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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.03.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1921-03-10
- Erscheinungsdatum
- 10.03.1921
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- Deutsch
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58, 10. März 1921. Redaktioneller Teil. ««rs-nblatt s. d. Dgchn. «uchh-nd-I. senschaftlickzen Sortimentsbuchhandel sicheren Tod bedenken. Der schönwissenschaslliche Verlag hat nicht so einfaches Tun, doch auch dieser könnte in Verbindung mit den Warenhäusern und Verlegersortimentem großen Schaden anrichten. Die Gefahr der Warenhäuser darf nicht unterschätzt werden. In dem Augenblick, wo der feste Ladenpreis aufgehoben wird, werden,die Waren häuser das Buch als Reklame benutzen. Wir haben es schon alle Weihnachten gefühlt, was es bedeutet, daß die Warenhäuser nicht höher gezeichnet haben. Ist der Weg aber durch Wegfällen eines festen Ladenpreises einmal vollkommen frei, dann wird dar Warenhaus unterbieten, soweit es kann, denn gerade das Buch eignet sich wie keine andere Ware am besten zur Reklame des Billiger-feins. Durch seine fachwissenschaftlichen Zeitschriften und vielen Tagesprcssen, die im Verlegerbesitz sind, übt der Ver lag eine ungeheure Macht ans das Publikum aus. Daß der Kampf auch für den Verlag große Verluste bringen würde, ist gewiß, aber so, wie die Dinge einmal liegen, ist er zurzeit der Stärkere. Das Sortiment würde den Kamps mit dem Verlage voll und ganz aufnehmen können, tvenn es fest geschlossen zusammen- hielle und nicht in seinen eigenen Reihen das Hasenpanier höher- gchalten würde denn die Fahne für das Recht. Herr Nitschmann hat jahrelang für das Sortiment selbstlos gekämpft, seine Zeit und seine Gesundheit geopfert, und einmal mutz es laut und deutlich im Börsenblatt gesagt werden: der gesamte Buchhandel, Verlag und Sorti ment, verdankt es zum größten Teil Herrn Nitschmann, daß er heute noch in leidlich geordneten Verhältnissen da steht. Darüber kann im Sortiment kein Zweifel herrschen. Und dennoch! Als letzte Ostermesse uns Herr Nitschmann das Wort zurufen ließ: Wenn dem Vorstand der Gilde nicht Gelder zur Verfügung gestellt werden, so müßte er die Tore schließen; als ein Aufruf an das deutsch« Sortiment erging, einmal zu opfem, da hat es kläg lich versagt. Mehr denn 1000 Mitglieder haben eine lächerlich kleine Summe zusammengebracht und danken doch alles, was sie heute haben, der Gilde. Wenn aber hier, wo es sich um eine Bagatelle handelt, die Opferfreudigkeit so ge ring ist, wie soll es werden, wenn ein Kanrpf ausgefochten wer den soll, der große Summen verschlingt! Ich habe das Ge fühl, das Sortiment hat noch keine Ahnung, um was cs sich handelt, lebt im Rausche des Papiergeldes, glaubt nicht an die kommenden schweren Zeiten und denkt im übrigen: die Gilde wird's schon schaffen. Um das fluchwürdige Verhalten des Sortiments dem Gildevorstand gegenüber recht zu beleuchten, inuß als Antwort dienen, die mir ein sehr großer Sortimenter gab, als ich ihn als Mitglied für die Gilde gewinnen wollte: »Ich genieße ja alle Vorteile, aber das Geld kann ich sparen-. Charakterisiert das nicht alles? Viel habe ich an unserm Gilde- Vorstand bewundert, am meisten aber staune ich immer wieder über das Vertrauen, welches er in das Sortiment setzt. Ich fürchte, offen gestanden, cs wird uns gehen wie dem deutschen Vaterlande 1918. In dem Augenblicke der Entscheidung wird aus unseren Rethen die Flucht ergriffen. Der Buchhändler ist eben ganz ein deutscher Bürger. Erst dann, wenn er den Strick am Halse hat und hochgezogen werden soll, fühlt er, daß «S doch besser gewesen wäre, rechtzeitig zu geben, zu opfern, an statt nun alles zu verlieren. Ich will nicht ausführen, welche Nackenschläge der Verlag erleiden würde, wenn der Gildcvorstand sich auf das gesamte Sortiment verlassen könnte und gewiß wäre, daß seine Befehle auch von diesem durchgefllhrt würden. Durch Austauschlisten könnten wir uns gegenseitig helfen. Wir könnten mit gemeinsamer Kraft ein großes Verlagsunternehmen gründen. Das Geld müßte im Augenblick zusammen sein, wenn von 1500 Firmen jeder einen Beitrag zeichnen würde. Das Verlagsunter nehmen würde ganz gewiß ein empfindliches Konkurrenzunter nehmen für all« Verleger bedeuten, wenn diese 1500 Sortimenter sich energisch für die Werke des gemeinsamen Verlags verwenden würden. Wären wir einig, so müßt« auch die Autorenwelt mit uns rechnen, ebenso die Behörden; denn es ist ganz klar, der Verleger verliert den Kamps in dem Augenblick, wo er den Nach weis nicht erbringen kann, daß das Buch durch direkten Vertrieb billiger geliefert wird. Daraus zu achten, wäre unsere größte Sorge. Wir müßten Behörden und Publikum immer wieder aufklären: »Der Verlag täuscht euch, wenn er behauptet, das Sortiment verteuere die Ware». Nur dann, wenn wirklich die Bücher um 337» billiger würden, haben die Verleger ein Recht, das Sortiment auszuschalten, sonst, betone ich immer wieder, stehe ich auf dem Standpunkt, daß die Verleger nur für ihren eigenen Geldbeutel sorgen und ihnen dieser Geldbeutel lieber ist als die Erhaltung eines starken Standes zum Nutzen unseres Vaterlandes. Erklärt der Verleger, daß er den Zwischenrabatt braucht, den er jetzt dem Sortiment gibt, so ist sein ganzes Vor gehen gegen dasselbe Selbstbetrug. Wären wir einig, so könnten wir auch auf die Gehilfen rechnen, denn die Verlagsgehilfen würden cs niemals dulden, daß Tausende ihrer Kollegen auf die Straße gesetzt, daß Tausende um des Gewinnes einzelner willen proletarisiert würden und daß Deutschland jenes weit verzweigten Buchhandels, um den uns die Welt beneidet, be raubt würde. Wären wir einig, so könnten wir auf das Publikum rechnen, welches nie und nimmer auf einen soliden Sortimenter stand, wie er heute dem deutschen Volke sich darstcllt, verzichten will. Aber Grundbedingung muß sein, will das Sortiment etwas erreichen: Aller Eigennutz muß fallen, fester Zusammenschluß aller in gegenseitiger Hilfe die Parole sein. Verrat an unserer Sache muß ich nennen, wenn ein Berliner Sortiment jetzt Prospekte hcrumsendet, auf denen es ausdrücklich betont: »portofrei, ohne jeden Aufschlag«. Macht sich das Sortiment gar nicht klar, daß es dadurch die Sortimenter, die gezwungen solche Bestel lungen annehmen müssen, zu Betrügern stempelt, weil sie durch die Bestimmung ihres Kreisvereins gebunden sind, 107» Aufschlag zu nehmen? Oder aber sollen sie zugunsten des Berliner Sorti ments verzichten? Oder, wenn eine Firma AndreeS Handatlas billiger anbietet, 2 Exemplare mit je 330.—, 3 Exemplare mit ,/k 320.—? Solange sich eben solche Männer in unseren Reihen finden, solange ist das Sortiment machtlos. — Summa,» jus summa iujuria —, das größte Recht kann auch das größte Unrecht sein. Für mich besteht nun kein Zweifel, das Buchstabenrecht — das Recht, das den Verwesungsgeruch an sich trägt — ist ohne Einschränkung auf seiten des Verlages. Aber das höhere Recht, das Recht des Geistes, das »neues Leben Schaffende« verurteilt den Verlag ganz. Selbstlos wie kaum ein anderer Stand hat das deutsche Sortiment im Frieden gearbeitet und sich nur als Be amter des deutschen Geistesschatzes gefühlt und als solcher cs für selbstverständliche Pflicht angesehen, als Berater dem Su chenden nur das Beste zu geben. Daß das Gift, welches von ge wissenlosen Spekulanten dem deutschen Volke unter schamloser Maske der sittlichen Erneuerung oft dargereicht wurde, nicht wei tere Verbreitung gefunden hat, ist sein Verdienst. Gerade die Verleger, die jetzt den Kampf aus idealen Grün den heraufbeschwören, sollten sich einmal ernstlich prüfen, ob sie nicht eine schwere Schuld trifft an dem allmählichen Zerfall des deutschen Buchhandels. Mußte das Buch künstlich so billig gehalten werden? Mußten Autor und Sortimenter, Buchbinder und Buchdrucker alle Not leiden? Nein! Wenn es Wahrheit ist, daß der deutsche Geist allein uns wieder aufwärtsführen kann, so soll und muß auch die Schale, in der er sich uns gibt, ein Wertobjekt sein, und der, der uns die Arbeit schenkt, muß auch die Früchte derselben ernten, der, der sie den Suchenden darreicht, sic freudig geben können. Das deutsche Volk muß wissen, daß das, was es für seinen Geist ausgibt, des Preises wert ist. Ver lag und Sortiment müssen gemeinsam mit der Presse dahin ar beiten, daß künftighin das Buch nicht mehr nebenher geschenkt wird, sondern das Hauptgeschcnk sein muß. Gibt es nun einen Weg, der uns helfen kann? Ich wage einen Vorschlag zu machen, auf die Gefahr hin, daß er für un sinnig erklärt wird. Ich habe ihn schon in Wllrzburg angedeutet und freue mich, daß Herr Jäh ihn in seinem Artikel im Börsenblatt so ausführ lich und klar dargelegt hat. Er deckt sich vollkommen mit meinen Anschauungen. Wir in Bremen hatten eine Notstandsordnung ausgearbeitet, die aber leider abgelchnt worden ist. Wir waren ausgegangen von dem Gedanken: 2S7
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