für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegebcn von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 79. Dienstags, den 3. Oktober 1837. Buchhandel. Durchgehauen! Motto: Und zu allen Zeiten, wenn der Buchhandel gefallen ist: ist er durch die Gelehrten gefallen. Man erschöpft sich im Börsenblatte in Erörterungen über Gutzkow's sehr voreilige, unverdaute Aeußerung, daß der Ruin des Buchhandels in dem Zusenden der neuen Werke an Particuliers bestände, welche dieselben gelesen dem Buchhändler wieder zurücksendeten, wodurch also mehr gelesen als gekauft werde rc. Ich bin seit 45 Zähren praktischer Sortimentsbuchhänd ler und bin es heute noch; daher glaube ich wohl ein Wort mitsprechcn zu können. Ich behaupte daher keck und un verhohlen, daß gewiß die Hälfte des Absatzes deutscher Bü cher in der mühsamen und arbeitsvollen Industrie der deut schen Buchhändler zu suchen ist, Bücher durch Zusenden an Particuliers an den Mann zu bringen — eine Maßregel, der ich noch heute in dem Bereiche meines Wirkens die be sten Erfolge zuschreiben kann. Der ehrenwerthe Verfasser der Wally wird sich daher bescheiden, daß er etwas ins Blaue hinein behauptet hat; doch um demselben seine voreilige Aeußerung etwas handgreiflich vor Augen zu rücken, mö gen folgende Argumente dienen: In den Jahren 1800, 1 u. 2 war ich in der damals sehr ansehnlichen Handlung des Herrn Carl Ernst Bohn in Hamburg. Durch Zusenden an Particuliers verkaufte diese einzige Handlung 800 Schiller's Jungfrau von Or leans und 600 Kotzebue, das merkwürdigste Jahr meines Lebens; ohne Jusenden wäre nicht der dritte Theil verkauft worden. In diesem Sommer habe ich durch Zusenden ge- gegen 40 Fleischhauer, das bäuerliche Verhältniß, abgesetzt; 4r Jahrgang. ohne Zusenden würde ich keine 6 Exemplare verkauft haben. Freilich wird bei dieser Art des Büchervertriebs nur das Acht bare und Nützliche der Deutschen Literatur abgesetzt, denn nur der literarische Schund kommt gelesen zurück. Ich fordere alle meine Herren Collegen auf, das nächst erscheinende Werk des ehrenwerthen Verfassers der Wally nicht unbestellt an die Particuliers auszusenden, damit cs ihm recht deutlich in die Augen und in den Beutel falle, welche unbesonnene Aeußerung er sich gegen uns erlaubt hat. In Gutzkow's Behauptung scheint mir aber auch eine versteckte Injurie zu liegen, und ich möchte ihm die Frage vorlegen: Hält er die deutschen Buchhändler für so bor- nirt und vernagelt, daß sie Zusendungen an Particuliers machen würden, welche blos lesen und nicht kaufen? dls ckootus stgus eruclitu» ultra pEuurnu — zu Deutsch: Schuster bleib' bei deinem Leisten. Weimar, d. 18. Sept. 1837. wilh. Hsffmann. Nachdruck. Der „Hamburger Beobachter" (1837 Nr. 36) erzählt folgenden Rechtsfall, zu dem uns eine geachtete dortige Buch handlung die Erläuterung gibt, daß Ernst Gracff, Va ter der Pariser Nachdrücke von Dütot 1rüre«, als er sich 8 Monate in Hamburg aufgehalten, dieses mit einer Buch handlung unter der Firma Rase u. Magnus beschenkt habe, die es sich zum Geschäfte mache, sich des Vertriebes der Pa riser Nachdrücke anzunehmen. Graeff sei übrigens bei die ser Firma nicht betheiligt, sondern die Besitzer seien zwei Juden, die für ihre Gefahr, doch mit seinen Sachen, handelten. 13»