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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1871
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1871-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1871
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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Erschein? außer Sonntags täglich. — BiS früh 9 Uhr eingehende Anzeigen kommen indernüchften Nummer zur Aufnahme. Börsenblatt für den BkMüqr >ür das Börsenblatt find an die Redaktion — Anzeigen aber an die llrpcdition desselben zu senden. Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigentum des DörsrnvereinS der Deutschen Buchhändler. 1872. Nichtamtlicher Theil. Ueber die buchhändlcrischen Reformvorschläge. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott! Vor wenigen Wochen rauschte ein befruchtender (?) Regen von Reformvorschlägcn auf den undankbaren Buchhandel nieder, ohne ihn leider allem Anschein nach sehr erfrischt zu haben. Zu verwundern war dies freilich nicht, denn unpraktischere und unausführbarere Vorschläge konnten wohl kaum gemacht werden. Schon damals zuckte es dem Schreiber dieses in der Feder, einige Körnlein Wahrhcits- und Erkenntniß-Pfeffer in diese utopischen Träumereien zu streuen, doch erforderten die Mcßarbeiten zuviel Zeit. Heute nun beginnt in Nr. 149 dieses Blattes ein Reformer, wie cs scheint ein Verleger, den Reigen von neuem, und da will denn Schreiber dieses versuchen, ob er nicht von vornherein dieses ewig aber unnütz plätschernde Brünnlein verstopfen oder doch wenigstens seine Wasser auf bessere Bahnen lenken kann. Warum in aller Welt soll denn nun der arme Buchhandel durch aus ,,von oben her" reorganisirt und resormirt und zu neuer, nie geahnter Blüthe gebracht werden? Warum soll denn unser verehr ter Börscnvorstand sich absolut den Kopf zerbrechen, um seinen Unterthanen den „Weg zum Reichthum" zu zeigen und zu ebnen? Ist denn noch keinem dieser Herren Reform-Apostel in den Sinn gekommen, sich zu fragen, ob denn nicht vielleicht der soge nannte Krebsschaden irgendwo anders im Buchhandel liegen dürfte, als in der Organisation? In dieser Richtung auf einige richtige Sclbsterkenntniß hinzuwirken, ist der Zweck dieser Zeilen und zwar sollen sie zuerst die Herren Sortimenter in's Auge fassen, da von diesen ja die schmerzlichsten Rufe nach Besserung erschallen. Also, lieber Sortimenter, gehe einmal in dein Kämmerlein, schlage an deine Brust und frage dich offen und ehrlich: woran liegt cs, daß du keine Reichthümer erwirbst, daß du dich so nach Besserung deiner Lage sehnst? Liegt es daran, daß du soviel unnütze Swreibe- reien hast, daß du soviel unnöthige Frachten zahlen, daß du dich so viel mit Remiitenden, Disponcndcn -c. quälen mußt? Oder liegt cs daran, daß du mit soviel Verlegern zu ihun hast, die deine Kräfte ausnutzen, dich unbarmherzig um Zahlung drängen? Wenn du mit dir auf Du und Du und aufrichtig bist, wirst du dir in den meisten Fällen sagen müssen: nein, darin kann der Fehler nicht liegen, ich bin fleißig, ich arbeite gern, es geht mir auch schnell von der Hand, an Fracht spare ich soviel als möglich, kurz es liegt eben wo anders und dann ziehst du lciver meist den Schluß, daß cs in der falschen Organisation liegt. Nun gib Acht und laß dir von einem langjährigen Sorti menter, welcher das Leben vor und hinter dem Ladentisch kennt, ein Bild vorführen, etwas stark in den Farben, aber dennoch wahr: ein Lebensbild. Achtunddikitzigsier Jahrgang. Man war nun lange genug Commis und will endlich selb ständig werden; Geld hat man nicht viel, also muß man ein kleines Geschäft kaufen; man sucht lange, findet aber nichts Passendes. Doch gekauft muß sein, also frisch drauf, irgend ein Sortiment, welches man zwar nicht kennt, doch nach Versicherung des In habers brillant rcnlirt und „ausdehnungsfähig" ist. Man kann aus den Büchern zwar den Reingewinn nicht genau sehen, da sie natürlich nicht so pedantisch kaufmännisch geführt sind, aber gewonnen wird, das ist sicher, also abgeschlossen! — Nun geht's los, die Kund schaft kennt man nicht, das schadet aber nicht, man sieht den Geschmack derselben aus dem bisherigen Ansichtsbuch. Also fleißig zur Ansicht versandt, von früh bis Abend, inan muß neue Kunden haben, also in weiteren Kreisen versendet; die Stadt wird mit Novitäten über schwemmt, der Laufjunge kommt nicht zur Ruhe, der Chef auch nicht, nur fleißig drauf, es muß ja gut werden! So läuft bas erste Jahr um; man remittirt und diSpouirt, wundert sich und freut sich über die kleine Zahlungsliste, zu deren Deckung man etwas vom Capital nehmen muß (nun im ersten Jahre geht es ja nicht anders!) und dann geht die Geschichte wieder von neuem an. Zeit zu einem ordentlichen Jahresabschluß hat man nickt, man will es auch noch nicht, fürchtet sich etwas davor; vielleicht erst im nächsten Jahr denkt man, dann ist das Resultat auch besser. Eben sowenig hat man Zeit, den Absatz gehörig zu rcvibircn, Nachbe stellungen zu machen, nach der Wirkung der Ansichtssendungen zu forschen; ist aber auch ganz unnöthig, man versendet ja den ganzen lieben Tag, es muß ja etwas hängen bleiben. Dabei hat man sich als Gehilfe in den letzteren Jahren ein besseres Leben angcwöhnt; wenn das Salär nicht reichte, nahm man die Zinsen vom Capital. Das Leben setzt man als Prinzipal noch etwas verbessert fort, man hcirathet, bekommt Familie, dafür ist man desto fleißiger, da kann's ja nicht fehlen! Auf einmal merkt man mit Schrecken, das Capital ist zu Ende, man mußte es zur Deckung der fälligen Rate des Kaufschillings stark angreifen. — Die eingehenden Außenstände und der Baarverkauf decken gerade zur Roth die Ausgaben. Halt! die Ausgaben, ja die sind zu groß, Dank der schlechten Organisation des Buchhandels, also sparen. Der Gehilfe muß fort, dafür ein Lehrling her, im Bindfaden, in Maculatur, im Porto wird gespart, eine Gas flamme weniger angesteckt, dennoch bleiben die Spesen noch hoch. Man selbst lebt natürlich ebenso behaglich als früher weiter, dafür arbeitet man aber einige Stunden länger. So geht es nun weiter, da kommt die liebe Messe wieder einmal, aber Geld ist nicht da zum Zahlen; — nun man hilft sich, macht große Ucbcrträge, recht starke Disponcndcn, ordnet die Differenzen nicht und so geht es für dies- 301
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