Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Seschäftsjweige. Herausgegeben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. vr. I. A. Bergt. Commissionnair: A. Frohbcrger. -0. Freitag, den ig. J„l, 1834. Buchhandel. Uebcr Unterricht in der Literatur für junge Buchhändler. Das Gebiet der Literatur ist jetzt weit umfassender als je und begreift eine solche Masse von Materialien, daß selbst wenige Gelehrte das Ganze übersehen. Die Kenntniß der Literatur begreift nicht bloS die Bekannt schaft mit Büchern, sondern auch die Ausbildung und Ver vollkommnung der Wissenschaften und schonen Künste. Wer die Bücher der römischen und griechischen Classiker und die Literatur der Deutschen, Engländer, Franzosen, Italiener :c. kennen lernen will, der muß sich nicht blos mit den Schriften dieser Nationen, sondern auch mit der Ausbildung der letztem bekannt machen. Für jeden gebildeten Mann ist die Kenntniß der Li teratur seiner Nation unentbehrlich, allein noch nothwen- diger und nützlicher ist sie für den, der entweder als Verlags- oder als Sortimcntsbuchhändlcr auftreten will. Die Schriften seines Volks, ihre verschiedenen Ausgaben, ihren Werth, ihren Preis und ihre Verleger muß er ken nen, und wer sieht nicht Un, welchen Umfang diese Kennt niß cinnimmt, und wie sorgfältig daö Studium aller dieser Gegenstände betrieben werden muß, wenn nicht Jrr- thümcr auf Jrrthümer gehäuft werden sollen? Wäre es daher nicht zweckmäßig, wenn sich ein gründlich forschen der und denkender Literator fände, der den Buchhändler- gehülfen Vorlesungen über diesen Zweig des menschlichen Wissens hielte? Manche Manuscripte würden dann unqc- druckt bleiben, weil man wüßte, daß schon Besseres vor handen sey; Andere würden gern Verleger finden, weil sie die Wissenschaft entweder weiter bringen und veivoll- kommnen, oder allgemein verständlich machen. Das Sel tene in der Wücherwelt würde bekannter werden, und da« Unnütze den verdienten Untergang finden. Manches Jahrgang. ist blos zeitgemäß und stiftet da viel Gutes; hat sich aber die Gestalt der Dinge geändert, so ist es von kei nem Nutzen weiter. Anderes behalt länger Werth, und noch Anderes trägt das Siegel der Ewigkeit an sich. Originelle Geisteswcrke sind für alle Zeiten und ideen reiche Bücher wecken Geister und fördern Schönes und Herrliches aus lange Zeiten. Die Kenntniß aller dieser Zwecke ist für den Buch händler so nothwendig als für den Gelehrten; denn wie oft kommt es allein allf ihn an, daß eine Veränderung der Wissenschaft bewirkt werde? Auf sein Anrathen und durch seine Aufmunterung erblickt manches Buch die Welt, das die Gestaltung der Dinge in der gelehrten Welt verändert, und wie oft streuet er Samen aus, der in ferner Zukunft reife Früchte hervorbringt? Die genaue Bekanntschaft Mit der Bücherwelt setzt ihn in den Stand, das Fehlende zu ergänzen, das Nützliche einzufüh- rcn und das Schone, Gute und Wahre auf eine kräf tige Art zu fördern. Sollten nicht auch die süddeutschen Buchhandlun gen in Leipzig ihre Rechnungen abschließen? Die leipziger Jubilate-Messe ist vorüber, und unsere norddeutschen und anderer Länder Eollegen außerhalb Leip zig kehren heim, belastet oder bereichert mit den Resul taten des vergangenen Jahres. Wohl diesen Eollegen, sie haben wenigstens das. vor den süddeutschen voraus, daß sie, möglichst rein gestellt, ihr Geschäft nun zu Hause gleichsam von neuem beginnen und den freilich leider nicht fehlenden Restanten die verdiente Ehre anthun können! Die Süddeutschen, und was dazu gehört, kehren auch zurück, aber mit der Sorge und Plage, welche sie mit zur Messe nahmen, und welche sie zu Hause wie- dersinden, indem von ihren Eollegen vom Rhein und 29