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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080630
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190806306
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auch um der Volksbildung willen. Deshalb sind wir dagegen, nicht bloß weil unser Verdienst geschmälert werden soll. Mich persönlich geht die ganze Geschichte nichts an, ich werde nicht dadurch geschädigt, trotzdem bin ich ein entschiedener Gegner der Sache, weil sie einmal meinen Stand schädigt, und dann, weil sie die Volksbildung schädigt, weil auf dem Scherlschen Wege niemals die Volksbildung gehoben werden wird. Das könnte jeder wissen, der zum Beispiel die Entwicklung des Berliner Lokal anzeigers, in Berlin Skandalanzeiger genannt, verfolgt hat. Als Buchhändler sind wir hier, uni unsere Interessen zu wahren. Wenn Herr vi. de Gruyter darüber errötet, so ist das seine Privatsache, ich erröte nicht um deswillen, daß ich für meinen Stand eintrete. (Lebhaftes Bravo!) Herr Justus Papc (Hamburg): Meine Herren! Ich will nicht zu dieser Sache sprechen, sondern darüber, daß Herr Nicolai der Redaktion des Börsenblattes den Vorwurf macht, daß sie bei solchen Fragen nicht aus sich herausgehe und entschiedener Stellung nehme. Ich glaube, dieser Vorwurf ist nicht begründet. Dazu ist unsere Börsenblattredaktion nach den jetzigen Bestimmungen gar nicht befugt. Wohl aber ist es wünschenswert, daß für die Redaktion des Börsenblattes andere Bestimmungen geschaffen würden, die ihr die Freiheit geben, auch einmal solche Aufsätze anzunehmen und später zum Abdruck zu bringen, die nicht gerade im königlich sächsischen Kurialstil gehalten sind, sondern eine etwas kräftigere Sprache führen. (Rufe: Sehr richtig! Heiterkeit.) Wir haben heute Mitglieder des Börsenvereinsvorstands und des Ausschusses für das Börsenblatt hier; ich bitte die Herren in Erwägung zu ziehen, ob sich die Grenzen für das, was in das Börsenblatt ausgenommen werden kann, nicht weiter stecken ließen. Es würde wohl mancher wertvolle Beitrag dem Börsenblatt ge schickt werden, wenn nicht immer diese furchtbare Bedenklichkeit wäre: könnt ihr nicht damit vielleicht einen Verleger oder gar einem Herrn in Leipzig zunahe treten? (Heiterkeit.) Der Redakteur des Börsenblattes, Herr Evers und sein Stell vertreter Herr Alberti, tun mir leid, daß sie mit so gebundenen Händen in ihrer Tätigkeit stehen. Wenn die Scherldebatte dazu führte, daß in der Hinsicht eine Änderung herbeigeführt würde, so wäre das ein Resultat, das wir nur begrüßen könnten. (Viel seitiger Beifall.) Erster Vorsteher des Börsenvereins Herr vr. Ernst Vollert (Berlin): Ich möchte hierzu nur darauf Hinweisen, daß wir vor etwa vier Jahren neue Bestimmungen für das Börsenblatt er lassen haben, denen die Hauptversammlung des Börsenvereins zugestimmt hat, und nach denen das Börsenblatt zurzeit redigiert wird. Es wurde damals aus der Versammlung heraus der An trag gestellt, es solle die Bestimmung ausgenommen werden, daß jeder Artikel, der im Börsenblatt erscheint, mit dem Namen des Verfassers gezeichnet sein müsse, und dieser Antrag wurde angenommen, trotzdem von seiten des Vorstandes ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, daß man damit manchen abhalten werde, seine Meinung offen im Börsenblatt auszusprechen. So sind die Bestimmungen über die Aufnahme von Beiträgen in das Börsenblatt damals gegen den Wunsch des Vorstandes verschärft worden. Diese Bestimmungen können natürlich geändert werden; aber zurzeit muß die Redaktion mit ihnen arbeiten, und sie legen ihr mancherlei Rücksichten und Beschränkungen auf. Aus sich heraus Angriffe gegen das Scherlsche Unternehmen zu richten, dazu hat die Redaktion wohl keine Veranlassung gesehen. Übrigens haben Sie auch eben gehört, daß man über seine Bedeutung verschiedener Ansicht sein kann. Herr G. Braun (Marburg): Ich möchte auf das zurückkommen, was Herr vr. de Gruhter sagte. Ich habe heute und auch bei früheren Reden stets die Empfindung gehabt, daß Herr vr. de Gruyter die Leiden des Sortimenters nicht selbst hinter dem Ladentisch kennen gelernt hat. Vielleicht ist meine Vermutung nicht unzutreffend, wir haben ja heute eine große Anzahl von Verlegern die nie Sortimenter waren, und das erschwert auch etwas die Verständigung zwischen Verlag und Sortiment. Es gibt viele Verleger — ich meine damit nicht speziell Herrn vr. de Gruyter — die ihren Verlag rein nach kapitalistischen Grundsätzen betreiben. Auf die wirtschaftliche Lage des Sortiments wird nicht Rücksicht genommen, wenn der Verleger einen großen Ab schluß mit irgendeinem selbständigen Unternehmer machen kann. Jeder Sortimenter, speziell die Kollegen aus Universitätsstädten, wissen aber, daß wir eine Menge Arbeit machen müssen, die wirk lich mehr idealer Natur ist, bei der rein kaufmännische Gesichts punkte nicht allein entscheidend sind. Denken Sie an die vielen Versendungen und die Verluste dabei, Sie wissen das ja alles. Ich glaube doch, daß gerade der deutsche Buchhändler derjenige Geschäftsmann ist, der bis jetzt vielleicht viel zu sehr nach idealen Gesichtspunkten gearbeitet und die materiellen zu wenig in den Vordergrund gerückt hat. Selbstverständlich will ich nicht damit sagen, daß wir uns im Geschäft nur durch materielle Gesichts punkte leiten lassen sollen. Es ist etwas anderes, wenn eine öffentliche Bibliothek, die lediglich für kulturelle Zwecke da ist, Bücher ausleiht, oder wenn wir das für Scherl besorgen. Wenn wir Buchhändler auf die Scherlsche Sache eingehen, so degradieren wir uns zu Haus knecht- und Handlangerdiensten. Ich bin aus dem Scherlschen Zirkular nicht klug geworden, wieviel Leute man da eigentlich anstellen muß, um die Sachen herumzufahren usw., und was wir dabei verdienen sollen. Herr Hartmann ist in einer schönen Lage; ich wäre auch damit zufrieden, wenn ich mein Geschäftslokal in einem Hause hätte, in dem eine öffentliche Bibliothek ist, wo jeden Tag doch auch Leser aus recht guten und kaufkräftigen Kreisen verkehren. Wenn man da eine recht schöne, das Publikum anlockende Aus lage macht, so ist es kein Kunststück, seinen Umsatz zu erhöhen. Es ist ja nicht nachgewiesen, ob dafür nicht andere Sortimenter entsprechend weniger verkaufen, weil Herr Hartmann das Glück hat, daß sein Geschäftslokal in einem Hause ist, wo eine öffent liche Bibliothek ihre Räume hat. (Bravo!) Herr Otto Petters (Heidelberg): Ich freue mich, daß trotz so vieler gegenteiliger Meinungen doch auch einige Stimmen f ü r Scherl, oder wenigstens nicht gegen ihn laut geworden sind. Was streiten wir uns überhaupt darüber herum? Wir haben weder die Mittel noch ein Recht, gegen Scherl aufzutreten. Er schädigt uns doch nicht, und wir wissen ja überhaupt noch nicht, wie das Unternehmen laufen wird, wissen auch nicht, ob es auf das Volk veredelnd wirken wird, oder nicht. Der Wider stand kommt vielleicht nur daher, weil Scherl die Sache ins Leben gerufen hat, weil man vielleicht fürchtet, daß er durch die Art, wie er seine Unternehmungen im großen Stil durch führt, uns schädigen könnte. Wenn mich Scherl zum zweiten Male nach meinem Urteil fragen würde, würde ich dasselbe noch einmal schreiben, was ich früher geschrieben habe, und ich freue mich, daß Herr Hartmann, dem ich vollständig beistimme, soeben unfern Standpunkt so klar auseinandergesetzt hat. Jedenfalls haben wir weder die Mittel noch das Recht, Herrn. Scherl entgegenzutreten. Herr Heinrich Schöningh (Münster): Es ist wiederholt gefragt worden, was wir wollen. Ich habe heute morgen schon in der Verlegerversammlung gesagt: Wir haben den Wunsch, klar und deutlich auszusprechen, daß die Herren, die in der Ostermesse anwesend waren, in ihrer weit überwiegenden Mehrheit anderer Meinung gewesen sind als die Herren vom Buchhandel, die sich für Scherl ausgesprochen haben. (Sehr richtig!) Ich wiederhole auch, worauf Herr Prager schon mit Recht hingewiesen hat, daß Scherl bis jetzt nur Unternehmungen ge bracht hat, die viel geschadet haben. Wollen Sie in Abrede stellen,, daß durch die »Woche« eine Anzahl bedeutender Zeitschriften,.
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