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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1861
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1861-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1861
- Sprache
- Deutsch
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Frankfurt a. M., 27. Juni. Die Anklage gegen den Buchdrucker Hrn. R. Baist wegen Nachdrucks zweier Vor träge über „die Kampfweise der Franzosen" von dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen unter dem Titel: „Eine militärische Denkschrift" wurde am 22. Jan. d. I. bekanntlich vertagt, weil der hohe Verfasser zuvor über seine Autorschaft eidlich vernom men werden sollte. In der heutigen Sitzung wurde die Anklage weiter fortgesetzt und sowohl Hr. Baist als auch Hr. Buchhänd ler Auffarth, der die Broschüre in Eommission genommen hatte, von den erhobenen Anklagen freigesprochen, indem das Gericht annahm, daß beide Angeklagte nur eine nicht wissentliche Beihilfe zum Vergehen des Nachdrucks geleistet hätten. (Frkf. P.-Ztg.) Die Jnsolvenzcrklärung der Firma Anton Ha- lauska in Olmütz ist ein Ereigniß, wie es noch nicht im Buch handel vorkam. Kaum entstanden, geht sie durch Falliment schon wieder unter. Und was liegt näher bei einer nur viermonatlichen Existenz, als die Ursache davon in einer schweren Pflichtvergessen heit zu suchen! So etwas zu glauben, darf nicht verwundern; denn wer sich etablirt, muß seine finanziellen Zustände unter suchen, und jeder Einwand über Unglück und Verlust bei einer Geschäftsdauer von 4 Monaten kann keinen Glauben finden. Bei diesem höchst auffallenden Ereignisse ist es aber auch an der Zeit, daran zu denken, endlich Geschäftsnormcn, sanctionirt durch Gesetzeskraft, aufzustellen. In dankender Weise zielt der Ge schäftsbericht des Börsenvorstandes von letzter Ostermesse, bei Erwähnung des deutschen Handelsgesetzbuches auf die Mangel haftigkeit der buchhändlerischen Geschäftsbestimmungen hin und wünscht auch im allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuch bessere Vertretung der kaufmännischen Interessen des Buchhandels. Es wäre an der Zeit, eine Eommission zu erwählen, welche diese Lebensfrage praktisch behandelt, und Vorkommnisse wie die Halauska'sche nöthigen in der That dazu. Rüge. — Zu verschiedenen Malen ist in diesen Blättern von directem Verkehr der Herren Verleger mit Behör den re. die Rede gewesen, doch scheinen sich einige dieser Herren aus solchen Klagen nichts zu machen. So z. B. sucht neuerdings Hr. Julius Abelsdorff in Berlin seinen Verlag durch die Postexpcditioncn zu verbreiten, denen er für ihre Bemühungen Freiexemplare und Provision vergütet. Ebenso hat der königl. HofbuchhändlcrH ermannHollstein inBerlin unterm 27.Mai eine Subscriptionseinlad ungauf das Kunstblatt: „Die Huldigung des preußischen Volkes vor Ihren Majestäten dem Könige Wil helm und der Königin Auguste" an die Postcxpeditioncn versen det und bittet ergebenst, einen der Beamten mit Sammlung von Subscribcnten zu beauftragen, und verpflichtet sich, 15 Sgr. für jede einzelne Unterschrift als Rabatt zu vergüten. Es wäre wirklich gut, wenn solche Manipulationen allgemein öffentlich gerügt würden, damit die Sortimenter ihre besonder» Freunde und Gönner kennen lernen und lieber deren Zusendungen in die Ecke stellen, als sich um ihren Absatz bemühen. Einsender dieses hat ferner wegen derlei unstatthafter Uebergriffe Beschwerde einge legt und sind an seinem Orte die Pvlizeidienec und Postboten we gen Büchervcrkaufens zur Rechenschaft gezogen worden. Es wäre daher sehr wünschenswerth, wenn die Buchhändler aller Orte ohne RücksichtsolchenBeeincrächtigungcn streng nachforsch- ken und selbige ahndeten. Ein preußischer Sortimenter. Aus Paris bringt die Vossische Atg. vom 23. Juni den nachstehenden Artikel, der ein eigenthümliches-Licht auf die Ig noranz der Pariser Gelehrten wirft. Da uns das fragliche Werk leider nicht vorliegt, so enthalten wir uns für jetzt jeder weiteren Bemerkung, werden aber später vielleicht noch einmal darauf zu rückkommen: „Voriges Jahr erschien dahier bei Gide ein pracht voll ausgestattetes Werk in groß Octav, 119 Seiten Text und 228 Kupfertafeln, unter dem Titel: Ksnusorit pioloKrspbic>us smsriosin prvoeäe ä'uns notice zur I'iäeootrspliis äss keaux-kou^ss psr Lm. voinsneck. OuvrsKS publis sous Iss suspicss äs LI. Is mi nistes ä'etst st äs la maison äs I'Lmpsreur. Die Geschichte dieses Manuskripts, das hier in so prachtvoller Ausgabe publicirt wird, gibt der Herausgeber in der Vorrede S. 37.: „Die dibliotkequs äs l'srssnal besitzt seit einem Jahrhundert eine Handschrift,die in einer Pappkapsel liegt und in den Katalogen den Titel „Buch der Wilden" führt. Und in der That wurde dieses Heft von Wilden in Neufrankreich beschrieben. Der Marquis von Paulmy, aus dessen reicher, jetztimBesitz derbidliotlleguöäel'arsensl befindlichen Büchcrsammlung es stammt, hatte es wahrscheinlich von einigen Reisenden zum Geschenk erhalten. Uebrigens konnten wir die Herkunft dieses „Buches der Wilden" auf sichere Art nicht er mitteln. Es besteht aus einer Sammlung von Figuren und Hie roglyphen, die mit sehr roh und naiv gehaltenen Buchstabenchif frenabwechseln, mit grobemBleistift und Röthel auf einem dicken Papier canadischen Fabrikats gezeichnet." Der bekannte Viel schreiber PaulLacroix machte den Herausgeber auf dieses kostbare Denkmal des mexikanischen Alterthums aufmerksam; der Mini ster des Innern bewilligte die erforderlichen Summen, um Frank reich der Ehre der Herausgabe dieses merkwürdigen Monuments nicht zu berauben. Am Schlüsse der Vorrede heißt es: „Wir prätendiren keine Ucbersetzung; diese ist bei unserer geringen Kenntniß der Pictographie der Rothhäute nicht möglich. Nichts destoweniger gedenken wir, nicht allein den Gegenstand der Hand schrift, sondern auch eine große Anzahl der darin besindlichenHie- roglyphen zu erklären." Das gelehrte Werk ist einem Deutschen vorAugen gekommen und er sagt darüber: „Ich hatte schon viele Faksimiles und Photographien amerikanischer autochthonerKunst gesehen und war auf diese Erscheinung nicht wenig neugierig. Wie soll ich mein, gering gesagt, Erstaunen beschreiben, als ich von Kupfertasel zu Kupfertafel weiter nichts sah, als die bekann ten Figuren, wie sie unsere Knaben mit einem kleinen Kreis und zwei Punkten als Kopf, einem großen Kreis als Brust und Un terleib und vier geraden Strichen als Arme und Füße schmieren. Augenblicklich ersieht man, daß man hier nichts mehr und nichts weniger vor sich hat, als das Schmiccheft eines 5—-7jährigen Kin des, das seine Umgebungen, so gut es geht, abconterseit. Daß dieses Kind das eines deutschen Eolonisten war, ergibt sich, das ist das Komischste an der Sache, aus den vielen deutschen Wör tern, die in roher deutscher Currentschrift unter den Figuren stehen, oder auch allein ganze Seiten ausfüllen. Von allen diesem hat dcrgelehrteHerausgeber keineAhnung. So steht—in ungeschlach ter deutscher Schulknaben-Eurrcntschrift —auf Tafel 47. unter einer durch zwei Kreise vocgestcllten weiblichen Figur „Anna"; auf Tafel 144. unter einem Paar roher Linien, die der Herausge ber „Emblem des Blitzes, Symbol der göttlichen Züchtigung" nennt, das Wort „Wurßd" ; auf Tafel 145. halten ein paar Fi guren ein Brot, eine Art Bretzel, dabei steht „Faßdtag". Auf Tafel 119. sind Waben abgebildet, — natürlich auf die einfachste Weise, nur durch Kreis und Punkte — daneben und mitten drin steht dreimal „Honig". Auf Tafel 148. steht zwischen mehreren Figuren, die ihre Linienarme gegen den Himmel strecken, „Gott mcin Zeuge". Auf fast allen Tafeln finden sich neben Figuren, Gewehren, Kirchthürmen, Monstranzen oder dergleichen, die der Herausgeber alle symbolisch deutet, viele Wörter aus dem römi schen Katechismus. Thcäncn erpreßt das Lachen über die Deu tung, welche der iilustrc Gelehrte diesen Wörtern, die er für azte- kische hält, und den Schulbuben-Figurenundallen dabei üblichen
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