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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-08-24
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1887
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil. 4167 195, 24. August 1887. kostbaren Bücherschätze der Mainzer Stadtbibliothek einzuseheu, als auch dem Vortrage des Herrn Stadtbibliothekars vr. Velkc beizu wohnen. Unter den Ehrengästen gewahrten wir den Hochwürdigste» Herrn Bischofs vr. Paulus Leopold Haffner, Herrn Regens vr. Moufang und Herrn Domdekan vr. Heinrich. Nachdem die Besucher eine Zeit lang der Betrachtung der ausgestellten Meisterwerke der Druckkunst gewidmet, ergriff Herr Buchhändler I. Diemer das Wort zu folgender Ansprache: »Beim Anblicke der hier auf unsere Einladung hin erschienenen zahlreichen Freunde unseres Festes fühlen wir uns besonders verpflichtet, allen Erschienenen den aufrichtigsten Tank auszusprechen. Ich benutze diesen Augenblick, um Ihnen das Erscheinen unserer Gcdenkblätter anzukündigcn. Das erste Exemplar widme ich unserer vaterstädtischen Bibliothek und übergebe es hiermit unserem Bibliothekar Herrn vr. Belke, damit er es den seiner Obhut bereits anvertrauten Guten bergschriften und Seltenheiten anreihe.« Die aus Anlaß der fünfzigjährigen Errichtung des Gutenberg- Denkmals zu Mainz von den vereinigten Mainzer Buchdruckern und Buchhändlern herausgegebenen Gcdenkblätter sind von achtzehn Mainzer Druckereien hergestellt. Sie bieten in formeller Hinsicht somit ein Bild der Leistungen der Mainzer Druckftrmen. Neben der geschmackvollen Ausstattung bieten die Gedenkblätter inhaltlich in buntem Wechsel Beiträge Mainzer Schriftsteller. Der Festgelegenheit gewidmet, reihen sich poetische Erzeugnisse an Rück blicke auf die Geschichte des Denkmals; daneben aber finden sich wissenschaftliche Arbeiten von bleibendem Werte, welche selbst verständlich der Mainzer Druckkunst und ihrer Entwickelung in alter und neuer Zeit gewidmet sind Die gediegene Erscheinung des stattlichen Bandes giebt demselben in der That das Anrecht, als würdige Leistung der Mainzer Drnckfirmen und Buchhändler die Gedächtnisfeier in die weitesten Kreise hinauszutragen.*) Herr Stadtbibliothekar vr. Velke »ahm die prächtig aus gestattete Festschrift dankend entgegen und begann nun seinen höchst interessanten Vortrag, den wir leider nur im Auszuge bringen können. Die Frage: Hat Johann Gutenberg in Mainz die Buchdrucker- knnst überhaupt erfunden? ist getrost zu bejahen. Der Gelehrte Hessels in Cambridge hat vor kurzem in einem scharssinnigen Buche den Nach weis führe» wollen, daß sich die Identität des Erfinders der Buch- druckerknnst mit einem bestimmten Johann Gutenberg nicht ermitteln lasse; zwar habe um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein Johann Gutenberg in Mainz die Druckkunst ausgeübt; daß dieser aber der Er finder der Typographie, sei nicht nachzuweisen. Weshalb nennt sich Gnten berg in keinem seiner Werke als Drucker oder als Erfinder der Druckknnst? Diese Zweifelsucht geht aber den glaubwürdig überlieserten Nachrichten über Gntenberg als Erfinder und den historisch feststehenden Thatsachen gegenüber zu weit; strenge Kritik der Überlieserung ist notwendig, aber auch eine systematische und nicht voreingenommene Im 15. Jahr hundert gilt Gutenberg als Erfinder, und das älteste Zeugnis dafür, ein Bries des Rektors der Pariser Üiuversität, Fichet, um 1470, be zeichnet cs zugleich ganz richtig, worin das Wesen der Erfindung bestanden hat: »Johann Gutenberg in Mainz hat zuerst die Druckkunst erdacht, durch welche man nicht mit dem Rohre, wie die Alten, auch nicht mit der Feder, wie wir es thun, sondern mit metallenen Buch staben Bücher herstellt.« Die mechanische Vervielfältigung durch Druck brauchte durch Gutenberg nicht mehr erfunden zu werden,-sie war schon längst vor ihm bekannt, und bei der Anfertigung von Spielkarten, Heiligen bildern, Kalendern, primitiven Schulbüchern und ähnlichen Sachen stark im Gange; die Ersindung bestand in der Anwendung ein zelner (beweglicher) gegossener Metall-Typen. Aus Holz hätte man nie Buchstaben mit so gleichem Kegel Herstellen können, wie etwa die ganz ältesten Druckwerke dieselben zeigen; zwar brauchte der Vor rat der ersten Drucker an Typen kein großer zu sein, da sie (nach einer Beobachtung des Herrn H. Wallau) jede Seite einer Lage für sich druckten; hölzernen Buchstaben konnte man aber auch in kleinerer An zahl diese vollständige Gleichheit des Kegels nicht geben. In der Schlnßschrift des »Katholiken« von 1460 spricht es Gntenberg selbst *) Die hübsche und interessante Festschrift liegt uns vor und bietet in ihrer sinnigen und stilvollen Ausstattung in der That ein würdiges Denkmal der schönen Feier. Eine eingehende Würdigung derselben aus sachkundiger Feder wird in einer der nächsten Textnummern erfolgen. Red. aus, worin die eigentliche Bedeutung dieser Erfindung besteht: »Unter des Allerhöchsten Beistand, auf dessen Wink der Unmündigen Zungen werden beredt und der oftmals den Kleinen offenbart, was den Weisen er verhehlt, ist dieses vorzügliche Werk: outüolioon in des Herrn Menschwerdung Jahr 1460 in der edlen Stadt Mainz aus der be rühmten deutschen Nation, welche Gottes Güte mit jo hohem Geistes lichte und freiem Geschenke den übrigen Nationen vorzuziehe» und zu verherrlichen sich würdigte, nicht durch Rohres, Griffels oder Feder Hilfe, sondern durch der Patronen und Formen (putronaraw korrnn- rurncius) wunderbaren Zusammenhalt, Verhällniß und Ebenmaß gedruckt und gefertigt worden.« Ans eine genaue Jnterpretativu dieser Worte hat Herr Pfarrer vr. Falk in einem Aufsatze, welcher in der Festschrift erschienen ist, hingewiesen; die Typen mußten vollständig gleich sein in Bezug auf X das Ebenmaß ihres Kegels, sowie auf das genaue Mas; und Ver hältnis der einzelnen Typen zu einander und der Patrize zu dem Buchstabenbilde. Die interessante Ausstellung der alten Druckwerke umfaßte die Mainzer Druckereien von der ältesten Zeit bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Den Anfang machten Handschriften mit Minia turen, um dadurch die Herstellung der Bücher vor der Erfindung der Typographie zu illustrieren und zugleich durch den Augenschein zu zeigen, wie eng sich die ersten Drucke im Äußern an die Hand schriften des 15. Jahrhunderts angeschlossen haben Dann kamen Donat-Bsätter, das Katholikon und ein kleiner Traktat von Guteu- berg; Marieuthal im Rheingau war in mehreren schönen Exem plaren vertreten, Johannes Numeister mit einem prachtvollen Exemplare seiner »iVIsckitakionss« mit interessanten Metallschnitten. Aus der Fust- und Schöfferschen Druckerei waren eine Reihe großer Prachtwerke ausgestellt, daneben Pergamentexemplare des ksal- tsrimms von 1459 und der Bibel von 1462. Mit den datierten Werken der Schöfferschen Offizin waren die Gutenberg zugcschrie- benen Werke zusammengestellt, um die Typen vergleichen zu können, welche mit Recht Schösser zugewiesen werden. Hier war auch eine große Anzahl kleinerer undatierter Drucke aufgelegt, meist in alten Sammelbänden; viele dieser Drucke werden den ältesten Kölnischen Druckern oder andern Städten zugeschrieben; sie ge hören zum Teil auch der Schöfferschen Druckerei an und gehen alle wenigstens auf eine Grundlage zurück. Es folgten Werke der kleineren Mainzer Druckereien in schönen Exemplaren. Johann Schösser war außerordentlich reich und mit wahren Perlen der Druckkunst vertreten; in ähnlicher Weise die Mainzer Reichsdrucke reien des Jos. Schösser und Franz Behem. Von anderen Städten waren solche Drucke ausgestellt, welche durch die Neuheit oder beson dere Schönheit ihrer Typen ausgezeichnet sind, darunter mehrere Prachtwerkc von Koberger in Nürnberg (Schatzbehalter, Theuer- dauk, Bibeln rc.); den Schluß bildeten einige besonders großartige Prachtwerke der modernen Typographie, sowie die aus Kosten eines englischen Edelmannes in der Falkschen Offizin ausgeführten Neu drucke der Mainzer Chorbücher in 4 Bänden. Die riesigen Bände in Rot- und Schwarzdruck schließen sich genau an die Küchlerschen Ausgaben aus dem 17. Jahrhundert und bieten das Bild einer bedeutenden stilvollen Druckleistung unserer Zeit. Diejenigen, deren Beruf sic sonst nicht in so nahe Berührung mit den Kuusterzeugnissen der Presse bringt, fanden liebenswürdige Interpreten in den Herren Dompräbendat vr. Schneider, vr. Velke und Stadtbibliothck-Sekretär Börckel u a. Abends um 9 Uhr fand inmitten einer unabsehbaren Zu schauermenge die Huldigung am Gutenbergdenkmal seitens aller Angehörigen des Mainzer Buchgewerbes und anderer Herren statt. Das Denkmal war glänzend beleuchtet; zwischen den Gaslichtern in Sonnen- und Sternenform standen die feurigen Jubiläums zahlen 1837 1887. Bengalische Feuer, die von den angrenzenden Häusern abgebrannt wurden, verbreiteten weithin ihr magisches Licht. Mit schönen Lampions und Jlluminationslämpchen bis in den obersten Stock hatte sich auch das in der Nähe befindliche Cafö Wocker geschmückt. Die Musikkapelle intonierte eine feierlich ge tragene Weise und hierauf der Buchdrucker-Gesangverein »Typo- graphia« Kreutzers weihevolles Lied »Das ist der Tag des Herrn«. 571*
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