für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Gelchäktsjweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 107» Dienstags, den 10. Dccember 1830. Die Reform des Deutschen Buchhandels betreffend. Von Otto Wigand. Es war vorauszusehen, daß schon der Anfang meines ersten Artikels über diesen Gegenstand viele Stimmen gegen sich haben würde, und nicht die Gefahr, noch mehrere hervorzurufen, hat mich abgehalten, die Fortsetzung erschei nen zu lasten, sondern der Wunsch Einiger, denen zwar kein Ueberfluß an Tapferkeit vorzuwcrfen wäre, die aber mit bedeutsamer Miene mir zuriefen: „Nur langsam voran !" Nun, ich kann's abwarten, denn wahrlich, ich habe bei dem Streben, dem Deutschen Buchhandel nützlich zu sein, und beizutragcn, daß dem ganzen Körper jene Ach tung, Würde und jener Glan; zu Thcil werde, die ihm in so hohem Grade gebühren, nur das Ganze im Auge. Und davon bin ich überzeugt, daß dieses edelste der Geschäfte, dem so liefe Wunden von unwissenden Buchhändlern und unberufenen Bücherschceibern versetzt wurden, nur durch diese Reform radical hergestellt werden kann. Und auch davon bin ich überzeugt, daß die Zeit nicht fern ist, wo diese ins Leben tritt. Die Wahrheit, das Gute, haben sich noch immer ihre Bahn gebrochen, sind noch immer siegreich und triumphirend aus ihren Kämpfen mit der Un wahrheit, der Dummheit, dem alten Schlendrian hecvor- getreten — das lehren uns die Blätter der Geschichte, das ist der Stern über dem Haupte Klio's, auf den jeder Freund des Wahren und Guten vertrauensvoll blickt, und der auch der von mir in diesem Blatte mitgetheilten Idee über die Reform des Deutschen Buchhandels die Realität zusichert— und, wie gesagt, die Zeit kann nicht mehr fern sein, wo die Gebrechen des Buchhandels in ihrer Nacktheit erscheinen und dann zu der von mir vorgeschlagcnen Reform und Ab- l6r Jahrgang, I hülfe Hintreiben. So lange aber warten zu wollen, ver- ricthe gewiß nicht den männlichen Muth, den bewußten, I selbstständigen, seine eigenen Interessen nicht verkennenden Geist, welcher im Allgemeinen bei dem Buchhändler präsu- ^ mirt werden kann und den ich auch fürwahr dem größten Thcil meiner College» vindicirc. Irre ich mich darin nicht, i wohlan! Eine Reform, das weiß und fühlt Jeder, ist noth- wcndig — ein Jeder weiß, cs frißt ein geheimer Schaden am Herzen des Buchhandels — letzteren davon zu befreien und zu retten ist unsere nächste Aufgabe >— ich habe mein Votum darüber abgegeben und werde auch ferner nicht un terlassen in die Schranken zu treten — prüfet und handelt! Wie schon bemerkt, ich warte noch einige Zeit mit der Fortsetzung, bis der rechte Moment da ist, und will nur heute versuchen, einige irrige Ansichten, falsche Meinungen rc. zu paralysircn. Vor allen muß ich bitten, hinfüro die Bezeichnung Sor timenter und Verleger auszumcrzcn: cs giebt wohl zweierlei Geschäfte, aber beide vereinigen sich in einer Person, selbst dann, wenn der eine oder andere Zweig vorzugsweise betrie ben wird. Und das wäre ein einfälliger Verleger, der dem Sortimentshandel nicht den möglichsten Vorschub leistete, und das ein noch einfältigerer Soctimentshändlcr, der feind lich gegen den Verleger aufträle. Alles, was in dieser Beziehung geschrieben und gefaselt worden ist, hat dem Buchhandel noch gar nichts gefrommt und wird ihm auch nichts frommen. Frommen aber wird es, wenn diejenigen Buchhändler, welche nur Klagen über ihr Geschäft in die Welt stoßen, hübsch ihrem Geschäfte persönlich verstehen, dasselbe nach soliden Grundsätzen betreiben und sich der größt möglichsten Ordnung befleißigen, sich nicht darum beküm- 198