für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Ge kchä kt s Zweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. K- 44. Sonnabends, den 4. Mai 1839. Die periodische Presse in Rußland. (Schluß.) In Polnischer Sprache erscheinen in Warschau sechs Zeitschriften, wountcr zwei politische, im übrigen Ruß land aber fünf, wovon zwei in Petersburg und drei in Wilna. Schließen wir diese kurze Ucbersicht der in Rußland er scheinenden Zeitschriften mit einigen Worten über den Ein fluß, welchen die periodische Presse in diesem Lande ausübt. Dieser ist unermeßlich, ja fast unglaublich. Die öffentliche Meinung wird ganz durch ihre Entscheidungen geleitet, und man ist, besonders in den Provinzen, gewöhnt, dieselben für Orakelsprüche zu halten. Ein von den Journalen veruc- thciltes Werk oder Schauspiel dürfte sich nicht leicht wie der erheben. Wie groß auch der Einfluß der periodischen Presse in Paris und London ist, man kann sie dennoch mit der Petersburger kaum vergleichen, und in den erstgenannten Orten wird man sich schwerlich einen richtigen Begriff von der Macht der Russischen Blatter machen. Eine vorzügliche Ursache davon möchte der Umstand sein, daß es in Rußland keinen in Etwas bekannten Autor gibt, der nicht Beitrage in die Journale lieferte und seine Artikel Unterzeichnete. Die all gemeine Bewegung der Presse concentrirt sich daher gewis sermaßen in der der periodischen Presse, und es kann nicht be fremden, daß diese durch die besondere Form dieser Samm lungen und des Charakters ihrer Nedactorcn fast allein eine Wichtigkeit erlangt, die sich anderwärts in zwei Theile theilt. Ein anderer Grund ist in dem gewöhnlich sehr ho hen Preise der Russischen Bücher zu suchen. Da es nur in den Hauptstädten und den größeren Pcovinzialstädten Lcsecabinettc gibt, so pflegen die Leser, che sie ein Buch kau fen, sorgfältig alle Journale zu Rathe zu ziehen, um in dcn- 6r Jahrgang. selben die nöthigcnAufschlüsse zu finden, sich ein eignes Urtheil bilden zu können, und auf ihre Autorität hin allein entschlie ßen sie sich zu dem Ankäufe. Daraus entspringt die Art von Oberherrschaft des Zutrauens, womit die Journale bekleidet sind, und deren sie sich im Gefühl der Ehre, die man ihnen er weist, als im Interesse ihres Rufes sich würdig zu machen stre ben. Die Nordische Biene ist dasjenige Journal, deren Kritiken den meisten Eredit besitzen; die L e seb i b l i o th ek dasjenige, dessen Kritik wegen ihrer Strenge und ihres oft ironischen Tones am meisten gefürchtet wird. Dieses letztere Journal repräsentirt zugleich in Rußland die Englischen, der Sohn des Deutschen Ideen. Vaterlandes dagegen mehr die Correspondenz-Nachricht. AusMagdeburg. Es dürfte den Lesern des BBl. nicht unwillkommen sein, einige Nachrichten über ein hie siges Etablissement zu erhalten, welches durch großartige, auf bedeutende Fonds gestützte Einrichtung, so wie in Bezug auf die vielfachen damit vereinigten Geschäftsbräuchen, we nigen ähnlichen Unternehmungen nachstehen, ja mit den meisten hinsichtlich der vorzüglichsten Leistungen, bald in die Schranken zu treten im Stande sein dürfte. Es ist dies das Etablissement der Herren W. Ries u. Eo. hier, seit zwei Jahren bestehend aber besonders seit vorigem Jahre fortwährend an Ausdehnung und Anerkennung gewin nend, welches in jeder Hinsicht die Empfehlung verdient; da sich das Gute bekanntlich nur langsam Bahn bricht, so ist es Pflicht eines Jeden, für die Verbreitung desselben mitzu wirken, und wir hoffen, in vorliegendem Falle nicht ver geblich auf die Leistungen dieses Institutes hinzuweisen, 73