für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. HerauSgegebcn von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 48. Freitags, den 22. Mai. 1840» Buchhandel, Buchdruckcrkunst, Steindruck. Wenn man sich Buchhandel und Buchdruckcrkunst kaum mehr von einander getrennt denken kann, und die Interessen der letztem wie des erstem sich beinahe allseitig durchkreu zen, wenn der Buchdruck den Buchhandel hebt und tragt, um wieder von demselben gehoben und getragen zu werden, wenn die Gebietserweiterung des einen fast unmittelbar die Ausbreitung des andern zur Folge hat, so werden sich sicher auch beide gern einander beobachten, wie zuihrem Vergnügen, so zu ihrem Nutzen. — Ist Buchdruck, oder dicmaterielle Herstel lung von Schriftwerken zur schnellen und sichern Verbreitung in alle Welt eine, eine einfache Kunst zu nennen, ist sic nicht vielmehr zu einem Co m plexe von Künsten geworden? Wie die Buchdruckerkunst aber an sich schon das Interesse auf sich lenkt, so sind es gewiß auch die Künste, welche die Typo graphie zu sich hcranzicht, sich mit denselben gleichsam ver mahlt. Eine von diesen herangezogencn Künsten ist insbesow dcrc die Lithograph ic, merkwürdig durch ihre Erfindung, Ausbildung und immer mehr wachsende und sich ausbrcitendc Anwendung. Noch fehlte cs an einem Werke, welches das Ganze dieser neuen Kunst umfaßte, theoretisch wie praktisch vollständig über sie belehrte und wie es hier sein muß, den mechanischen Thcil deutlich veranschaulichte. Einem säch sischen gemeinnützigen Institute war cs Vorbehalten, diese Lücke zu füllen. Ich meine dicChemnitzerGewerbeblatts- Expcdition. Diese nämlich hat unter dem Titel: „Das Gcsammtgcbiet der Lithographie oder theoretische und praktische Anleitung zur Ausübung der Litho graphie in ihrem ganzen Umfange. Uebcrsetzung des Iroite itieori^ue et p>rati^us etc. psr LuZelmann, bearbeitet und vervollständigt von W. Pabst", ein Werk erscheinen las sen, welches alle Ansprüche der Wißbegierde und der Kunst- kcnnerschaft gleichzeitig auf das Angenehmste befriedigt. In der That herrscht in den bis jetzt erschienenen 5 Heften dieses umfassenden Werkes neben der gründlichsten Instruction so viel französisch-stylistische Lebhaftigkeit und Munterkeit, daß man auch bei Abhandlung der abstraktesten mechanischen Ma-1 7r Jahrgang. tcrien sich noch unterhalten fühlt und weil entfernt ist, ob vermindertem Interesse sich der Lectürc zu cntschlagen. Solche Kunst-Monographieen haben einen unberechenbaren Nutzen. Vielleicht schreibt einmal ein Franzose eine er bauliche Geschichte des Buchhandels, zu allgemeinem Nu tzen und Frommen! Dreifacher Druck ohne Nachdruck. Es ist bekannt, daß der königliche Philosoph von Sans-Souci dem Herrn v- Voltaire mit seinem „Anti - Macchiavelli" ein Geschenk machte, ein Ge schenk, welches dem Geschenknehmer zur ergiebigsten Quelle von Reichthümcrn geworden ist. Weniger bekannt ist cs, wie Voltaire mit dem Manuscciptedes großen Königs Fried - r i ch manoeuvricte. Voltaire ging damit zu dem Buchhänd ler van Düren im Haag und forderte 24,000 Gulden. Kein Buchhändler konnte ihm das geben. Er prascntirlc es gleicher Weise dem Buchhändler de Hondt und später noch einem Buchhändler zu London, dessen englischen Namen das deutsche Gedächtniß nicht behalten hat. Mit allen Dreien machte er einen Accord, verkaufte einem jeden derselben das in Rede stehende Manuskript und erhielt dadurch die Summe von 20,000 Gulden. Zu jeder Ausgabe machte ec hier und da Veränderungen. Alle drei Ausgaben erschienen fast auf einen Tag, und jeder von den drei Buchhändlern glaubte, die beiden andern hätten cs ihm nachgedruckt und belegten sich gegenseitig mit den ehrenrührigsten Titeln. Die Scene ist spaßhaft, spaßhaft ist es aber auch, daß Friedrich der Große später schrieb: „Voltaire bahnte mir durch die Herausgabe meines Anti-Macchiavcll diese Ehrenbahn (d- i. „daß meine Schriften in alle möglichen Sprachen über setzt und von ganzen Nationen mit dem größten Beifall aus genommen worden sind"), und cs erweckt in mir manche zu friedene Stunde, unter allen Potentaten der Einzige zu sein, der sich als Schriftsteller sehen lassen darf. Verantwortlicher Redakteur: I. C. Stadler. 86