für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H e r a u S g e g e b e n von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 103. Freitags, den 27.November 1840. Ueber Fabrication »nd Absatz von Romanen. (Aus der Preßzeitung.) Was wir hier nachstehend der Oeffentlichkeit mit beson derer Rücksicht auf Verleger und Sortimenter übergeben, sind Ansichten und Resultate, der praktischen Erfahrung entnom men. Wir hatten Gelegenheit, in einer Reihe von Jahren diesem Zweige des Buchhandels unsere besondere Thätigkeit zu widmen und die mannichfachen Verhältnisse desselben aus dem Grunde kennen zu lernen. Wenn gleich uns die Bescheiden heit gebietet, unsere Meinung darüber nicht als Autorität gel tend machen zu wollen, glauben wir doch unseren Worten in sofern eine gewisse Selbstständigkeit zugestehen zu dürfen, als wir uns bemüht haben, überall eine unbefangene, parteilose Ansicht zu bewahren. Bei allen Unternehmungen, sie seien welcher Art sie wol len, handelt jeder Verständige nach einem gewissen Principe, strebt danach, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, wählt die Mit tel zum Zweck demgemäß und glaubt so seinem Interesse am günstigsten zu verfahren. Die in neuerer Zeit gemachten be deutenden Fortschritte der Typographie ec. haben insofern ihre Wirkung aus den Buchhandel nicht verfehlt, als man bemüht gewesen ist, die Geistesproducte der Autoren in ein ihnen wür diges Gewand zu kleiden und so auch mittelbar zumKauf der selben anzufeuern. Man verlangt jetzt und zwar mit Recht eine der äußern Form entsprechende Ausstattung und auf jetzige Werke dürfte der Ausspruch eines witzigen Recensenten: das Werk ist aufdem schlechtesten Papier gedruckt, schade umdasschönePapier, nicht mehr buchstäblich, wohl aber dem Sinne nach noch passen. Bei der Ausstat tung schönwissenschaftlicher Werke und unter ihnen nament lich: der Romane, hat man einen doppelten Zweck, näm lich den: das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden. Es ist leider einmal in jetzigen Zeiten ihre Bestimmung, weniger gekauft als gelesen zu werden, und obgleich dies eine 7r Jahrgang. Schmach für Deutschland, ist sic durch Verhältnisse hervor- gerufen, deren Aenderung nicht in unfern Kräften steht, wie die Erfahrung zeigt. Die Hauptbedingung in der äußeren Ausstattung der Romane ist daher: Gutes, weißes, star kes Papierund neue, scharfe Lettern. Oft entschei det dies allein bei den Betheiligten den Ankauf; denn die Mehrzahl der Herren Bibliolhekcnbesitzer nehmen sich nicht die Mühe, die Werke nach ihrem Inhalte zu beurtheilen —> und zwar aus dem einfachen Grunde: w cil i hnen di e Be fähigung dazu mangelt. Das Motiv ihres Ankaufs ist entweder der Name des Verfassers, — ein brillanter Titel — oder ein sehr billiger Preis, und auf diese Nebensachen! — sowie auf Güte des Papiers, Druckes und Stärke eines Ban des richtet sich ihre Aufmerksamkeit. Wir übertreiben hierbei keineswegs, cs ist leider nicht anders. Der spekulative Verle ger wird daher mit den Wölfen heulen und in den sauren Apfel beißen. DicZeitderVcrsendung muß ebenfalls ein Hauptaugenmerk des Verlegers sein, da es den wesentlichsten Einfluß auf den Absatz des Buches ausübt. Im Sommer wird am wenigsten gelesen, also auch am wenigsten gekauft- Nur etwas Außergewöhnliches alsnothwcndig zu haben, Aner kanntes wird angeschafft, alles Andere aber einstweilen zurück gelassen. Durch das fortdauernde Erscheinen neuer Werke kommen die im Sommer versandten zur Zeit des wieder begin nenden stärkeren Ankaufs, im Herbste, in Vergessenheit, und bei der Unmasse des Neuerscheinendcn und des in Verhältniß so geringe» Publikums dafür sind die Bibliotheken um neue Sachen nie verlegen. Die Monate Octvber bis Ende Januar sind in dieser Beziehung die besten und viele Verleger haben dies schon erkannt, was die Menge der um diese Zeit ankom- mendcn neuen Romane beweist.— Die so häufigen unprak- tischenAnzeigen neuer Romane in öffentlichen Blättern zeugen noch vielfältig von der Unkenntniß des Erfolges und der Bedeutung derselben. Alleraisonnirenden Anzeigen 197