D e u t s ch e n B u ch h a n d und für die mit ihm verwandten Gesch ätts) weigc. Herausgegeben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zn Leipzig. Amtliches Blatt des Börscnvereins. ?8. Dienstags, den 31. August. I84I. Literatur. Die Gutcnberg-Schwärinerei unserer Tage. Oder zehn Fragen als Beweis, daß Johann Gutenberg nicht Erfinder der Bttchdruckerknnst war. Von Maximilian Langen schwarz. Leipzig 1841. H. Franke. Der Titel dieser Brochücc ließ uns vermuthen, in der selben einen, vielleicht mit Humor und Satyre geführten „Beweis, daß Gutenberg nicht existirt hat," analog den frühem „Beweisen, daß Luther, Napoleon w. nicht existirt haben" zu finden! Aber nein: Herr Langenschwarz schickt sich an, auf scheinbar (— aber auch nur scheinbar —) historischem Wege wirklich zu beweisen, daß Johannes Gutenberg nicht Erfinder der Buchdruckerkunst war. Wir glauben nicht Unrecht zu thun, bei den Schriften gewisser Autoren auf die Motive, die Veranlassungen, die sie zur Herausgabe des Buches getrieben, bei dessen Be- urthcilung wohl zu achten: wir gelangen dann eher zu einem Verständniß derselben! So auch bei der vorliegenden Bro- chürc. Hr. L. ist wüthend darüber, daß das Leipziger Eomite ihn bei dem dortigen Buchdcuckerfeste nicht eingcladen: des halb ist ihm diese ganze Feier so zuwider, und natürlich auch der Name, der dabei stets genannt wird „Gutenberg" und nun wüthet er gegen diesen: ein „Luther-, Watt-, Ful- ton-, Herschel-ic. rc.-Fcst" gäbe cs nicht, wohl aber so ein ohrbetäubendes G utenbergfcst! und giebt dabei nicht undeutlich zu verstehen, daß man, statt wie in Leipzig eine solche Summe für letzteres auszugebcn, besser gethan hätte, einen Theil derselben ihm zufließcn zu lassen, ... denn „Johann Gutenberg war gar nicht Erfinder der Buchdruckersunst." Hr-L-hatseinenBeweisendieses Ausspruches einen streng gelehrten Anstrich gegeben,—aber auch nur einen Anstrich, — wir finden in denselben Eicero, Tcnophon -c. citirt, und klar bewiesen, daß die Buchdruckeckunst schon tausend Jahre vor Gutenbecg dagewesen sei, ja, an einer Stelle heißt es sogar: daß Moses die zehn Ge b otc 8c Jahrgang. schon gedruckt unterdie Juden habe vertheilcn lassen. Es wird nun zwar mit uns Viele geben, die derglei chen in ihrer Unwissenheit nicht zugeben, aber hüten sie sich wohl, Hrn. L. es bestreiten zu wollen: denn Hr. L., nachdem er irgend welchen Unsinn der Art aufgestellt hat, fügt — wo wir nun den Beweis erwarten — hinzu: jedes Kind, jeder Mensch, der nur ein Bischen Verstand hat, sieht das ein, oder: das scheint unbestreitbar, das ist bekannt und dergleichen. DieseArt ist nicht neu — aber charakteristisch. Nachdem Hr. L- so gezeigt, daß Gutcnberg (— der S te in sch lc i fc r u n d S p iegclpolirer Gutenbcrg, wie er ihn nennt—) nur ein geschickter Mcchanikus gewesen, der den, von den Mönchen schon getriebenen Buchdruck nur imitirt habe, kommt er weiter zu dem Satze: „wäre Gutenberg wirk lich zuerst auf den kinderleichten (— ganz das Ei des Columbus —) Gedanken gekommen, vereinzelte Buch staben zusammcnzusetzen, so entstände immer noch die Haupt frage: da ja sogar in unserer Zeit grade der (Jahrhunderte wo nicht Jahrtausende vor Gutcnberg gebräuchliche) Gc- sammtplatten-Schnitt, das sogenannte Stcreotppircn, als die höchste Vervollkommnung der Buchdruckerkunst betrachtet wird — ob jenes Vereinzeln der Lettern wirklich eines so Ungeheuern Aufwandes von Enthusiasmus Werth sei??! .... daß man grade demjenigen, welcher durchZcrtrcnnung des uralten Stercotypdruckes und Aufhebung desselben sich bekannt machte, ein solches Weltgeschrci zuwendct??!!" Nur diese eine Stelle, zu welcher in der Brochüre sich Hun derte von Pendants finden, hoben wir heraus, um zu zeigen, was der Verfasser von dem ganzen Gegenstände, den er seiner Kritik unterzogen, versteht. Zuletzt will Hr. L. allenfalls eine Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst gelten lassen, abermansolle solche doch nichtdieGutcnb erg- feier nennen: habe man doch das Re so rma tion s fest nicht das Lü th erfest genannt, und Luther sei doch wohl 139