romanverlag auf solide Basis zurückzu führen. Das Verderben wird seinen Weg weitergehen und uns mit sich ziehen. Biel wird die Welt, in dem Falle, nicht mehr an uns verlieren. Neues Leben wird erblühen aus den Ruinen, denn die deutsche Litteratur wird fortbestehen, wenn auch der deutsche Leihbibliothekar im nächsten Jahrhundert zur historischen Per sönlichkeit geworden sein sollte. Zur Ergänzung und Erläuterung dieses Vortrags gab Herr Ludwig Last einen Bericht über seine Rundreise, welche er zum Besuche der Kollegen in den größeren Städten Süd- und Nord deutschlands unternommen hatte, um allda die Verhältnisse kennen zu lernen und die Fachgenossen für die Vereinigung und die Durch führung der geplanten Reformen zu gewinnen. Folgendes ist der Inhalt seiner Darlegung: Geehrte Herren! Durch zahlreiche sachliche Aufsätze in unserem Fachblatte war versucht worden eine Reform im Betrieb der Leihbibliotheks institution anzubahneu; es hat sich aber gezeigt, daß zur Aus führung derselben das geschriebene Wort unzureichend ist. Man hat die Notwendigkeit der Reform, die Angemessen heit mancher Vorschläge bereitwillig zugestanden, aber sich meist zu deren Durchführung nicht aufraffen können. Ja, man hat manche praktische Anweisungen gar nicht verstanden, weil sie die wirklichen Zustände so weit überholten. Anstatt ihre Kräfte da einzusetzen, wo Hilfe zunächst nötig gewesen wäre, bauten ein zelne Mitarbeiter schöne Luftschlösser für die Zukunft, weil sie die allgemeine Misöre unseres Standes in ihrer ganzen Ausdeh nung nicht kannten. Mancher erfahrene Fachgenosse aber belächelte solchen Windmühlenkampf und hielt sich von unseren Bestrebungen ganz ferne. Diesen Verhältnissen entsprang die allseitig mit Zustim mung aufgenommene Idee, in Leipzig eine Versammlung von Fachgenossen abzuhalten, damit die Träger der Reformbewegung direkt mit einander in Verbindung kommen sollten, um sich über die Ziele und Wege ihrer Bestrebungen zu einigen und so eine gleichmäßige Grundlage für die Ausführung der Reformen zu gewinnen. Nun stand zu befürchten, daß auch in den Verhandlungen
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