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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1880
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- Deutsch
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Deutschen Buchhandel und die mit ihn: verwandten Geschäftszweige. Eigenthum des Börsenderein» der Deutschen Buchhändler. ^ 143. Leipzig, Mittwoch den 23. Juni. 1880. Nichtamtlicher Theil. Zur Geschichte der Roth und Reform im Buchhandel. (Schluß aus Nr. 14t.) Natürlich hat den Centralgcwalten gegenüber der eigentliche Provinziale schweren oder unmöglichen Stand. Unfähig, so hohe Honorare zu zahlen, wie jene, muß er sich mit Autoren zweiten und dritten Ranges begnügen; was er druckt, ist daher zumeist „elendes Zeugs, das die Journale gleich nach der ersten Messe als Quark an geben und dem Verleger damit zu Maculatur machen". Hierzu kommt, daß er sich gezwungen sieht, um alle Buchhandlungen ver sorgen zu können, Auflagen von mindestens 1000 Exemplaren zu veranstalten, während jene Herren College» sich mit 500 Exem plaren begnügen, um durch deren raschen Absatz eher gegen den Nach druck geschützt zu sein. Auf den Verleger außerhalb Leipzigs ent fällt auch der größte Theil der Störungen, welchen die Beziehungen des Verlagsbuchhandels im Allgemeinen mit dem Sortiments buchhandel unterliegen. Vieles nicht in Leipzig oder einigen andern hervorragenden Orten Erschienene wird mit Mißtrauen ausgenom men. Seitdem die Unsitte hier und dort eingckehrt ist, daß Sorti menter unverlangte Neuigkeiten nicht mehr annehmen oder gesetzten Falles sogar unter Belastung des Verlegers mit den entstandenen Spesen und mit herben Protesten zurückschicken, verringert sich immer mehr der Abnehmerkreis kleinerer Verleger. Aber ihre Ge- jplligkeiten nimmt man häufig in Anspruch. Durch viele Beischlüsse wird, wie dem Sortimenter der Verleger, so diesem jener lästig. Es kommt vor, daß eine Sortimentshandlung von irgend einem Verleger für zwei Thaler Bücher in einem unfrankirten Schreiben verlangt, dem ein Dutzend Bestellzettel für andere Firmen beiliegen, welchen aufgegeben ist, ihre Sendungen zur Beipacknng an den Em pfänger des Brieses gelangen zu lassen. Auf diese Weise ereignet es sich, daß des Letzteren Lieferung gegen den andern Inhalt des auf seine Kosten nach Leipzig abgehenden Ballens sich wie 1:10 verhält, sodaß dem Absender mehr Spesen erwachsen, als der Ge winn an der Bestellung nur entsernt zu decken vermag. Nebenher laufen noch mancherlei kleine Klagen über die Höhe der Gewölbezinsen in Leipzig, die Unredlichkeit der als „verrufene Menschenclasse" bezeichneten Leipziger Markthelser, die schlechte Behandlung der Bücher seitens der Sortimenter und namentlich ihrer Gehilfen. Die Letzteren sind sogar furchtbar sür die Gang barkeit eines Romans oder eines sonstwie unterhaltenden Lese werkes, indem sie „successive Mittheilungen" über den Gang der darin geschilderten Ereignisse an ihre Bekannten gelangen lassen, mithin unleugbar den Erfolg eines Buches im Publicum zu schwächen vermögen. (Solche Wahrnehmungen klingen allerdings sür uns heutzutage drastisch.) In Summa: auch die Lage eines Verlegers, ob dieser oder jener Richtung, bietet einen armseligen Anblick und bedarf dringend Siebenundvierzigster Jahrgang. der Besserung, der ganze Buchhandel einer eingreifenden Umgestal tung, oder, wie schon das Neue Archiv ic. lebhaft äußert: einer Re form an Haupt und Gliedern. Die allseitige Erkcnntniß des Noth- standes und seiner Abhilfsbedürftigkeit ist vorhanden: es handelt sich also nur um die Art der Aendernngen, das eigentliche Wie. Zunächst drängt sich die Erkenntniß aus, daß die Schwer fälligkeit des Verkehrs lähmend auf dem ganzen buchhändlerischen Organismus lastet. Die eigentliche Spedition läßt sich freilich wenig beschleunigen; an directen Packetverkehr denkt Niemand der unerschwinglichen Kosten wegen, und das Publicum ist ans Warten gewöhnt, wenn auch vollendete Geduld nicht Jedermanns Sache ist. Aber der Meßbesuch z. B gleicht einer wahren Cam pagne; unter 3 Wochen ist der Aufenthalt zur Jubilatemesse in Leipzig gar nicht zu berechnen, lieber die Umständlichkeit des Ab- rechnungsgeschästs fallen arge Bemerkungen; es ist ein Wirrwarr ohne Ende. Weil Jeder mit dem Andern zuerst fertig werden möchte, findet man sich schließlich gar nicht; es fehlt an einem Sammel punkte und an nur einiger Organisation des Ganzen. So kann es kommen, daß selbst ein eifriger Besucher bloß mit 6 Buchhändlern an einem Tage fertig wird. Die mancherlei gemachten Vorschläge zur Besserung dieser Verhältnisse sind erfolglos geblieben; gerade bei den Leipzigern selber läßt sich scheinbar die Vereinfachung des Geschäfts nicht erzielen. Darum sollten sich die „Reichsbuchhändler", d. h. die Buchhändler in den oesterreichischen Erblanden, Bayern, Schwaben, Franken, im ober- und niederrheinischen Kreise und in der Schweiz (etwa 100—150 an der Zahl), gänzlich von Leipzig zurückziehen und Nürnberg zu ihrem Abrechnungsort wählen, eine Stadt, welche neben günstiger Lage alle Vorzüge eines derartigen Platzes besitzt. Von anderer Seite wird auch gerathen, die Frank furter Messe aufs neue zu beleben, damit ans irgendwelche Weise den Leipziger Herren Concurrenz gemacht werde, die sich schon fest genug im Sattel dünken, um dem ganzen deutschen Buchhandel zu gebieten. Leipziger Verleger (denen preußische alsbald nachsolgten) sind es auch, welche zuerst die verwerfliche Sitte eiugeführt haben, alles in seste Rechnung zu verkaufen, ohne das Remissionsrecht irgend welcher Artikel zu gestatten. Deshalb können soviel elende Bücher gedruckt werden, und der Sortimenter Mt sein Lager mit Maculatur. Eine solche Norm läßt sich nicht vertheidigcn »och bei behalten — vielmehr muß daraus hingewirkt werden, daß die löb liche Sitte der Reichsbuchhändler, alles Nichtabgesetzte und dies zwar auf ihre (Fracht-) Kosten zurückzunehmen, auch bei den Sachsen und Preußen durchdringe. Die Michaelismesse ist überflüssig und störend. Kaum hat man in Kataloge über die von der Jubilatemesse heimgebrachten Bücher viel Geld gesteckt, so ist die Michaelismesse da, noch ehe es 356
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