Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1908

hochinteressantes Sklzzenbuch. Dieser großen Schenkung fügte Geheimrat von Mendelssohn noch eine weitere Kostbarkeit hinzu: die Originalniederschrift des Violinkonzerts seines Onkels Felix Mendelssohn-Bartholdy. * Übereinkunft zwischen Deutschland und Belgien, be treffend den Schutz an Werken der Literatur und Kunst und a« Photographien. — Die vom 26. Juni 1908 ab in Berlin zur Ausgabe gelangende Nummer 37 des Retchsgesetzblatts enthält, wie wir dem Reichsanzeiger entnehmen, unter Nr. 3498 die Übereinkunft zwischen Deutschland und Belgien, betreffend den Schutz an Werken der Literatur und Kunst und an Photographien, vom 16. Oktober 1907. (Die Nummer ist uns noch nicht zugekommen. Red.) * Eine -rutsche Kunstakademie in Prag. — Das öster reichische Abgeordnetenhaus hat eine Resolution Wolf über die Errichtung einer deutschen Kunstakademie in Prag mit 194 gegen 189 Stimmen angenommen. * Lithographisch-Arttstische Anstalt vorm. «ebr. Obpacher i« München. — Der Reingewinn des Geschäftsjahres 1906 be trägt 104 338 (im Vorjahr 92 465 >l), — Fabrikationsüber- schuß 1389 768 (1 228154 ^l). — Unkosten 93 771 (68 80i^s), — Saläre und Arbeitslöhne 536 437 ^ (474112 ^), — Mate rialien 188 719 (122 024 ^S), — Papier 174 810 (180 013^), — Diskont und Bankzinsen 74 527 ^(68 660 ^), — Abschrei bungen 195 219 (159 727 ^). Es sollen wieder 6sß Dividende gezahlt, 15 000 ^ (10 000 der Spezialreserve zugeführt und 18 906 (13 286 ^l) auf neue Rechnung vorgetragen werden. * -Lehrer ans dem Gebiete der Kunst und Literatur.« Ausstellung. — Aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Kaisers will, wie die »Neue Freie Presse- mitteilt, die Veretns- leitung des Lehrerhausvereins in Mien in den Festräumen des Lehrerhauses, Wien VIII, Josefsgaffe 12, eine Ausstellung unter dem Titel: -Lehrer auf dem Gebiete der Kunst und Literatur veranstalten. Im Rahmen dieser Ausstellung soll gezeigt werden, daß der Lehrerstand unter seinen Mitgliedern bedeutende Talente der Mal- und Bildhauerkunst, hervorragende Ton künstler und Komponisten sowie auch begnadete Dichter auf- zuwetsen hat. Bei dieser Gelegenheit sollen nicht nur in Wien seßhafte kunstausübende Angehörige des Lehrstandes auf den Plan treten, sondern auch solche, die in den verschiedenen Gauen Deutschösterreichs wirken. Im Anschluß an diese Ausstellung, die am 4. Oktober d. I. auf die Dauer einer Woche, bei regem Besuch auf vierzehn Tage eröffnet werden wird, sollen unter Mitwirkung der Aussteller mehrere Künstlerabende, Konzerte und Vorlesungen veranstaltet werden. Ausführliche Prospekte sind in der Kanzlei des Lehrerhausvereins, Wien VIII, Josefsgasse 12, zu haben. Krankenhaus - Büchereien. — Um die Versorgung von Krankenhäusern und Heilstätten mit guten Büchern bemüht sich, wie Or. Laquer - Wiesbaden in der -Berliner klinischen Wochen schrift- mitteilt, die gemeinnützige Deutsche Dichter-Gedächtnis stiftung in Hamburg - Großborstel. Die sachgemäße Be schäftigung als seelisches Heilmittel in der Behandlung von Kranken bildet einen Teil der Krankenpflege. Spiele, Arbeit, Lese stoffe, Musik, künstlerische Anschauung, Anregung zum Sammeln, zum Sport können und sollen Kranken mit gleichem Recht und mit gleichem Ziel verordnet werden wie Arznei. Im Krankenhause selbst führen derartige gemeinsame Anregungen die gleichge stimmten Patienten zusammen. Sie schaffen Gelegenheit zur Aus sprache, sie geben mancher sonst öde und grübelnd verlaufenden Stunde einen Zweck und vermögen den Leidenden über sich selbst hinauszuheben. Man hat das moderne Krankenhaus mit Fug und Recht als eine -soziale Hilfskraft- bezeichnet. In ihm ist der Leidende losgelöst von ärmlich-peinlicher Umgebung, er kann seelisch aufgemuntert und gepackt werden und besonders dann, wenn er Schmerzen und Qualen hinter sich weiß, empfänglich werden für das Samenkorn der Schönheit, das ihm vielleicht zum allerersten Male aufgeht. Wieviel gute, erlesene und individuell gehaltene Büchereien gibt es heutzutage in Krankenhäusern? Unsere Chefärzte und die Leiter der Krankenhausverwaltungen sind mit Berufsarbeit zu ehr überbürdet, als daß sie nebenher die ungemein zeitraubende und literarischen Blick voraussetzende Arbeit einer Prüfung von Büchereien für diesen besonderen Zweck leisten könnten. Abgesehen von dem Inhalt, kommen für Krankenhausbücher in Betracht Des- infizierbarkeit und billiger Preis. Nach den Veröffentlichungen des Reichsgesundheitsamts werden jährlich in Deutschland etwa 1300 000 Personen in Krankenhäusern behandelt. Unter ihnen leiden etwa 110 000 an ansteckenden Krankheiten. Für diese müßten reilich besondere Büchereien angelegt werden, wobei zu berück- ichtigen ist, daß die meisten ansteckend Kranken eine Zeitlang wegen der Schwere der Krankheit gar nicht fähig sind Bücher zu lesen. Wenn die 7500 deutschen Krankenhäuser einmal je 500 ährlich 100 ^ für Bücher ausgeben würden, könnte dem großen Bedürfnis genügt werden. Durch solche Büchereien könnte zugleich hygienische Belehrung stattfinden, Aufklärung über Kurpfuscherei, Alkoholismus usw.; schließlich aber kämen sie auch dem etwa 50 000 Köpfe umfassenden Pflegerpersonal zugute. (Nach: Dtschr. Reichsanzeiger.) Post. Postpakete mit Nachnahme im -eutsch-russtsche« Berkehr. — Seit der Zulassung von Postpaketen zwischen Deutsch land und Rußland am 1. August 1898 hat der deutsch-russische Paketverkehr einen lebhaften Aufschwung genommen. Während im Jahre 1897 aus dem Reichs-Postgebiete nach Rußland 81 927 und aus Rußland nach dem Reichs-Postgebiete 19 539 Pakete versandt worden sind, hat sich der Postverkehr im Jahre 1906 in der Richtung aus dem Reichs-Postgebiete nach Ruß- land auf 744 290 und in der entgegengesetzten Richtung auf 139 749 Sendungen belaufen. Am 1. August d. I., gerade zehn Jahre nach Einführung des Postpaketdienstes, erfährt der Post verkehr zwischen Deutschland und Rußland wiederum eine Ver besserung, die voraussichtlich ebenfalls hebend und belebend auf den Verkehr einwirken wird. Von diesem Zeitpunkt ab können zwischen Deutschland und Rußland Postpakete und Postfrachtstücke unter Nachnahme versandt werden. Der neue Dienst lehnt sich im allgemeinen an die Vorschriften des inter nationalen Postpaketvertrags über die Paketnachnahme an. Insbesondere ist der Nachnahmcbetrag vom Absender in der Währung des Aufgabelandes, anzugeben, auch findet die Übersendung der eingezogenen Beträge mittels Postanweisung statt, nur sind diese Nachnahme-Postanweisungen nach den Vor schriften des deutsch-russischen Postanweisungsverkehrs von den Postanstalten jedes der beiden Postgebiete einer bestimmten Aus- wechselungs-Postanstalt (in Deutschland Thorn 2, in Rußland Warschau) zuzusühren. Der Meistbetrag der Nachnahme ist in Deutschland auf 800 in Rußland auf 400 Rubel festgesetzt; die Beträge werden im Bestimmungslande nach dem für Einzahlungen festgesetzten Kurse in die Landeswährung um gewandelt. Eine wesentliche Abweichung von dem Nachnahme dienst des Postpaketoertrags besteht darin, daß im Verkehr mit Rußland eine höhere Nachnahmegebühr erhoben wird. Während bei Paketen nach anderen Ländern in Deutschland eine Nachnahme gebühr von 1 Prozent des Nachnahmebetrags, mindestens 20 H, berechnet wird, ist die Nachnahmegebühr für Pakete mit Nachnahme nach Rußland auf 2'^ Prozent des Nachnahmebetrags, mindestens 50 H, festgesetzt. Eine Abrundung auf eine durch 5 teilbare Pfennig summe findet in beiden Fällen statt. (Nationalzeitung.) * Neuigkeite« -es -eutsche« Kunsthau-elS. Juni ISO«. — Der heutigen Nr. 149 des Börsenblatts liegt das Monatliche Ver zeichnis des Deutschen Kunsthandels und der wichtigsten Er scheinungen des Auslands, Juni 1908 (bearbeitet vom Deutschen Buchgewerbeverein, Verlag des Börsenvereins d. D. Buchhdlr.) bei. Personalnachrichten. * Hoftitel. — Herr Wilhelm Kleinschmidt, Inhaber von Arnold Bergstraetzers Hofbuchhandlung in Darmstadt ist von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Hessen und bei Rhein zum Hofbuchhändler ernannt worden.