Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.05.1861
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- 1861-05-08
- Erscheinungsdatum
- 08.05.1861
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- Deutsch
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60, 8. Mai. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 965 niffc sich die größten Verdienste um dasselbe erworben hat, Herrn Ge- hcimcrath von Langen». Aber wir freuen uns, auch einige der geehrten Herren, die uns in den letzten Jahren bei unfern gesetzgeberischen Ver suchen mit ihrem vortrefflichen Rathc unterstützt haben, am heutigen Tage der uns zu sehen, und begrüßen mit herzlicher Freude auch einen früheren werthcn College», den wir ungern aus unserm Kreise scheiden gesehen und heute zum ersten Male nach langer Zeit wieder in demselben erblicken. Alle unsere Ehrengäste leben hoch! Den Dank dafür übernahm Herr Staatsminister Freiherr vonBcust, indem er in folgender, von lebhaften Kundgebungen des allgemeinsten Beifalls begleiteten Rede der Feststimmung die höhere Weihe gab. Er sprach: Gestatten Sie mir, meine hochgeehrten Herren, den zuletzt ausge- brachtcn Toast mir einigen Worten zu erwidern, und gewähren Sie mir die Bitte, darin nicht sowohl den Ausdruck eines den Umständen an gepaßten politischen Gedankens als eine Aeußerung zu erblicken, welche aus dem Herzen und aus der Ueberzeugung kommt. Sachsen ist das deutsche Land, worin heute ein bcdeutungsreiches, allgemeines deutsches Fest begangen wird. Man hat der Regierung dieses Landes freundlich gedacht. Ich sage dafür aufrichtigen und wahren Dank; ich thue es mit der angelegentlichen Versicherung, daß die sächsische Regierung es je derzeit für eine ihrer ersten Pflichten erkennen wird, soweit dies über haupt in ihrer Macht liegt, die Blüthe des deutschen Buchhandels för dern zu Helsen, welcher von Alters her bis in die neueste Zeit Leipzig zum Sammet- und Mittelpunkte erkoren hat. Wie aber die Regierung Sachsens in diesen Beziehungen des gesummten Deutschlands zu Leipzig nur Anlaß zu hoher Genugthuung und gerechtem Stolze zu finden Ur sache hat, so auch kann sie nur mir aufrichtiger und ungeheuchelter Freude cs sehen, wenn Leipzig in dieser Stellung, die es sich errungen, mehr als eine dem weiteren deutschen Vaterlande, als dem engeren sächsi schen ungehörige Stadt sich fühlt und regt. Möge Leipzig sortfahren, dieser seiner wahrhaft deutschen Aufgabe mit dem Bewußtsein ihrer Bedeutung sich hinzugcben; bei der Verfolgung dieses Strebcns liegt kein Parteikampf, keine Störung des innern Friedens, keine Erschütte rung des historischen Bodens in der Mitte, wohl aber die Größe deut schen Namens, deutschen Schaffens, deutschen Lebens an seinen End zielen. Meine Herren, wir leben in einer ernsten Zeit; ernster vielleicht noch ist der Augenblick, dem wir gcgenüberstehen; ungewiß, ja düster mag vielleicht Manchem unter uns die nächste Zukunft erscheinen; allein in wie verschiedenen Richtungen auch, je nach Verschiedenheit des Be rufs, der politischen Ansichten und Erfahrungen, Wünsche, Hoffnungen und Befürchtungen sich bewegen mögen, — lassen Sie uns nicht das Auge verschließen, wenn einmal ein Lichtstrahl für Alle ausgeht und sich erhellend und erwärmend über den Meinungskampf hinaus ergießt, und ich denke, einen solchen Lichtblick gewährt uns die heutige Feier, wenn wir sie auffaffen in ihrer schönsten Bedeutung. Nicht ohne Betüm- merniß mag der Vaterlandsfreund wahrnehmen, wie eine Bewegung, die rings um die Grenzen Deutschlands herum, bald in Thatcn, bald in Worten tobt, alles, was Rationalität ist oder sein will, zu erwei tern, die deutsche Rationalität aber zurückzuwerfen und einzuengen trachtet. Deutschland wird, wenn cs, was wir gar nicht besorgen wol len, in den Fall kommen sollte, seine Grenzen vertheibigen zu müssen, sie zu vertheidigen wissen. An diesem Tage wird es, davon bin ich voll ständig überzeugt, geeint und gerüstet dastehen, wie jedes andere Reich, das keine einzelnen Stämme und Staaten kennt; aber Deutschland hat eine Waffe, die nicht erst an diesem Tage aus der Rüstkammer geholt zu werden braucht, die es vielmehr längst gewohnt ist, über die Grenze, die ihm die Landkarte gezogen hat, hinauszutragen, ohne damit in das Gebiet des Nachbars feindlich einzufallen, ohne damit den Frieden und die Sicherheit anderer Länder zu untergraben und zu untcrwühlen, — eine Waffe, die besiegt, ohne zu verletzen, vor der der Ueberwundene sich beugt, nicht mit Ingrimm, sondern mit Bewunderung. Diese Waffe ist die dcursche Cultur, getragen von der dreifachen Grundlage von Recht, Wissenschaft und Gesittung. Mag immerhin augenblicklich da, wo diese Cultur Jahre lang Segen und Wohlstand verbreitet hat, ihr mit Undank gelohnt werden, mag man sie niedertreten und nicderredcn, — sie wird bald genug Denen, die sie jetzt verleugnen, wieder zum Be- dürsniß und zur Wohlthat werden; denn sie verjüngt und ersetzt sich wie der unabänderlich dahinfließende Strom, und wie man diesen nicht verschütten kann, so wird man auch sie nicht verschütten. Das Bewußt sein dieses Gemeingutes aller deutschen Staaten und Völker muß aber alle zusammenhaltcn, muß sie zusammen führen in dem erhebenden Ge danken Eines Berufes, Einer Mission, jener weltgeschichtlichen Mission, die verloren gehen müßte, wenn sie sich je trennen könnten. Wer aber ist wohl mehr Hort und Träger deutscher Cultur, als der Buchhandel Deutschlands. Darum bringe ich auch ihm ein Lebehoch. — Der deutsche Achtundzwanzigster Jahrgang. Buchhandel als Träger deutscher Cultur, die da ist der Kitt deutscher Nationalität und der Bürge deutscher Zukunft — er lebe hoch! Der nächste Trinkspruch, von Herrn Geheimerath vr. Wein- lig ausgebracht, galt dem abwesenden Vorsteher Herrn vr. Veit in Berlin. Der geehrte Redner rühmte, anknüpfend an die Zeit vor 25 Jahren, wo er als junger Privatdocent und Redacteur zweier wissenschaftlicher Zeitschriften im Verlage seines Freundes Leopold Voß lebhaften Antheil an der Einweihung der deutschen Buchhändlerbörse nahm, aus eigner Erfahrung die Förderung und Unterstützung, welche junge aufstrebende Kräfte durch den anregenden Verkehr und die uneigennützige Mitwirkung tüchtiger Buchhändler gewinnen, und gedachte in Dankbarkeit und Liebe der Zeit, welche ihm in innigem, freundschaftlichem und geschäft lichem Verkehr mit mehreren der bedeutendsten damaligen Buch händler, unter denen bereits zwei, Carl Reimer und Georg Wi gand, uns entrissen seien, vom entscheidendsten Einflüsse auf seine ganze künftige Laufbahn geworden sei; und indem er schließlich an die Bedeutung der von Friedrich Perthes bei der Einweihung betonten Stellung des deutschen Buchhandels als uneigennützi gen Förderers deutscher Wissenschaft und deutscher Gelehrsam keit erinnerte, knüpfte er daran, gleichsam als Verkörperung sei ner Wünsche für jeden einzelnen, dieser Aufgabe lebenden deut schen Buchhändler, ein Lebehoch auf den dermaligen Vorsteher des Börsenvereins. Das Hoch wurde Herrn vr. Veit telegraphisch übermittelt und noch vor Schluß des Festmahls auf gleichem Wege dankend erwidert. Herr Eommerzienrath Duncker gab der Dankbarkeit des Vereins gegen die Stadt Leipzig und den Rath der Stadt in fol genden Worten Ausdruck: Wie vor 25 Jahren am Weihefeste unseres vollendeten Börsenge bäudes mir die Ehre zutheil ward, mich zum Worte berufen zu sehen, so auch heute. Damals im besten Mannesatter, steht heute ein Greis — der Nestor des deutschen Buchhandels — vor Ihnen. Haben Sie, geehrte Versammlung, Nachsicht mit dem Hochbetagten. Es war am 26. April 1836, als wir unserm Bdrsenhause die feierliche Weihe in demselben — die gesellige in diesem Festsaale gaben. Von den dama ligen Gründern bin ich einer der wenigen Glücklichen, die diesen Fest tag erlebt haben. Der würdige Perthes, Barth, Rost ruhen im Grabe, lassen Sie uns ihrer thätigen Mitwirkung dankbar eingedenk sein und bleiben. In meiner Ansprache am damaligen Weihefeste sagte ich vor 25 Jahren: hier waren wir — hier sind wir — hier wollen wir blei ben! Wir sind geblieben, haben uns in Leipzigs Erde sestgcmauert, und mit der Höhe unseres Hauses sind auch unsere Sympathien für Leipzig gestiegen; denn, wahrlich, wir haben es nicht zu bereuen, daß wir mit diesem Hause dem deutschen Buchhandel die dauernde Stätte in Leipzig gegründet haben. Blicken wir nun mit Freude auf unser Werk, so lassen Sie uns fragen, ob wir unser Bleiben hier zu bereuen haben? Ich glaube, im Namen des deutschen Buchhandels antworten zu dürfen — nein! Wollte ich Ihnen ein Gemälde aufrollen von den früheren Weitläufigkeiten, Lasten und Plackereien, Sie würden staunen! Dreißig Jahre habe ich mich vom Grauen des Tages bis in späte Nacht durch die zahllosen Erschwernisse durchgearbeitet. Wie anders, seitdem wir unser Haus aufgerichtet haben! Wie leicht ist uns nunmehr das Ab- rechnungs-, das ZaHlungs-, das Beförderungsgeschäft gemacht! Wir haben statt des früheren engen, dunklen Locales Helle, freundliche Räume gewonnen. Die sonst schroffen, das Alte festhaltenden Herren Leipziger Commissionäre haben sich in ihrer Verjüngung seitdem entge genkommend mit uns auf unserer Börse vereinigt. Alles geht jetzt leicht und glatt von Statten, und während wir sonst drei Wochen zur Ab wickelung unserer Geschäfte brauchten, ist jetzt alles in wenigen Tagen beendigt. Wir gewannen mit unserer Börse eine Bestellanstalt, die schnell und pünktlich unser» Bedarf vermittelt; wir erblicken in einer mannigfaltigen Ausstellung die wichtigsten Erzeugnisse der Literatur, Kunst und Technik. Muß es uns da nicht in Leipzig geschäftssreudig, wohl und behaglich sein? Loben und lieben wir daher, werthe Colle ge«, unser Leipzig, rühmen wir mit dankbarer Gesinnung die hoch preisliche Universität, unser» Grundherrn — den hochedlen Rath, die Herren Stadtverordneten, die Leipziger Buchhändlerschaft. Gott er halte den Flor dieser schönen, betriebsamen Stadt! Und so denn, liebe Collegen, es lebe die Stadt Leipzig mit ihren gesinnungstüchtigen Be- 132
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