Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1887
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- 1887-07-25
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1887
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3716 Nichtamtlicher Teil. 169, 25 Juli 1887. gestreckten Geschäftslokal in der Regel vom frühen Morgen bis zum späten Abend ein wahres Gedränge von Bücherliebhabern. Der junge Geschäftsinhaber verstand cs vortrefflich, nicht allein gute Jugcndschriften auszuwähle», sondern auch die Vorteile des Massenbczugs sich anzucigncn und — la^t not Isast, — die großen Vorräte an den Mann zu bringen, damit keine zu zahlreichen Ladenhüter entständen. Täglich trafen Sendungen aus Leipzig ein, wo Herr E. F. Stcinacker, später Herr Wilhelm Baensch, ein Bruder des Verstorbenen, und dann Hermann Fries die Kom- missionsarbeiten in der förderlichsten Weise besorgten. Am 27. Oktober 1846 schloß Baensch mit der ebenso schönen und liebenswürdigen, wie braven und tüchtigen Tochter eines Offiziers, Fräulein Emilie Schramm, den Bund fürs Leben. Eine überaus glückliche, beide Teile aufs höchste befriedigende Ehe ergab sich hieraus, die reich gesegnet wurde. Es sind derselben drei Söhne und zwei Töchter entsprossen; von den erstereu hat jedoch nur einer den Vater überlebt: Herr Johannes Baensch, der Mit besitzer der hochgeachteten Firma W. Drugulrn in Leipzig. Ein Sohn starb im Jahre 1871 als Zögling der Hauptkadettenanstalt zu Berlin an den Folgen der Gesichtsrose in seinem achtzehnten Lebensjahre, und der zweite zu Anfang 1877 an einem Herzfehler. Diesen seinen ältesten Sohn hatte Emil Baensch zu seinem Geschäftsnachfolger bestimmt und zu einem tüchtigen Buchhändler herangcbildet. Als er jedoch wahrnehmen mußte, daß derselbe durch seine schwere Krankheit oft trübe gestimmt und besonders zur Führung eines Sortimentsgeschäfts nicht recht geeignet sei, verkaufte er 1872 die Sortimentsbuchhandlung an G. A. Glöckner und beschränkte sich fortan auf den Verlag. Im Jahre 1875 nahm er diesen Sohn als Teilhaber in seine Firma auf, doch blieb derselbe, der inzwischen Geschäftsführer bei George Westermanu in Braunschweig geworden war und sich bei dem alten Kommerzienrat sehr beliebt gemacht hatte, in dieser Stellung bis an sein Lebensende. Etwa ein Jahrzehnt nach der Gründung seiner Selbständig keit in Magdeburg war Emil Baensch ein vermögender Mann ge worden. Er lauste nun — 1852 — ein dem bisher von ihm bewohnten Hause gerade gegenüberliegendes großes Haus (Breite Weg Nr. 180) und verlegte dorthin auch die Buchhandlung. (Das Geschäft seines Nachfolgers befindet sich noch heute dort.) Am 22. Dezember 1856 erhielt er vom König Friedrich Wilhelm IV., welcher ihn schon 1851 durch die Verleihung der großen goldenen Medaille ausgezeichnet hatte, den Titel eines Königlichen Hofbuch händlers. Im Oktober 1858 erwarb er käuflich die Berger'sche Buchhandlung in Schönebeck, welche er als Filialhandlung des Magdeburger Hauptgeschäfts weiterführte, um sie jedoch zwei Jahre später an Herrn Otto Senfs wieder zu verkaufen. Von 1872 ab widmete er dem Verlage seine ausschließliche Thätigkeit, ohne jedoch in einer besonders großen Zahl von litterarischen Unternehmungen sein Ideal zu suchen. Am 19. Januar 1866 feierte Emil Baensch unter lebhafter Teilnahme von Verwandten, Freunden und Kollegen den fünfund zwanzigsten Jahrestag des Bestehens seiner Firma. Die Worte, welche er an diesem Tage in das seiner Familie hinterlassene Gedenk buch eingezeichnet hat, verdienen wohl auch einem größeren Kreise von Berufsgenossen mitgeteilt zu werden; sie lauten wie folgt: ». . . Ich erinnerte mich mit aufrichtiger Wehmut der zurück gelegten fünfundzwanzig Jahre, die ich mit einem eisernen Fleiße durchwandelt hatte. Welche Kämpfe hatte ich zu bestehen, wie viele Sorgen berührten mein Inneres, wie oft gebrach der Mut, wenn es um mich stürmte und brauste! Das Vertrauen zu Dir, himm lischer Vater, war es, was mich belebte, von neuem anspornte, wenn meine Kräfte erlahmten; die Hoffnung zu Dir war es, die mich von neuem belebte und beseelte, und meiner rastlosen Thälig- keit danke ich es, wenn das von mir selbst begründete Geschäft in dem heutigen Glanze dasteht, daß es in der Geschäftswelt mit Achtung genannt wird. Darum erkenne ich in tiefer Demut und Bescheidenheit die sichtliche Führung des Himmels; denn ohne seine Gnade und seinen Willen wäre ein Vollbringen nicht gewesen. Ihm sei die Ehre und möge sein Segen mir auch ferner treu bleiben!«*) Sein jüngster Sohn Johannes widmete sich gleichfalls dem Buchhandel. Nachdem er denselben erlernt und auch die Geheim nisse der Buchdrnckerci sich zu eigen gemacht hatte, fand er eine Stellung in der Offizin von W. Drngnlin in Leipzig, die sich bald zu einer dauernden gestalten sollte. Emil Baensch verkaufte nun, da er in seiner Familie keine direkte Nachfolge mehr halte, im Jahre 1881 auch das Verlagsgeschäst, um fortan die verdiente und auch ersehnte Muße mit Würde zu genießen. Nunmehr von den Mühen und Sorgen des eigenen Geschäfts gänzlich befreit, gönnte sich der rüstige und thätige Mann doch keineswegs die ver diente Ruhe. Er verwaltete verschiedene städtische Ehrenämter fort und hat beispielsweise die Stelle eines Kirchenältcsten der Gemeinde St Ulrich zwanzig Jahre lang bekleidet. Ferner war er eins der fleißigsten Mitglieder der Freimaurerloge »Ferdinand zur Glück seligkeit« zu Magdeburg und besuchte dieselbe regelmäßig; der Umgang mit seinen Logenbrüdern war ihm in den letzten Jahren seines Lebens, in denen keine geschäftlichen Sorgen mehr seine Schultern drückten, geradezu unentbehrlich geworden. Auch im Buchhandel war Emil Baensch, besonders in frühe ren Jahren, sehr bekannt und beliebt. Er besuchte bis zu Anfang der siebziger Jahre die Ostermesse regelmäßig, und fast jedermann kannte den kleinen »blonden Emil«, der so herzlich lachen konnte. Emil Baensch besaß im allgemeinen eine kräftige Körper konstitution und ist selten oder nie eigentlich krank gewesen. Im letzten Lebensjahre war er allerdings öfter leidend, doch glaubte wohl niemand, daß er nicht ein hohes Greisenalter erreichen werde. Wir rufen ihm, dem braven, guten Menschen, dem biederen, offenen, ehrlichen Manne ein treugemcintes »Fahrwohl« zu und werden das Andenken au ihn stets in Ehren halten. klava pia aniiua! Darmsladt, im Juli 1887. Eduard Zernin. Einige englische Bücher für Bücherfreunde. Von Ed. Ackermann. Es ist eine bekannte Thatsache, daß in England das all gemeine Interesse an Büchern als solchen, an Büchergeschichte und Buchhandel bei weitem größer ist als bei uns. Abgesehen davon, daß drüben bei unseren »englischen Vettern« (wir müssen diese Verwandtschaft wohl anerkennen, da sie uns stets »our Oermau eonsins« nennen) viel mehr Bücher streng buch- und buchhändler- litterarischen Inhalts erscheinen, wenden sich fast alle derartigen Werke durchaus nicht wie bei uns nur an eine kleine Zahl von Fachleuten und Fachgelehrten, sondern an alle Gebildeten, die in viel größerem Maße als bei uns »book-lavors« sind. So sind z B Werke, die sich mit der Geschichte des englischen Buchhandels befassen, wie »Lurrvou's llistor/ ok Loolrssllers«, »Koi^bi, Lbaclorvs ok olä Loolrsellsrs«, »1ViIIia.ru Obarubers, ülsiuoir ok liobsrt. Ebambors« und ähnliche Werke, wie »llaebsou's Liotorial ?re88«, »Laiupsou'o Liskor/ ok ^.ckvertwinZ« u. v. a. durchaus keine trockenen Abhandlungen für den Fachmann; sondern, flott und unterhaltend geschrieben, zählen sie nicht allein Buchhändler, sondern oft in noch größerem Maße Gebildete aller Stände zu ihren Freunden und Abnehmern. Das beste Beispiel hierfür bilden übrigens die beiden eng lischen Buchhändlerorgane »Mrs lloolrvsller« und »Labli-bsrv Liroalar«, die allerdings anders eingerichtet sind, als unser Börsenblatt, da in den Jnseraien Nettopreise und Bezugs- *) Dieses Gedenkbuch bildet für die hinterlassene Familie ein teures Vermächtnis. Dasselbe beginnt mit folgenden Worten des Ver storbenen: »Teure Kinder! Gottes Segen ser mit Euch und Eures Vaters Gruß. Dieses Buch möge für Euch, meine lieben Kinder, eine freundliche Erinnerung sein, — ist doch die Erinnerung ein Paradies, aus dem wir nie vertrieben werden können!«
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