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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080630
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Band 24, in Weimar Band 25 und in Frankfurt Band 26 und! wenn er nach Italien hineinkommt, so hat er die ganze Bibliothek durchgelesen. (Heiterkeit.) Das ist kein Scherz, die Sache ist so gedacht, ! und da haben sie gleich eine Antwort auf die Frage, wo das Sorti ment geschädigt werden soll. Der Buchhandel ist immer geschädigt, j wenn der Vertrieb der Bücher mit dem Verschenken verquickt wird. Mit anderen Institutionen, mit dem Borromäusverein und dem Verein für Volksbildung kämpfen wir seit Jahren und suchen die Dinge wenigstens einzuschräuken, weil wir wissen, was das Schenken von Büchern für eine Gefahr in sich birgt; die Gefahr ist dort aber nicht so groß, denn durch die Bibliotheken dieser Vereine wird das Lesebedürfnis angeregt, und die Leute kommen schließlich auch dazu, Bücher zu kaufen; hier, ist das aber nicht der Fall. Dann noch eins: Was wird aus den Büchern, die aus dem Verkehr zurückgezogen werden? Es heißt, sie werden eingestampst. Aber mit dem Einstampsen hat mancher schon seltsame Erfahrungen gemacht, sogar Behörden. Preußischen Behörden ist es passiert, daß Briefe, die an sich keinen großen Wert hatten, zum Einstampfen gegeben wurden, nach einiger Zeit sind sie im Handel aufgetaucht und man hat sie zurückkaufeu müssen, weil doch nun einmal der Stempel des Archivs darauf stand. Also auch darüber ist keine Sicherheit gegeben, wo die Bücher bleiben. Die Sache ist ganz ernst. Wenn einzelne Verleger darauf eingegangen sind, so haben sie es wohl nicht nur getan, um den hohen Betrag, um den es sich dabei handelt, einzusacken, sondern weil sie auch wie Herr Petters der Ansicht gewesen sein mögen, daß die Einrichtung in gewisser Beziehung wohltätig wirken könne. Es kommt aber auch der wirtschaftliche Standpunkt des Herrn Scherl in Betracht. Herr Scherl sucht seine Pläne mit allen Mitteln durchzuführeu. Mit dem Sparlotteriesystem ist er nicht durch gedrungen; er wird aber auch hier wieder versuchen, das Spar lotto der Bibliothek anzuschließen. Lassen Sie die Sache mit den Filialen erst durchgeführt sein.dannwerdenSie auch da eine weitere Gefahr für das Sortiment haben. Ich kann es nicht anders an- sehen, als daß der Buchhandel solche Bestrebungen, soweit es ihm nur irgend möglich ist, bekämpfen soll. Der Verleger kann sie da durch bekämpfen, daß er seine Bücher nicht hergibt. Eine große Anzahl Verleger haben das schon erklärt, einige sind allerdings auch der Meinung, es handele sich hier um einen für das ganze Volk wohltätigen Plan, und der Meinung werden ja auch Herr Petters und Herr Hartmann gewesen sein; ich halte das aber für einen Irrtum und bin überzeugt, daß der allergrößte Teil des Buchhandels genau so denkt. (Lebhaftes Bravo!) Herr Alex. Ganz (Köln): Sowohl die Kollegen vom Sortiment wie die vom Verlag, die das Scherlsche Unternehmen empfohlen haben, haben dies aus sehr idealen Rücksichten getan und den Worten Scherls ohne weiteres Glauben geschenkt. Wenn das Scherlsche Unternehmen auf einer gesunden Grundidee beruhte, so würde es auch lebensfähig sein und sich durchsetzen lassen. Ich bin aber der unmaßgeblichen Meinung, daß die Idee Scherls absolut falsch ist, daß es unmöglich ist, durch die wöchentliche Lektüre je eines Bandes sich von Montspin an innerhalb eines Jahres die Bildung anzulesen, um Freytags »Soll und Haben« würdigen zu können. Wenn Scherl im Laufe eines Jahres durch ein Jahresabonnement diesen Erfolg erreichen will, so möchte man fragen: was sollen dann die nächsten 50 Bände bieten? (Zu rufe: Nietzsche!) Nun, da hätte man allenfalls für das zweite Jahr Material, über Nietzsche hinaus gibt es dann vermutlich nichts mehr; also in zwei Jahren würde das Unternehmen auf Grund dieser Idee erschöpft sein. Wäre die Idee lebensfähig, so würde all unser Kämpfen dagegen nichts nützen. Sie ist aber, wie ich überzeugt bin, eine durchaus irrige, und wird deshalb nicht lange Bestand haben. Insofern glaube ich nicht an die Befürchtungen, die Herr Prager daran knüpft. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7L. Jahrgang. Herr A. Nicolai (Karlsruhe): Der Buchhändler sollte sich daran gewöhnen, derartige Unternehmen nicht nur vom idealen Standpunkt sondern auch von dem des Geschäftsmannes anzu sehen. Ich habe dieser Tage von einem Sortimenter einer kleineren Stadt gehört, wie er mit Freude ausgesprochen hat, seine Leih bibliothek als Nebenerwerb bringe ihm noch ein schönes Stück Geld. Es wird uns sonst immer gesagt, wir müßten unseren Betrieb ausdehnen, Nebenzweige hereinnehmen, wenn das reine Sorti ment nicht ausreiche; wenn nun hier etwas auftaucht, was recht geeignet ist, den Verdienst aus solchem Nebenbetriebe zu rauben und den grünen Zweig, auf dem doch auch manche von uns sitzen, abzusägen, so traut man seinen Augen nicht, wenn man liest, daß es Kollegen gibt, die derartiges noch empfehlen. Es sind zwei Leute zu mir ins Geschäft gekommen, der eine ein Rechtsanwalt, der sagte: Ich verstehe nicht, wie Buch händler solches Unternehmen empfehlen können; vorgestern war ein anderer hochgebildeter Mann bei mir, der sagte: Ich bin eigentlich sprachlos; so etwas ist mir noch nicht vorgekommen. Herr M. Lchaper (Hannover): Es ist kein Zweifel, daß die Stimmung der Sortimenter im allgemeinen gegen das Scherlsche Unternehmen geht, und zwar aus ähnlichen Gründen heraus, die auch heute morgen im Verlegerverein dargelegt worden sind. Es ist aber noch nicht betont worden, daß das Scherlsche Unter nehmen — unter der Voraussetzung, daß es wie seine anderen Unternehmen mit Vollkraft durchgeführt wird — auch für das Sortimentsgeschäft vermöge seiner Organisation eine direkte Konkurrenz in sich birgt. Da wir doch schon genug andere Auch- Buchhändler haben, die uns das Leben schwer machen, so bin ich der Meinung, auch vom Standpunkt seiner eigenen geschäftlichen Inter essen muß der Sortimenter sagen: Fort mit der Sache. (Bravo!) Herr Bernhard Hartiiiaun (Elberfeld): Meine Herren! Ich gehöre mit meinem Freund Petters zu den Sorti mentern, die ein Kollege gestern als »Scherlknechte« bezeich- nete. Meine Herren! Ich bin jetzt über 40 Jahre praktischer Buchhändler, ich glaube, Sie werden mir zutrauen, daß ich nicht ohne Überlegung das niedergeschrieben habe, was Herr Scherl veröffentlicht hat. Als mir die Angelegenheit vor gelegt wurde, war die Sache schon organisiert, da hatte Scherl schon die sämtlichen Verträge mit den Verlegern geschlossen. Es hatten auch schon die Herren Kollegen Engelhorn, Bonz und einige andere von mir hochgeachtete Verleger ihr Votum von ihrem Standpunkte als Verleger abgegeben, und Herr Scherl wünschte nun auch meinen Standpunkt als Sortimenter kennen zu lernen, ob ich wesentliche Bedenken hätte, oder ob ich den Kern dieses Leihinstituts billigte. Da habe ich mir nun gesagt — und ich stehe damit allerdings in geradem Gegensatz zu den Herren, die heute morgen gesprochen haben, und auch zu Herrn Prager und den anderen Herren, die heute nachmittag sich hier geäußert haben, — ich habe mir gesagt: das Bücherverleihen schädigt den Sortimenter nicht. Ich glaube, zu diesem Urteil berechtigt zu sein. Seit fünf Jahren befindet sich mein Geschäftslokal in dem Hause der Elberfelder Stadtbücherei, welche täglich über 1000 Bände verleiht; durch meinen Flur, an meiner Tür vorüber müssen diese Leute gehen. Die Stadt bücherei wird nicht nur von Arbeitern besucht, nicht nur von den unteren Klassen, auch von den Lehrern, von meinen Kunden, und ich müßte doch in den letzten fünf Jahren einen wesentlichen Rückgang in meinem Absatz haben feststellen können, wenn die Meinung der Herren hier richtig wäre. Aber gerade das Gegen teil ist der Fall; ich kann versichern: eine ganze Reihe von Leuten, die niemals sonst ein Buch in die Hand bekommen, sind nach dem Urteil des Stadtbibliothekars zum Lesen erzogen worden, und eine ganze Reihe dieser Leute habe ich zu regelmäßigen Abnehmern, wenn auch zunächst nur von Reclam und anderen billigen Aus gaben. Diese Leute haben sich also nicht damit begnügt, die Bücher nur zu leihen, der Bildungsdrang ist so erstarkt, daß sie nun die 933
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