für den Deutschen Buchhandel uns für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. HerauSgegeben von den Deputieren des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvercins. Freitags, den 5. August 1842. Ucber einige Mißbrauche im französischen Buch handel und die Mittel zu ihrer Abstellung. (Fortsetzung des in No. 66 abgebroch. Art.) Kehren wir indcß wieder zum Buchhandel zurück. Ich würde hier Viele namentlich aufführen können, die den Buchhandel betreiben, ohne dazu privilegirt zu sein; wozu sollte dieß jedoch dienen?— Sic brauchten nur, wenn sie es Willens waren, um ein Patent einkommcn und sie wür den es unverzüglich erhalten; dem Ersten Besten wird ohne Schwierigkeit diese Vergünstigung heut zu Tage ertheilt wer den. Die Administration hat dcßhalb mehr als irgend Je mand dazu beigetragen, den Buchhandel in Verfall zu bringen, indem sie ohne Unterschied oft ganz unbefähigten Personen Patente bewilligte. Ich kenne Jemand, der schon seit einem Jahre ein Patent besitzt und so wenig Schul bildung genossen hat, daß er nicht einmal die Titel der zu verkaufenden Bücher lesen kann- Noch in keiner Zeit war die Zahl der Verleger so groß als in der jetzigen, und wie wenige von ihnen verdienen diesen einst so ehrenwerthen Namen! Man läßt heut zu Tage Bücher drucken und verkauft sie, wie Andere Pfeffer und Holzschuhe, ohne sich im mindesten darum zu be kümmern, ob man ein Werk verbreite, welches nützlich ist oder nicht; und wenn es trotz vielfacher Ankündigungen und Anpreisungen dennoch nicht gelingen will, das Buch an den Mann zu bringen, dann läßt man es durch Reisende, die es von Thüre zu Thüre tragen, in den Departements verbreiten. Der Reisende, der mit dem Verkaufeines solchen Bu ches beauftragt ist, verfährt gewöhnlich auf folgende Weise. Ec besucht zuerst die Kaffeehäuser, nähert dort sich Jeder mann und macht Bekanntschaft; dem Einen bietet er eine Partie Billard, dem andern eine Partie Piquet, dem dritten eine Partie Ecarte an, und da man nicht immer spielen Sr Jahrgang. kann, knüpft ec endlich ein Gespräch an, spricht vom guten und schlechten Wetter, von Mchcmed Ali und vom Großsulran, dann bei einem Kruge Bier oder einem Glase Cognac lenkt er die Unterhaltung geschickter Weise auf die Erzeugnisse dieses oder jenes Zweiges der Industrie, bis er endlich auf sein Buch zu sprechen kommt, das er auf alle nur erdenkliche Weise anpceist. Das Schwierigste für ihn ist, die ersten Exemplare unterzubcingen, ist ihm dieß einmal gelungen, dann hat er gewonnenes Spiel und es regnet förmlich Subscribcnten von allen Seiten. Wenn er auf diese Weise die Kaffeehäuser ausgebeutet hat, dann trägt der Reisende sein Buch von Haus zu Haus. Hier geht er offen zu Werke und spricht sogleich von seinem Buch, er citirt diejenigen, die ec. bereits in sein Garn ge lockt hat und fängt natürlich mit den bekanntesten und an gesehensten Personen der Stadt an. — Will er Jemand gewinnen, so wird er nie vergessen ihm zu sagen, daß sein reicher Nachbar bereits unterschrieben habe- Er kommt zehnmal, wenn cs sein muß, auf sein Buch zurück und aus Dünkel, wenn man nicht hinter Herrn N. N. zurückstehen oder ärmer als sein reicher Nachbar erscheinen will, wird oft eine Subscriptionsliste unterschrieben, ohne daß man vorher geprüft hat, ob das betreffende Buch nützlich sei oder nicht. Andere auch unterschreiben nur, um diese neue Art Blutegel wieder vom Halse zu bekommen. Dem Reisenden gelingt cs daher nicht selten eine große Zahl Subscribcnten zu sammeln. — Häufig empfangen diese Letzteren nur den Anfang, nie aber das Ende des Werkes, auf welches sie Unterzeichneten; ich wurde mehrere Male beauftragt, ein auf diese Weise an gebrachtes Werk zu vervollständigen. Ich kann nicht be greifen, wie der Reisende einen so großen Zauber aus das Publikum ausüben kann. Wenn ein etablirter und wohlbekannterBuchhändlcrJcmandem in seiner Wohnung ein Buch zum Kaufanbietet, so wird dasselbe fast stets zurück gewiesen, während es aus den Händen eines Reisenden, der 134