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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.03.1861
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1861-03-29
- Erscheinungsdatum
- 29.03.1861
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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cherabsatz im October ein. Die Universitäten und Gymnasien be ginnen ein neues Semester, der Landadel und die Gutsbesitzer verlassen ihre Landsitze, die Touristen und Badercisenden kehren heim, die langen Abende erfordern Lectüre. Dann kommt die liebe Weihnachts- und Ncujahrszeit mit dem Bedarf vonJugcnd- schriftcn und Festgaben. Bald nach Neujahr beginnt dieTanzlust sich überall zu regen, der Earneval erscheint, und in dieser Zeit merkt man schon deutlich, daß weniger an literarische Genüsse ge dacht wird; doch ist es noch immerhin, wenn sonst keine stören den Einflüsse einwirken, die lebhaftere Geschäftszeit zu nennen, in welcher man sich mit gewünschter „Energie" für die gegen Ende des Jahres eingcgangencn Neuigkeiten verwenden kann, bis die Charwoche und das Osterfest mit dem Bedarf an Eonsirma- tionsgcschenken und Andachtsbüchern herankommen. *) Im April tritt dann gewöhnlich eine merkliche Geschäftsstille ein, und eben mit dieser erscheint der richtige Zeitpunkt, in welchem mit den Remittendcn begonnen werden kann. In der zweiten Hälfte des Mai wäre dann nach meinem Erachten der einzig passende Abschluß- und Zahlungstermin. Weshalb ich mich aber unbedingt gegen ein Hinausschieben der Abrcchnungszeit auf Ende August aussprechen muß, das will ich versuchen, in einigen flüchtigen Andeutungen zu motivircn. Wenn es ein so allgemein und tief empfundenes Bedürfniß wäre, die sämmtlichen vorjährigen Artikel bis spät in den Som mer hinein zu behalten, wie käme es, daß ein großerTheil, selbst recht thätigcr Handlungen viel früher, als es bisher nö- thig, die Remittendcn nach Leipzig sendet? Von Anfang Fe bruar bis Ende März trifft erfahrungsgemäß weit über die Hälfte der sämmtlichen Remittcnden in Leipzig ein, und sogar in Jah ren, in welchen die Messe spät fällt. Hier hat man oft Gelegen heit zu bemerken, daß cs vielen Handlungen an Raum fehlt, al les Uebriggebliebcnc sammt den aufs neue eingehenden Artikeln auszustellen, und daß ein großer Theil derselben lieber Geschäfte mit Artikeln macht, die aus neue Rechnung eingehen oder auf solche bezogen werden können. Wenn man nun das Veczeichniß der vom Januar bis Juni erschienenen Neuigkeiten eines Jahres überblickt und sich vorstellt, daß diese, sowie die ganze Masse des vorjährig Erschienenen in Handlungen, dijc meist nicht allzu große Geschäftslo cale haben, aufgestellt bleiben sollen, so ist kaum zu denken, wie dies m it Or dnung geschehen könne. Es wird dann unbe dingt der Fall eintreten, daß 4 bis 6 Monate lang Remittenden- packete auf Remittcndenpackete nach Leipzig wandern, und daß durch viele auf alte wie neue Rechnung bezogene gleiche Ar tikel eine heilloseEonto- undRemittenden-Verwirrung entsteht. Und ist es wohl anzunehmen, daß sich Handlungen, die großentheils feste Kunden haben, mit denen die Rech nung von Neujahr zu Neujahr geführt und abgeschlossen wird, sich vom Januar bis August für die in vorjähriger Rechnung empfangenen Artikel kräftig verwenden werden, die sie im August vollständig, ohne Uebertrag und Meßagio, zahlen sollen, während sie die Zahlung dafür im günstigen Falle in den ersten Monaten des folgenden Jahres erhalten? Es müßte auf diese Weise künf tig der Sortimenter Vieles im August ohne Uebertrag zahlen, was er seinen Kunden in Rechnung geliefert hat und erst 6 Monate später einbekommt. — Auch Disponenten sollen ihm nur dann gestattet sein, wenn der Verleger selbst darum ersucht, was wohl nur in seltenen Fällen für wirklich g-angbare Artikel *) Hier möchte ich erwähnen, daß es ja in der Hand des Verlegers liegt, die Nova nicht in so später Zeit des Jahres auf alte Rechnung zu verschicken, um das Hauptmotiv einer so gar weiten Hinausschiebung des Lbrechnungstermins darin zu begründen. geschehen wird. Daß sich aber die Baarpackete bei so lange hin ausgeschobenem Zahlungstermin sehr vermehren würden, ist kaum in Zweifel zu ziehen. Betrachten wir nun noch die Augustmesse vom Standpunkte nicht allein des Geschäftsmannes, sondern auch des der Erfrischung und Erholung bedürftigen Menschen, so müssen wir in dieser Be ziehung auf sehr Vieles verzichten, was eben zur Erhaltung und Befestigung unserer Gesundheit und zum Genuß der schönen Jahreszeit gehört. Wie wird es in Zukunft möglich sein, eine Erholungs- oder Badereise in der dafür geeigneten Zeit zu unter nehmen, wenn das Remittiren und die Abrechnungsarbeiten die schönsten Monate in Anspruch nehmen? Des Leipziger Commis- sionärs gar nicht zu gedenken, der auch noch den ganzen Septem ber mit Nacharbeiten zu thun haben würde! Dies sind einige Nachthcile, die mir eben vor die Augen ge treten sind und die namentlich dcmS or time n ts Handel zur Last fallen würden, und nun sei es mir noch gestattet, einige Beden ken für den Verleger anzudeuten. Der Verleger soll in Zukunft bis Ende August gänzlich in Ungewißheit sein, was er positiv abgesctzt hat; denn nach allen bisherigen Erfahrungen kann ec bei den oft unmäßigen Nach bestellungen gar keinen Maßstab für das Absatzresultat ge winnen. Verleger von Jugcndschriften und Festgescheuken sollen erst zu einer Zeit in vollen Besitz der Remittendcn gelangen, wenn bald nachher dieselben wieder flott zu machen sind. Der Verleger soll ferner bis Ende August gänzlich im Unklaren sein, wer den Saldo richtig bezahlen,», ecnicht vollständig oder gar nicht zahlen wird, währender bereits8Monate aus neue Rechnung ge liefert hat. Wie oft wünscht der Verleger schon bei der jetzigen Abrechnungszeit das Ergebniß der Messe herbei, um bei zweifel haften Fällen eine einigermaßen sichere Basis zu gewinnen! Ferner, wann sollen die Läger der auswärtigen Verleger vom Eommissionär in Leipzig geordnet werden, wenn ihn die Meßar beiten bis in den Herbst beschäftigen! Wenn auch der Verleger in der glücklichen Lage ist, bis Ende August auf den Eingang seiner Außenstände des vorigen Jahres zu warten, — werden Papiechändler, werden, namentlich mittlere oder kleinere Buchdruckereien ihren Credit so übermäßig lang ausdehnen können? Und gesetzt, sie können dies, wird der Verleger sich für diese lange Frist nicht einen vechältnißmäßi- gen Ausschlag gefallen lassen müssen? Wie oft geschieht es, daß neue Artikel dem Verleger durch unerwartet zahlreiche Nachbestellungen auf dem Lager fehlen, und daß er, trotz vielfachen Ersuchens, nur von einem geringen Theil von Handlungen das Gewünschte zurück erhält, während ihm von andern gemeldet wird, daß die Exemplare noch zur Ansicht ver schickt seien, auf deren endliches Einlaufen er künftig bis zum Spätsommer warten müßte! Doch' genug, denn ich muß schon fürchten, die Geduld mei ner Herren Eollegen durch diese Aufzählungen zu sehr in An spruch genommenzu haben, und gehe nun zu meinem Vorschlag über: es möge der künftige Abcechnungstermin, wie ich oben er wähnte, mit Fortgewährung des üblichen Meßagio und der nicht speciellvecbetenenDisponenden, auf die zweiteHälfte des Mai stipulirt werden, so daß der Tag, bis zu welchem alle Zah lungslisten in Leipzig cincreffen müssen, der 15. Mai sein wird. Dann ist auch die Jahreszeit von der Act, daß sich ein großer Theil der Herren Eollegen leicht entschließen wird, eine Meßreisc nach Leipzig zu unternehmen. Leipzig, 22. März 1861. Earl Gcibel.
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