für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegebcn von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 65. Freitags, den 17. Juli 1846. Die Jubelfeier der Buchdruckerkunst in Leipzig. (Schluß.) Schon am frühen Morgen des dritten Tages herrschte un geachtet der Anstrengungen an den vorhergehenden Tagen eine freudige Regung und ein festliches Ansehen durch die ganze Stadt. Mcnschenmassen wogten durch die Straßen, und all- malig gegen den Mittag hin ward ein Gewölbe nach dem an dern geschloffen; war es doch der heutige Tag, an welchem alle Elaffen der Bevölkerung ihre Freude über die Segnungen, welche die Erfindung der Buchdruckerkunst über die Mensch heit gebracht, an den Tag legen sollten. Vormittags um halb 11 Uhr fand eine sehr sinnige Feier des Festes im Schauspiel hause Statt, wo man eine „Theaterschau von Erfindung der Buchdruckerkunst an bis auf die neuesten Zeiten" veranstaltet hatte; sie bestand in sieben Stücken und Scenen aus den Wer ken der vorzüglichsten deutschen Dichter: 1) „Des turcken Faßnnachtspiel", von Hans Schneppcrer, genannt Rosenplüt, geschrieben um 1450; 2) „Des Bawern knecht wil zwo Fra- wen Han", einem Fastnachtspiel von Hans Sachs, geschrieben 1551; 3) „ ^bsurcla eomoeckis oder Herr Peter Squenz", einem Schimpfspiele von Andreas Gryphius, geschrieben um 1640; 4) „Sylvia", einemSchäferspielcvonEhristianFürchte gott Geliert, geschrieben um >750, und Scenen aus Lessing's „Nathan der Weise", Goethe's „Egmont" und Schiller's „Wilhelm Teil". Am Ende der Theaterschau sprach Mada me Deffoir einen von Robert Blum gedichteten Epilog. Am Schluffe desselben erhob sich der Prospekt, und man sah Gu- kenberg's Statue von Genien und allegorischen Figuren mit paffenden Attributen umgeben. Eben so unterhaltend als cha rakteristisch, fand die Zusammenstellung den allgemeinsten Bei fall und besonders wurden Epilog und Tableau von dem in allen Räumen überfüllten Hause mit wahrem Jubel ausge nommen. — Noch wahrend des Theaters, das gegen 1 Uhr endete, sammelten sich schon die Festzügc nach dem Volksfeste. 7r Jahrgang. Hierzu war von dem Festcomike der der hiesigen Garnison und Eommunalgarde zugehörende große Erercirplatz am Saume des von der Pleiße begrenzten Rosenthals, in der Nähe von Gohlis, ersehen worden- Rings herum von Zelten und Buden einge faßt, in denen Erfrischungen aller Art geboten wurden, waren hier zugleich die Einrichtungen zu allerlei Vergnügungen ge troffen, wie zu Vogelschießen, Earouffelreiten, Tanzen, Klet tern rc. In der Milte des Platzes erhob sich das stattliche Zelt des Festcomike, ausgezeichnet durch eine Fahne mit dem Wappen der Buchdrucker, und festlich umzäunt. Eine Ab theilung Eommunalgarde hatte schon am Mittage die daselbst für sie eingerichtete Wache bezogen, während andere Abtheilun- gen, wie an den vorhergehenden Tagen, an verschiedenen Orten in der Stadt ausgestellt waren, nicht etwa um ängstlich das Volk zu überwachen, sondern um, wenn irgend wo ein Unglück sich ereigne, zur sofortigen Verwendung da zu sein. Bereits um 1 Uhr zogen die festgebcnden Buchdrucker, Schriftgießer und Buchhändler im festlichen Schmucke, geleitet von zahlrei chen Marschällen und unter Vortritt eines starken Musikchors, nach dem Platze, wo das Volksfest gehalten werden sollte. Ihnen folgten gegen 2 Uhr, ebenfalls mit zahlreichen Musik- chörcn und unter Vortragung der Fahnen, in Festzügen die ein zelnen Innungen, nachdem sie zuvor die Stadt durchzogen. Eine zahlreiche Menge hatte schon die Festgebcr begleitet, doch beiweitem größere Menschenmaffen scharten sich um die Züge der Innungen, die unter Anregung der mit der Leitung des Volksfestes beauftragten Mitglieder des Festcomike die rühm lichste Theilnahme an dem Feste bezeigten, sowohl durch ihr zahlreiches Erscheinen, wie durch die Art und Weise, in der sie auftralen, und durch das Benehmen, das sie durchgängig an den Tag legten. Durch sie, kann man behaupten, ward das Fest erst zum Volksfeste; durch sie und die Haltung, welche ihre Angehörigen bewahrten, wurde dem Feste der anständige Ton eingehaucht, der vom Anfang an bis zum Ende alleTheil- nehmer beseelte und das von gar Vielen bespöttelte Volksfest 117