Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1861
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- 1861-04-25
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- 25.04.1861
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850 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 50, 25. April. reeller Grund vorliegcn, selbst größere Partien mit erhöhtem Ra batt gegen baar zu liefern. Wer nicht solid ist, dem wird dieser Vortheil entgehen, und so gehört sichs auch. Ich brauche nicht zu bemerken, daß durch sechsmonatliche Zahlung die Solidität des Sortimentsbuchhandels eine viel größere werden muß. Es wird selbst viel leichter gezahlt werden, als jetzt, dafür spricht unwiderleglich meine Erfahrung als Verle ger im französischen Buchhandel; ich habe es schon mehrmals ge sehen, daß kleine Sortimenter, welche seit Jahren pünktlich zahl ten, nur mit Mühe und Noth ihren Zahlungen gerecht werden konnten, wenn durch besondere Umstande ein längerer Credit den schuldigen Saldo zum doppelten oder dreifachen Betrage gebracht hatte. Also auch hierin stimme ich ganz mit Hrn. Lambeck über ein: daß schon der jetzige Credit für manchen Sortimenter ein Uebelstand ist, eineVerlängerung desselben aber dem Sortiments- buchhandel erst recht zum Nachtheil gereichen würde. Daß es auch größeren Verlegern nicht gleichgültig sein kann, schon nach 8, statt nach 16 Monaten, zu wissen, wie sie mit einer Handlung stehen, versteht sich von selbst; noch wichtiger aber ist es für kleinere Verleger, welche wohl öfter zwei Messen, also 28 Monate, statt nach dem Vorschläge 14, abwarten, ehe sie sich entschließen, eine Rechnung aufzuhebcn. Jedem guten Sorti. mentcr kann es nur lieb sein, wenn seinen unsoliden Eollegen die Rechnung je eher, je lieber geschlossen wird. Es ist auch ge wiß kein Unglück, wenn es sich schon nach sechs Monaten heraus stellt, bei welchen neuen Handlungen die sogenannten „genügen den Mittel" in der Wirklichkeit gar zu ungenügend sind. Der Verleger bringt das jetzige Risico bei der Feststellung seiner Büchcrpreisc natürlich mit in Rechnung. Kann er ferner seinen Buchdrucker und Papierhändler schon nach sechs Monaten zahlen, so wird er auch viel günstigere Bedingungen erhalten, als wenn dieselben bis zum jetzigen Meßtermin warten müssen. Das Resultat wird gewiß nicht ohne Einfluß auf den Preis der deut schen Bücher bleiben. Wenn nun Hr. I. F. (XV.) der Ansicht ist, daß dann selbst ein großer Theil des festen Bedarfs ä cond. verlangt wird, so dürfte er wohl im Jrrthum sein. Eine solide Handlung wird cs von vornherein nicht thun; wer nicht so loyal ist, der wird cs schon werden, wenn ihm einmal Zettel auf pressante Artikel mit der Antwort „gefälligst fest" zurück kommen, und er seinen unge duldigen Kunden mit schönen Worten vertrösten muß, oder ihn zu einem andern Eollegen gehen sieht. Ohnehin wird ein Ver leger in Zukunft schon genau darauf sehen, ob fest oder ü cond. verlangt wird, und sich solche Firmen bald merken. Selbst für die Resultate seines neuen Verlags hat er dann einen Maßstab; es wird sich wohl nach und nach ergeben, daß eine Handlung, welche von einem neuen Artikel die zur Ansichtversendung in ihrem Wirkungskreise entsprechende Zahl von « cond.-Exemplaren erhalten hat, ferneren Bedarf fest beziehen muß, und das kann sie ohne alle Gefahr, sobald angenommen ist, daß sie berechtigt, allenfalls soviel Exemplare zu remittiren, als sic » cond. erhielt. Damit wird auch dem unüberlegten s cond.-Verschreiben gewisser Handlungen ein Ende gemacht. Was nun den Zeitpunkt der wirklichen Messe und die Frage von dcnDisponenden und demMcßagio betrifft, so überlasse ich die Entscheidung dieser Fragen erfahreneren Eollegen. Sie sind ohne hin neben der großen Principfrage nur Nebensache. Von Herzen wünsche ich, daß das Princip, von welchem die Herren Jonas, Lambeck und Nolte ausgehcn, in bevorstehender Messe vielseitigen Anklang finden möge. Ein dahin lautender Beschluß würde meiner Uebcrzeugung nach das Alte und wirklich Gute in der Einrichtung des deutschen Buchhandels (Eommis- sionsplätze, s cond. - Sendungen u. s. w.) beibchalten und durch Abkürzung des Eredils einem Zustande ein Ende machen, den man wirklich abnorm nennen muß. Derselbe birgt eine Gefahr in sich, welche dem ganzen Gebäude zum Schaden gereichen dürfte, wenn man sie nicht rechtzeitig hebt. Straßburg. Oscar Berger-Levrault. Einsender dieses, ein älterer Sortimentshändler, hatte sich gleich anfänglich für den Vorschlag des Hrn. Heinr. Brockhaus erklärt, doch sind ihm nachträglich einige Bedenken aufgcstoßen, die hauptsächlich darin ihren Grund haben, 1. daß es schwer hal ten wird, die Neuigkeiten und Bücher alter und neuer Rechnung während sechs Monaten getrennt zu halten, ein Durcheinander werfen aber beim Remittiren riesenhafte Arbeit bringen würde; 2. daß die wenigen Verleger, welche für den Vorschlag des Hrn. Brockhaus sind, den Zweck, eine längere Verwendung für ihren Verlag herbeizuführen, doch nur theilweise erreichen würden, weil bei der Fluth von neuen Sachen Platz gemacht werden muß und jeder Sortimenter sich die vorigjährigen Artikel so schnell als mög lich vom Halse schaffen würde. Ueberdies hat derVorschlag des Hrn. Brockhaus wenig Aus sicht, durchzukommen, dadiegroßeMchrheit der Verleger ihm einen heftigen Widerstand entgegensetzen wird, und man muß sich der Befürchtung hingeben, daß es abermals beim Alten bleibt. Ich trete deshalb mit vollem Vertrauen, daß sich Verleger und Sortimenter darüber einigen werden, dem Vorschläge bei: die Buchhändlermesscaufdie zweiteHälfte des Mo nats Mai zu verlegen und die bisherigeEantate-Vcr- sammlung jedesmal am erstenSonntag nach dem 15. Mai zu halten. Der Nutzen, welchen ein fester Meßtcrmin bringen wird, ist so überwiegend, daß die wenigen Gründe, welche einige Leipziger Herren für Beibehaltung der veränderlichen Meßzeit anführcn, kaum der Beachtung werth erscheinen. Es wird sich wahrschein lich auch in dieser Messe Herausstellen, daß das zu frühcEintreten der Meßzeit für Sortimenter und Verleger gleich verderblich ist. Alr. Miscellen. Aus Oesterreich. In 8 Tagen soll und muß in Leipzig gezahlt sein, und wohl mancher Sortimenter mag bei der früh zeitig fallenden Messe in großer Sorge sein, wie er seinen Ver pflichtungen pünktlich Nachkommen soll. Ganz besonders hart treffen wieder die unseligen Finanzverhältnisse den oesterreichi- schen Sortimenter; denn voriges Jahr wurde der Thalec mit 2 fl., einige Monate mit 2 fl. 10 kr. verkauft, während er jetzt, wo cs dem allergrößten Theile der Sortimenter erst möglich ist, sich voll ständig zu decken, mit 2 fl. 30 kr. bezahlt werden muß. Es ist nun innerhalb 3 Jahre das zweite Mal, daß so große Agiover luste den Sortimenter treffen, denn im Jahre 1858 wurde der Thaler mit 1 fl. 30 kr. oe. Mze. verkauft und Ostermesse 1859 mit 2 fl. 21 kr. oe. W. bezahlt. Bei solchen Verhältnissen, die jedes Geschäft erschüttern müssen, ist sehr leicht begreiflich, daß bei dem oesterreichischcn Sortimenter eine gründliche Abneigung gegen den Vertrieb von ausländischen Büchern eintritt, und er zehnmal lieber nach einem inländischen Buche greift; daß dies bei dem Publicum in noch viel höherem Grade der Fall ist, wird Ostermcssc 1862 lehren; selbst reiche Leute bestellen ausländische Fortsetzungen ab. Im beiderseitigen Interesse wäre es daher sehr zu wünschen, den Oestcrreichern ähnliche Eoncessioncn, wie Hr. Kirchhcim, zu machen; denn was bisher gewährt worden ist, kommt einigen wenigen großen Firmen zu gut und ist so blut wenig, daß Niemanden damit geholfen ist.
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