Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.02.1878

Erscheint außer Sonntags täglich. — Bis früh S Uhr eingehende Anzeigen kommen in der nächsten Nummer zur Aufnahme. Börsenblatt für bcn Beiträge für da» Börsenblatt sind an die Redaction — Anzeigen aber an die Expedition desselben zu senden. Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum des BörscnvereinS der Deutschen Buchhändler. ^ 31. Leipzig, Mittwoch den 6. Februar. 1878. Amtlicher Theil. Bericht über die Generalversammlung des Vereins der Buch händler zu Leipzig am 28. Januar 1878. Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Herr vr. Eduard Brockhaus, eröffnete die Versammlung mit der Mittheilung, daß der Vorsitzende, Herr Stadtältester Raymund Härtel, leider durch Unwohlsein zu einem längeren Aufenthalte im Süden genöthigt sei und während seiner Abwesenheit statutengemäß durch ihn als der zeitigen Secretär des Vereins im Vorsitz in der Deputation wie in der heutigen Versammlung vertreten werde. Derselbe verlas sodann folgenden Geschäftsbericht: „Geehrte Herren! Das Jahr 1877, über welches wir Ihnen heute Bericht zu erstatten haben, war kein sehr günstiges und er freuliches wie für den Geschäftsverkehr überhaupt, so auch für den deutschen Buchhandel. Obschon die wirthschastliche und finanzielle Krisis, in der wir uns seit einigen Jahren befinden, und die vielfach gestörte politische Weltlage auf den Buchhandel bei seinen geordneten und bescheidenen Verhältnissen keinen so unmittelbaren nachtheiligcn Einfluß geübt und zu üben vermocht hat als auf manche andere größere, aber auch unsicherere Gebiete des Handels und Wandels, so haben wir doch die Einwirkung dieser Verhältnisse auf den deutschen und damit insbesondere auch auf den Leipziger Buchhandel allmäh lich immer stärker gefühlt, und in dem vergangenen Jahre wesentlich stärker als in den vorhergehenden. Hoffen wir, daß die günstigeren Aussichten, die das neue Jahr in politischer Hinsicht eröffnet, die daraus hervorgehende Consolidation der wirthschaftlichen Zustände, der infolge davon sich wieder hebende Wohlstand auch auf unseren Geschäftsverkehr wohlthätig einwirken werden, und daß diese Wir kung rascher und lebhafter eintrete, als es mit der gegentheiligen der Fall war. Nach außen hin hat unser Verein im vergangenen Jahre keine Veranlassung zu irgendwelchen Schritten, zur Wahrung seinerJnte- ressen gehabt. Selbst auf dem Gebiete der Gesetzgebung haben wir aus dem vergangenen Jahre nichts zu verzeichnen, was unmittelbaren BHug auf den deutschen und Leipziger Buchhandel hätte, und können nur dankbar constatiren, daß das letzte Jahrzehend alle berechtigten Wünsche auch nach dieser Seite hin vollständig erfüllt hat. Aber wohl scheint cs uns erlaubt und selbst geboten, auch an dieser Stelle dankbar eines Actes der Reichsgesetzgcbung zu gedenken, wiewohl er unsern Verein und den Leipziger Buchhandel nur mittel bar berührt. Wir meinen die im vergangenen Jahre durch das Reichsgesetz vom 11. April erfolgte Wahl Leipzigs zum Sitze des Reichsgerichts, dieser obersten Spitze der spätestens mit dem I.Octo- ber nächsten Jahres ins Leben tretenden Reichsjustizgebung. Die hohe Bedeutung, dieLeipzig unter den deutschen Städten als blühende Handelsstadt, als Sitz der am zahlreichsten besuchten deutschen Uni versität, als Centralpunkt des deutschen Buchhandels bereits hatte, Fünfundvierzigster Jahrgang. wird dadurch noch wesentlich erhöht werden, und die Einwirkung davon wird sich wie auf viele andere Geschäftszweige so gewiß auch auf den unsrigen geltend machen. Unter den Vorgängen in unserm Vereine selbst haben wir zu nächst die im Laufe des vergangenen Jahres und bis zum heutigen Tage stattgehabten Personalveränderungen unter unseren Mitgliedern zu erwähnen und gedenken da vor allem Derer, die uns durch den Tod entrissen wurden. Die Reihe derselben eröffnet ein Mann, der als eine Zierde des gesammten deutschen Buchhandels vor allem auch einer der hervor ragendsten und verdientesten Leipziger Buchhändler war und dem insbesondere unser Verein den wärmsten Dank schuldet: vr. Salomon Hirzel, gestorben am 8.Februar 1877, kaum 14 Tage nach unsrer letzten Generalversammlung. Fast 50 Jahre lang dem Buchhandel angehörend, 47 Jahre lang (seit 1830) in unsrer Stadt wirkend, übernahm er zunächst mit seinem Schwager Karl Reimer die altberühmte Weidmann'sche Buch handlung und errichtete dann 1853 unter seiner eigenen Firma eine Verlagshandlung, die er bald zu einer der geachtctsten und ange sehensten im Leipziger und dem deutschen,Buchhandel zu erheben wußte. Allein nicht nur seinem blühenden Geschäfte widmete er seine besten Kräfte, sondern neben demselben auch den gemeinsamen Interessen des Buchhandels, um den er sich nicht minder verdient machte als um die deutsche Literatur. Namentlich hat er in eifrigster und erfolgreichster Weise in unserm Verein und für denselben ge wirkt. Er war 29 Jahre lang Mitglied der Deputation des Vereins, in den Jahren 1837 bis 1842, dann 1853 bis 1875, davon 12 Jahre, seit 1864, Secretär. Was er in dieser Stellung geleistet, das wissen in vollem Umfange nur seine College» in der Deputation zu würdi gen, zumal er mehr im Stillen wirkte und nicht gern in die Oeffcnt- lichkeit tkat. Aber wie schon vor zwei Jahren, als der Verewigte sein Amt als Secretär und Mitglied der Deputation niederlegte, an dieser Stelle mit dem lebhaften Bedauern darüber ihm der wärmste Dank des Vereins für seine vielen und großen Verdienste aus gesprochen wurde, so fühlen wir uns in erhöhtem Maße heute dazu verpflichtet, nachdem er rascher, als wir damals dachten, uns entrissen worden ist. Diesen Dank, zugleich mit dem Gelübde wärmsten An gedenkens, sprechen wir hiermit dem Verewigten in feierlicher Weise im Namen des Vereins aus. Der Verein hat im verflossenen Vereinsjahre sechs seiner Mit glieder durch den Tod verloren, nämlich: außer Herrn vr. Salomon Hirzel, Firma S. Hirzel, am 4. April 1877 Herrn Ludwig Roßberg, Firma Roßberg.'sche Buchhandlung; ^ am 29. August Herrn Friedrich Wilhelm Grunow, Firmen Fr. Wilh. Grunow und F. L. Herbig; am 30. October Herrn Georg Christian Friedrich Brand stetter, Firma Friedrich Brandstetter; 67