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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-02-26
- Erscheinungsdatum
- 26.02.1873
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18730226
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Erschein! anher Sonntags täglich. — Bis früh 9 Uhr eingehende Anzeigen lummen in der nächsten Nummer zur Aufnahme. Börsenblatt Beiträge für das Börsenblatt sind an die Redaction — Anzeigen aber an die Expedition desselben zu senden. für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum de» BärsenvereinS der Deutschen Buchhändler. 47. Leipzig, Mittwoch den 26. Februar. 1873. Nichtamtlicher Theil. Aus dem Krcisc des Colportagehandels.*) T>ic literarische Thätigkeit der Colportagehandlungen entzieht sich in der Regel mehr oder minder der allgemeinen Uebersicht, wie man sie sich in Betreff der Verlagsthätigkeit anderer Handlungen leicht verschaffen kann, und zwar aus dem Grunde, weil ein großer Theil der von den Colportagehandlungen ins Werk gesetzten und meist nur aus einen geistig sehr untergeordneten Leser- und Kunden kreis berechneten Verlagsuntcrnchmungen in den gewöhnlichen Bi bliographien nicht mit zur Verzeichnung kommt, sondern nur den betreffenden Exporteure» knndgegeben wird, auch vollständige Ver lagskataloge, wie sic jede gewöhnliche Verlagsbuchhandlung anszu- gebcn pslegt, von den Colportagehandlungen entweder überhaupt nicht veröffentlicht oder, wie es mir selbst in vier am hiesigen Orte bestehenden Handlungen dieser Art ergangen ist, nicht Jedwedem ausgehändigt werden. Und doch würde es in besonderer Rücksicht auf Volkswuhlsahrt sehr erwünscht sein, daß man vollständige Ucbersichtcn von dl» literarischen Production''» der Cotportage Handlungen erlangen könnte, um in den Stand gesetzt zu werden, die sogenannte Verdummungsliteratur, die sich gerade unter den Colportagcartikeln durch erbärmliche Romane, Räuber- und andere Schauergeschichten sehr zahlreich und mehr als anderwärts vertreten findet, kennen zu lernen, und deren Verbreitung durch öffentliche Kennzcichnnng mit steuern zu Helsen. In diesem Sinne habe ich denn auch bereits den von dem verstorbenen Pvenickc in Leipzig und seinem wohlgeschnlten Nachfolger Arndt ausgegebenen populär- mcdicinischen Rathgebern gegenüber^ — ebenfalls so einer Gattung von Colportageartikcln — zu wirken gesucht. Es kostet aber mitunter keine geringe Mühe, sich in den Besitz des zu einer nur annähernd vollständigen Uebersicht solcher Colpor- 'tageartikel erforderlichen Materiales zu setzen. Wie schon erwähnt, habe ich in vier verschiedenen Handlungen hiesigen OrteS vergeblich versucht, Verzeichnisse ihres Colportagevcrlages zu erlangen; erst ein glücklicher Zufall hat mich in den Besitz eines interessanten Akten stückes gesetzt, in dem sich nicht nur eine größere Anzahl von Colportagcartikeln einer hiesigen Handlung verzeichnet, sondern auch eine „richtige Anweisung" angegeben sinder, wie sich der Colporteur zu benehmen habe, um die betreffenden Artikel in seinem Kunden kreise an den Mann zu bringen oder, eine vulgäre Ausdrncksweise möge hier gestattet sein, dem Publicum die Artikel aufzuschmicren. Die „richtige Anweisung" lautet wie folgt: „Sie wollen gefälligst meine Prospectc gleich nach Empfang in Ihrem Kundenkreise ver breiten lassen. Am andern Tage geht der betreffende Colporteur mit Heften, und beginne dort, wo er zuerst den Prospect hintrug, und fahre Hans für Haus der Reihenfolge nach fort, ebenfalls, wie bei dem Abtragen der Prospccte, im obersten Stocke anfangend. Aus dem Neuen Anzeiger für Bibliographie ;c. von Petzholdt. Vierzigster Jahrgang. Höflich komme man dem Publicum entgegen; man sage z. B.: „Ich war so frei, Ihnen gestern einen Prospect über den Roman: Der Würgengel in Paris — Graf oon Monte-Christo — Kloster-Ge heimnisse — Die Opfer der Liebe — Die Bergmannshüttc*) — zu überbringen. — Heute wollte ich mir erlauben, Ihnen die ersten Hefte von diesem spannend geschriebenen und schönen Roman vorzn- legen." Erfolgt keine entschieden durchaus abweisende Antwort, ist im Gegcnthcil bei dem Besuchten durch den vielversprechenden, gestern von ihm gelesenen Prospect derWunsch entstanden, dasWerk kennen zu lernen, so halber Colporteur gewonnen, und nun muß es seiner Ucberrednngsgabe gelingen, sein Werk zu verkaufen. Unbedingt nothwendig ist cs, daß man den Artikel, welchen man vertritt, genau kennt, um über den Inhalt berichten zu können. Es kommt viel aus den Colporteur an, seine Artikel so anszunutzcn, so pikant und lecker zu machen, daß das Publicum vor Begierde und Neu gierde brennt, dieselben kennen zu lernen, als: „Der Würgengel von Paris, enthaltend die Liebesabenteuer der üppigen, schönen, verfüh rerischen Kaiserin Eugenic, in ihrer angeborenen südlichen Glnth der Liebe." — Dies der Wortlaut der „richtigen Anweisung", deren letzte Phrase hinlänglich anzeigt, weß' Geistes Kind das Publicum sein muß, dem die dargcbotenc literarische Speise ans diese Art pikant und lecker gemacht werden soll, weß' Geistes Kind aber auch die dargebotcnen Romane jedenfalls sein mögen. Anständige Leute würden Exporteure mit solchen Phrasen sammt allen ihren Pro spekte» und Romanen aus angemessene Weise schleunigst und so zu entfernen wissen, daß sie das Wicdcrkommen wohl unterlassen sollten. DasColportirensolcherVcrdiiminnngsliterntnrmagabcrimmcr- hin den Artikeln sittenloser und unzüchtiger Art gegenüber, welche ebenfalls durch den Colportagchandel zu verbreiten gesucht werden, noch geringfügig erscheinen. Wer für Volkswohlfahrt nur ein Fünk chen Sinn hat, der muß nach allen seinen Kräften mit dahin zu wir ken suchen, daß insbesondere dem Feilbieten derartiger Artikel ge steuert werde. Zn diesem Zwecke hat denn auch derSchriftführer des „Deutschen Vereins gegen die Entchristtichung und Entsittlichung unseres Volkes", Pastor Quistorp in Dncherow an die beiden Häuser des preußischen Landtages eine Petition gerichtet, und darin im In teresse dcrMoratitätnm„zweckcntsprechende gesetzliche Bestimmungen" zur Verhinderung „thcils der zahlreichen schamlosen und zur Unzucht anrcizcnden oder doch ihr Vorschub leistenden Ankündigungen, theits der öffentlichen Feilbietungen und Schaustellungen von unzüchtigen Büchern und Bildern seitens der sogenannten Büchcrcolportenre und vieler Buchhandlungen an den Bahnhöfen und in den Städten" nach- Denen aus dem angeführte» Actenstückc »och andere für Leser und Leserinnen in Wacht und Küchenstnben an sich schon leckere und hi kante Titel von Romanen, wie „Die Todtcnhand, Nachteulcn, Die Rächer der Nacht, Antonetta Czerna die Tochter der Witdniß, Der Wildschütz, Schwarze Bibliothek" hinzugefügt werden könnten. 100
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