Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. 83. Amtliches Blatt des Börsenvereins. Dienstags, den 19.September. 1843. Reform des östcrreich. Commissionswcscnö. Um eine solche Reform herbeizuführen, hat die Jaspcr- sche Buchhandlung in Wien unterm 1. April d. I. ein Cir- culair entlassen, dem wir Folgendes entnehmen: „Bekanntlich ist die, dem deutschen Buchhandel zu Grunde liegende Organisation, wonach Leipzig zum Cen tralpunkte des bibliopolischcn Verkehrs wurde, eine, die In teressen des Verlags- und Soctimcntshandlers, wie des Pu blikums u.nd der Schriststcllerwelt, so gleichmäßig fördernde, daß selbst das Ausland in neuester Zeit versucht hat, Aehn- licheS bei sich einzuführen." „Der große Kaiserstaat Oesterreich hat durch seine, so vielfache Nationalitäten repräsentirende, sogar bezüglich der deutschen Zunge gewissermaßen selbstständige Literatur, al len Grund, jenes System für den Buchhandel seines Lan des gleichfalls sich anzueignen, und die gewichtigsten Stim men haben sich bereits entschieden dafür ausgesprochen, denn der österr. Buchhandel ist in Bezug auf sein Commissions wesen so wenig geschäftlich geordnet, daß sich die daraus her- vorgehendcn Uebelstände längst allgemein fühlbar machten, und die lebhaftesten Wünsche zur Abhülse hervorriefen, die jedoch so lange unerfüllt bleiben werden, bevor nicht der Grund des Uebels, nämlich der Mangel eines com- missionellen Stapelplatzes für den österr. Ver lags-Buchhandel, beseitigt wird." „Was Leipzig für ganz Deutschland ist, muß Wien für den, ein geschlossenes Ganze bildenden Kaiserstaat wer den, denn nur Wien, als das Herz desselben, ist dazu schon durch seine geographische Lage bestimmt, bald wird es auch der Mittelpunct der großartigsten Communications-Straßen des europäischen Continents zwischen dem Süden und Nor den, dem Osten uud Westen durch Eisenbahnlinien und Donau-Dampfschifffahrt bilden. Mehr als jemals ist es daher an der Zeit, diese Vortheile, welche Wien so ganz 10r Jahrgang. ausschließend darbictct, auch für den gesummten österr. Buchhandel fruchtbringend zu machen." Die Jaspersche Buchhandlung zeigt nun an, daß sie selbst ein Commissionsgeschäft eröffnet und, in Uebereinstim- mung mit dem vorstehend Gesagten, folgenden Plan zu Grunde gelegt habe: 1) Alle Buchhandlungen der österr- Monarchie erklären sich damit einverstanden, einen Stapelplatz für den inländischen Verlags-Buchhandel in Wien zu errichten. 2) Auf diesem Commissions-Platze hält jeder Verleger ein dem Bedürsniß entsprechendes Auslieferungs-Lager. 3) Dorthin werden alle Sendungen, sowohl Novitäten wie Remittenden, frachtfrei geliefert. 4) Alle Verschreibungen vom österr. Verlage werden — wo die unmittelbare Nähe des Verlagsortes es nicht anders bedingt — nach Wien gesendet und vom dorti gen Lager expedirt. und sagt dann ferner: „Durch die Errichtung eines Buchhandlungs-Stapel platzes zu Wien wird der sämmtliche österr. Verlag fortwäh rend auf dem größten Platze unseres merkantilen wie geisti gen Verkehrs, dem Sitze der Behörden und der vornehmen Welt, wie dem Zusammenflüsse so vieler Fremden erhalten, kann bei passenden Gelegenheiten um so wirksamer ange kündigt, und von dort aus schnell und leicht durch die ganze Monarchie verbreitet werden. Selbst das Ausland kann den, auf dem Leipziger Lager nicht vorhandenen österr. Verlag schneller und sicherer von Wien, wie von den meisten Ver lagsorten beziehen, so wie der Wiener Commissionair, der die Auslieferung für's Inland besorgt, auch gerne den De bit für's Ausland übernehmen wird, wo der Verleger in keiner Verbindung mit demselben steht." „Alle jene Schwierigkeiten, die bisher mit dem Bezüge eines Verlagsartikels von fernen Orten oder isolirten Verle gern verbunden waren, hören auf; es fallen ferner nicht 189