für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputieren des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^ 24. Dienstags, den 23. März 1844. Der deutsche Buchhandel, der Börscnverein und die Presse» Die für die Eivilisation außerordentliche Wichtigkeit, welche der Buchhandel im Allgemeinen seit Erfindung der Buchdruckerkunst erlangt hat, wird wohl kein Unbefangener be zweifeln. Das unberechenbar wohlthatig für die Fortschritte der Humanität wirkende Moment desselben darf als allge mein anerkannt betrachtet werden. Durch ihn werden Schreibekunst und Buchdruckerkunst erst recht zu Gute ge macht. Auf dem sich täglich erweiternden Gebiete der gebil deten Welt vermittelt und erleichtert er die geistige Berührung, indem er die fortwährende Verbreitung und den beständigen Austausch der Literaturen der alten, neuern und neuesten Zeit betreibt, und in der Regel Jedem leicht zuführt, was er für seine besonderen Zwecke bedarf. Noch unmittelbarer anregend für geistige Interessen und Erweiterung von Eultur und Wissenschaft wirkt bei weiser Betriebsamkeit der Verlags buchhandel. Denn gar häufig gehen von ihm die Entwürfe zu wichtigen, allgemein wohlthätigen literarischen Unter nehmungen aus und noch öfter konnten dergleichen nur durch die von ihm an die Ausführung gesetzten Mühen und Ko sten verwirklicht werden. Dem unbemittelten Talente, dem aufstrebenden und von weltlichen Sorgen gehemmten Geiste ebnete schon oft ein würdiger Verlagsbuchhändler den Weg. Was der Forscher einsam ergründete, was der Menschenfreund beobachtete, was zur Abwehr von Unbill und Unverstand, was zur Wahrung der heiligsten Güter der Menschheit dem Papier anvertraut ward, das Alles führt der Buchhandel gleichsam wie ein Säemann dem Boden zu, wo es Wurzeln und Früchte bringen soll. Es wird aber auch kein Buchhändler, der von der edlen Bedeutung seines Gewerbzweiges wirklich ergriffen ist, denselben durch Beför derung des Gemeinen, der Unterdrückung, der Lüge, des Aberglaubens u.dergl. entwürdigen, so weit ihm möglich ist, dergleichen zu erkennen. Und darum wird ein Verlagshänd- 8r Jahrgang. ler, welcher seiner bedeutsamen Stellung sich bewußt und im Besitze der zu ihrek würdigen Ausfüllung erforderlichen Gei stes-, Gemüths- und materiellen Kräfte ist, mit Rotteck zu reden, „in Wahrheit eine Macht, und zwar eine naturge mäße dem guten Princip befreundete und vielfach hülfreiche, vom bösen Princsp aber mit Recht gefürchtete Macht." Um einen so schönen Berus würdig zu erfüllen, bedarf es außer den Geldmitteln freilich noch mehr, als jene Fe derungen bedingen,-welche der Eensurliebende, großherzog lich weimarische Eommissionsrath Gädicke an einen Buch händler macht. Dieser hat nach ihm genug Kenntnisse für seinen Handel, wenn er umfassende Büchcrkenntniß besitzt und weiß, welche Gelehrte und welche Zweige der Gelehrsam keit gerade Epoche machen (Gädicke, Eensur und freie Presse, in Pölitz Jahrb. 1832, II- B. S. 62). Glücklicherweise findet man auch nicht gar selten mehr bei den Mitgliedern eines Standes, der eine so wesentliche Rolle bei der Beför derung der höhern, idealen, aus Veredlung der Menschheit gerichteten Bestrebungen sein nennt. Und vom deutschen Buchhandel kann man das mit gutem Gewissen rühmen. Denn, um nur eins zu Bekräftigung anzuführen, es hat ihm zu keiner Zeit an Ehrenmännern gefehlt, welche ihren hö heren Beruf vor Augen hatten und im Herzen und sich ei nen Ruhm daraus machten, nicht blos das Edle in der gan zen Richtung ihrer Verlagsthätigkeit zu verfolgen, sondern auch mit lobenswerther Uneigennützigkeit zuweilen Werke zu drucken, welche der Wissenschaft allein zum Vortheil ge reichen. Mit der innern Organisation des deutschen Buchhan dels ist aber noch ein andres Moment der Wirksamkeit für denselben gegeben. Der Börsenverein der deutschen Buch händler hat vor Allem den Zweck der gemeinsamen Verhand lung und Betreibung allgemeiner Angelegenheiten des deut schen Buch- und Kunsthandels. Seine Generalversamm- 45