Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.04.1861
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- 1861-04-15
- Erscheinungsdatum
- 15.04.1861
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- Deutsch
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764 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. ^»7 44, 15. April. Nicht a mtli Pariser Auctionspreise von Kupferstichen berühmter Meister. Paris, 17. März. Gestern endigte nach sechstagiger Dauer die -Versteigerung der Sammlung von Kupferstichen des Hrn. Arosarena, eines hier lebenden Spaniers aus Havana, der bei seiner Liebhaberei von jungem Datum keine finanziellen Rücksich ten gelten ließ und schöne Stücke zu bisher unerhörten Preisen ankaustc. Seil sechzehn Jahren, seit der großen Kupferstich- auction des ehemaligen Schneidermeisters Hrn. Debois, war keine so wichtige Sammlung dieser Art in Paris auf den Markt ge kommen. Obwohl nicht in großem Umfange angelegt, enthielt sic jedoch eine ziemliche Anzahl kostbarer Blätter aus allen Schu len, und die hohen Verkaufspreise sind sehr bezeichnend für die verbreitete Leidenschaft des Sammelns von Kupferstichen. Ich glaube, cs wird für manchen Kupferstichsammler ebenso belehrend als angenehm sein, wenn ich einige von meinen Auc- tionsglofscn mittheile; sie sind an und für sich interessant, indem sic einerseits beweisen, wie sehr das Ansehen ausgezeichneter Werke gestiegen ist, andererseits leider belegen, daß unter dem Weizen auch Unkraut blüht und in alles menschliche Trachten sich mehr oder weniger Narrheit mischt. Man kann sich denken, daß diese Versteigerung einheimische und fremde Liebhaber und Händler angelockt hatte. Hr. Prestel aus Frankfurt und Hr. Posonyi aus Wien waren persönlich zugegen , und crsterer zählt zu den Hauptkäufern; London, Amsterdam und Brüssel halten schriftliche Aufträge gegeben. Auch fehlte es nicht an solchen Bestellungen aus Deutschland; aber bei gewissen sehr gesuchten Stücken scheinen unsere Liebhaber nicht immer zu begreifen, daß man dafür in Eifer gerathen kann und daß es Arten und Zu stände von Schönheit und Erhaltung gibt, die, wenn sie bei einem seltenen Blatte sich bcisammensinden, seinen Preis über das gewöhnliche Maß Hinausrücken: die von ihnen angesetzten Summen sind fast immer unzureichend. Kein Zweifel, wenn sic selbst bei der Versteigerung wären, so würden sic in der Hitze des Aufstreichs auch warm werden und ebenso tapfer mit ins Feuer gehen als die französischen Sammler. Letztere hatten an Hrn. Prestel einen starken Gegner, der ihnen viel Wcrthvolles ent führte; doch behielten sic das Kostbarste als den Antheil ihrer Beute. Das Pariser Kupfcrstichcabinct bereicherte sich mit eini gen seltenen Radirungen von van Dyck und Ruysdael. Die Herren Thiers, Dccroix, Marcottc, Didot, Hulot, Duthuit u. a. erstanden die theucrsten Blätter von Martin Schöngauer, Albrecht Dürer, Lukas von Leyden, Marc Antonio und Rembrandt. Von dem zuletzt genannten Lieblingsmcister enthielt die Sammlung nicht weniger als 297 Stücke, um die am heftigsten gestritten wurde. Jncorrect, aber genial hat der große Tausend- .künstler Rembrandt in seine Radirungen dieselbe Harmonie, die selbe Wärme, dieselbe Krast des Ausdrucks und denselben Zau ber des Helldunkels hineingcbxacht, wie in seine Gemälde. Seine freie malerische Nadel kehrte sich wenig an die strengen Stylprin zipien; aber sein leichter, geistreicher, ausdrucksvoller Vortrag hat Schönheiten, die von jeher die Wonne aller Kenner waren und ewig bleiben werden. Indessen darf man nicht verhehlen, daß der durch die Seltenheit einiger Blätter dieses Meisters her- beigcführtc hohePrcis eine Art chalksgraphischer Manie ist. Von dem Portrait des Bürgermeisters Jan Six, dem allcrseltcnsten Stück in dem ganzen Rcmbrandt'schen Werke, wurde das in der Aucrion verkommende Exemplar, nur ein Abdruck vom zweiten Plauenzustandc mit der Schrift, für Hrn. Thiers um 5251 Fr. cher Theil. erstanden (der vorige Besitzer hatte es 1859 in der Versteigerung des Hrn. v. Ferot mit 5550 Fr. bezghlt). Das Hauptblatt des Meisters ist bekanntlich Ehristus, der die Kranken heilt, das so genannte „Hundertguldenblatt", weil Rembrandt die ersten Ab drücke, die er von der Platte abzog und absetzte, für so viel ver kaufte. Nach dem Abzug einer kleinen Anzahl von Exemplaren fügte der Künstler einige schräge Schrafsirungen auf der Mahne des Esels hinzu, und dieser an sich unwesentlicheAusatz veranlaßte die jetzt so wichtig gewordene Unterscheidung des ersten und zwei ten Plattcnzustandes. Abdrücke ersterer Art kennt man nur acht: einer davon befand sich im Jahre 1847 in der Versteigerung des Barons Verstolk van Seelen im Haag und ging auf 1600 hol ländische Gulden, was durchaus nicht als ein hoher Preis ange- 'ehcn wurde. In der That, bei einem Kupferstiche dieser Art ist schwer zu sagen, welcher Preis zu hoch ist, denn der Liebhaber kauft mit dem Seltensten zugleich das Vortrefflichste, und man freut sich, daß nicht bloß die Seltenheit diesem Blatte zu einem so außerordentlichen Preise verhelfen, sondern der innere Werth und Gehalt desselben auch seinen Antheil an der Verthcuerung hat. Dies erhellt aus dem Umstande, daß das „Hundertgulden blatt" selbst inAbdrückcn zweiterElasse noch sehr theuer ist. Ein solches Exemplar wurde diesmal für 3120 Fr. verkauft. Sonst gingen noch folgende Blätter zu hervorstechenden Preisen weg: die drei Kreuze, Abdruck mit der Schrift, 1861 Fr.; der barm herzige Samariter, Abdruck mit dem weißen Pfcrdcschwanz,164l Fr.; das große Lee« liamo, Abdruck von der fertigen Platte, aber vor den Kreuzschrafsirungen auf dem Gesichte des Juden, 1020 Fr.; die Landschaft mit den drei Bäumen, 1800 Fr.; das Portrait des Jan Lutma, Abdruck vor dem Fenster im Hinter gründe, 1860 Fr. Einige dieser Stücke wurden bloß darum so theuer bezahlt, weil die Abdrücke gewisser Art in geringer Anzahl vorhanden und am meisten gesucht sind. Mancher Sammler hat die Stücke, aber die Abdrücke von dem seltensten Plattenzustande, der nicht immer der vollkommenste ist, fehlen ihm; er ist trostlos, was er besitzt, hat keinen Reiz mehr, und da seine Gelüste von der Entbehrung sich krankhaft entzünden, so opfert er gern eine be trächtliche Summe, wenn er das ihm verleidete Exemplar durch ein längstgewünschtes ersetzen kann. Wie dem auch sei, diese Druckvariantensucht ist, dünkt mich, nicht lächerlicher, als die Bi- bliomanie, und scheint mir sogar verzeihlicher und beinahe ver nünftig; denn wenn die Liebhaber, die mit einer gewissen Ein schränkung und Auswahl nur das Bessere und Beste der Kupfec- stecheckunst sammeln, um Rembrandt hcrumkrcisen und auf das Seltenste von diesem Meister ausgehen, so ist dabei Bürgschaft für Kunstsinn und Sicherheit für die Opfer, die sie etwa bringen. Die Vorliebe, die seit einiger Zeit fast alle Sammler für die Malerradirungen ergriffen hat, bleibt nicht bloß bei Rembrandt stehen, sondern erstreckt sich auch auf andere kleinere, aber vor zügliche Meister derselben Schule, auf Adrian van Ostade, Berg- Hern, Ruysdael u. a., wie auch die Blätter von van Dyck und Claude Lorrain immer gesuchter und theurer werden. Denn da sich einmal die Liebhaberei auf solche Kunstwerke gelenkt hat, so ist mit ihr auch das Bestreben, sich durch den Besitz des Selten sten und Preiswürdigstcn in der Art auszuzeichnen, bis zur Lei denschaft gestiegen. Es ist jetzt keine bloße Redensart mehr, wenn man sagt, daß eine Mappe voll kleiner Aetzblatter von jenen Meistern ebenso viel werth ist, als ein Portefeuille mit Bankbil- lets. Ein paar Beispiele aus der letzten Kupferstichauction wer den hinrcichen, dies zu beweisen. Hr. Dobree, Kunstliebhaber und Rheder von Nantes, erstand von Ruvsdael's „Reisenden"
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